ADALBERT ALFONS SCHÜCK#

Dirigent
Adalbert Alfons Schück,Humorist

1887: Der Kapellmeister der Kurkapelle in Baden, Herr Adalbert Alfons Schück hat, wie wir erfahren, auf Ersuchen des Stadtrates von Baden die nächsten drei Jahre sich wieder Baden verpflichtet, und seinen diesbezüglichen Kontrakt mit der Stadtverwaltung bereits unterfertigt. Wir konstatieren diese Nachricht mit Freude und Befriedigung. Die zwei Jahre hindurch, welche Herr Schück in Baden verbracht, haben seine Dirigenten Eigenschaften im hellsten Licht gezeigt, und lassen den Wunsch, sich eine so wertvolle Kraft auch weiter zu halten, berechtigt und erklärlich erscheinen.

Herr Schück ist nun schon sieben Jahre Kapellmeister. Schon sein Vater übte den gleichen Beruf, indem derselbe noch jetzt als Stadtkapellmeister in Chiesch bei Karlsbad sich betätigt, und so stammt Schück aus einer musikalischen Familie. Der junge Mann hatte schon die verschiedensten privaten Musikstudien durchgemacht, ehe er daran ging, das gewonnene Wissen einheitlich zu verbinden, und sich systematisch auszubilden. Hierzu wurde Prag bestimmt, an dessen Konservatorium er die unter Professor Beneritz gepflegten Studien mit dem Diplom und Auszeichnung absolvierte. Von da ab datiert seine Notorietät. Direktor Fuchs, später Costa zogen ihn an das Josefstädter Theater, in dem er als Orchester Direktor angestellt war.

Auch als Kapellmeister im 20. und 25. Infanterie-Regiment, in denen er seinen Militärdienst verbrachte, war er sehr beliebt. In Karlsbad war er ebenfalls mit viel Erfolg tätig. Nebenbei versuchte er sich nicht ohne Glück als Komponist. Das heitere Tanzpoem ist vorwiegend das Gebiet, auf dem er in seinen Musestunden sich komponierend ergeht.

Die königliche Hofmusikalienhandlung Füstner in Berlin, die den Verlag seiner Kompositionen hat, rühmt die Beliebtheit, die seine Walzer und Lieder ob ihrer fleißigen, leichten und prickelnden Melodien besitzen. Nebenbei findet er noch Zeit, seine Tätigkeit größeren Aufgaben zuzuwenden. So z. B., die für Deutschand besorgte Instrumentierung der Operette „Gilette de Narbonne“, eine Arbeit, deren Schwierigkeit jeder leicht ermessen wird, denn nur die einfachsten Begriffe der Instrumentierung geläufig sind. Die Anerkennung, die Schück dafür eingeheimst hat, ist eine wohlverdiente.

Am 22. Juni fand sein Benefice in Baden statt. Es ergab ein reiches Ereignis, was weniger um des materiellen Erfolges wegen konstatiert sein soll, als um darin die Bestätigung der Tatsache zu erkennen, in welchem Maß dem kunstverständigen Kapellmeister die Sympathien Badens zu eigen sind., das diesen an dem Ehrentag seines Benefices durch zahlreiches Erscheinem Ausdruck gab.

Juni 1889: Durch die Vereinigung der hiesigen Kur-Kapelle mit der Theater-Kapelle ist ein seltsames Verhältnis eingetreten. Es ist gar nicht zu verwundern, wenn Her Direktor Straßmeyer die Musiker in erster Linie für seine Zwecke, nämlich für die Theatermusik, in Anspruch nimmt, während es andererseits nicht angeht, die Produktionen der Kur-Kapelle zu beeinträchtigen, denn sowohl die Theaterbesucher als auch die im Park lustwandelnden Kurgäste haben unzweifelhaft das Recht, auf die Einhaltung der gegebenen Versprechungen zu dringen. Ist nun das Wetter derart unsicher, dass keine Arena Vorstellung stattfinden kann, die Abendmusik aber dennoch im Park abgehalten wird, so tritt der Fall ein, dass sich die Musiker „zerreißen“ sollten, um an beiden Stellen gleichzeitig spielen zu können. Nachdem aber weder dem Direktor noch dem Publikum mit „zerrissenen“ Musikern geholfen sein dürfte, so wäre es vielleicht angezeigt, einen anderen Modus zu finden, um den Fatalitäten, die doch nur zu Missstimmung im Publikum führen können, auszuweichen. Es könnte ja für den Fall, dass im Stadttheater gespielt werden muss, stets eine Reservevorstellung anberaumt sein, bei welcher mit einer geringeren Zahl von Musikern das Auskommen gefunden werden kann; falls sich das aber nicht tun lässt, so müsste – und das wird sich übrigens als unabweisliche Notwendigkeit herausstellen – das Personal der Kapelle wenigstens für die wichtigsten Instrumente doppelt besetzt sein, um eine eventuelle Teilung der Kapelle so durchzuführen, dass dem Publikum kein Abbruch und den Musikern hingegen keine allzu große Bürde auferlegt würde. Die Anstellung einer um etwa die Hälfte verstärkten Kapelle liegt ja gewiss im Bereich der Möglichkeit, wenn man berücksichtigt, dass in den Vorjahren sogar zwei komplette Kapellen in Aktion waren.

In unserer vorigen Nummer, hat der Theaterreferent den allerdings nur vereinzelt vorgekommenen Fall kritisiert, dass bei einer Theatervorstellung die Musiker abhanden gekommen waren. Selbstverständlich sind dieser Kritik keinerlei persönliche, sondern lediglich fachliche Anschauungen zu Grunde gelegen, die öffentlich zu erörtern Pflicht der Journalistik ist. Bezugnehmend hierauf ist uns folgende Erklärung zugekommen:

Geehrter Herr Redakteur! Nachdem Ihrem geschätzten Blatt vom 6. .d. M. eine Anspielung auf meine Person ist, als hätte ich die Herren Musiker aus der Theatervorstellung am 3. Juni ins Park Konzert gerufen, teile ich Ihnen mit, dass dies eine Unwahrheit ist, da ich überhaupt über die Kapelle keine Verfügung treffen kann, sondern die Kapelle dem Herrn Direktor Straßmeyer untersteht. Ob ein anderer die Herren Musiker abgerufen oder ob Herr Direktor Straßmeyer selbst dieselben während der Vorstellung weggeschickt hat, ist mir unbekannt, es wäre daher angezeigt gewesen, dass Sie sich selbst früher von der Wahrheit überzeugen, bevor Sie diesen Artikel in Ihr Blatt aufnehmen. Indem ich Sie gleichzeitig bitte, diese Erklärung in Ihrem Blatt als Berichtigung aufzunehmen, zeichne ich ergebenst Adalbert Alfons Schück, Kapellmeister

Wir können nur hinzufügen, dass es uns nicht im Mindesten eingefallen ist, Herrn Kapellmeister Schück hierüber die Verantwortlichkeit allein aufzubürden, ebenso wenig wir in die Jeremiaden einiger Wiener Blätter mit einstimmen können, welche von einem Martyrium der Musiker sprechen, was aber durch die Mehrzahl der letzteren selbst in Abrede gestellt wird. Uns will es scheinen, dass die Herren Musiker sehr gerne „blasen“ wenn sie sich nur einen entsprechenden Verdienst „herausblasen“

Am 20. August 1892 fand am Abend in Baden bei Wien, das Abschiedsbenefice des Kurkapellmeisters Adalbert Alfons Schück im städtischen Park statt, und nahm einen sehr schönen und für den verdienstvollen Dirigenten einen ehrenden Verlauf.

Der Musikpavillon und der Pult des Kapellmeisters, wie auch der Parkeingang waren kunstvoll dekoriert. Der Zuspruch des Publikums war ein recht bedeutender und das Orchester brachte das künstlerisch äußerst gewählte Programm zur schönsten Aufführung.

Herr Schück und die Kapelle wurden auch wiederholt mit Beifall ausgezeichnet und war Herr Schück Gegenstand mehrerer Ovationen. Er erhielt einen silbernen Dirigentenstab, sowie Widmungen von Lorbeerkränzen. Außer den bekannten Musikstücken wurde noch „Valse phantastique“ von Riedel aufgeführt, welches den Beifall der Zuhörer fand und lobend erwähnt zu werden verdient.

Der verdienstvolle Kurkapellmeister Herr Adalbert Alfons Schück hat am 20. d. M. sein Abschieds-Benefice-Konzert unter rauschenden Ovationen gegeben, welche bewiesen, welch hoher Beliebtheit und reger Sympathien sich derselbe hier erfreut.

Als Eingesendet wurde am 29. September 1892 folgende Zeilen veröffentlicht: „Nachdem ich Freitag den 30. September Baden verlasse, bzw. aus dem Engagement hier scheide, und während dieser kurzen Zeit mir nicht die Gelegenheit geboten ist, mich von allen meinen Freunden, Gönnern und Bekannten zu verabschieden, sage ich hiermit allen Jenen ein herzliches Lebewohl! Adalbert Alfons Schück, Musik Direktor des Kurorchesters in Baden

1893: Direktor Müller-Guttenbrunner vom Raimundtheater war bestrebt für sein Theater ein gutes Personal sowie ein ausgezeichnetes Orchester zu engagieren. So hatte er sich den vortrefflichen Kapellmeister Adalbert Alfons Stück als Orchesterdirektor als eine glückliche Akquisition für dieses Theater bezeichnet werden.

Kapellmeister Schück war durch volle 10 Jahre als Dirigent der Kurkapelle in Baden bei Wien tätig und hat sich als solcher die Sympathien des Publikums im reichsten Maße erworben. Vorher war er als Orchesterdirektor an das Theater in der Josefstadt verpflichtet. Adalbert Alfons Schück wurde am 8. September 1855 in Chiesch in Böhmen geboren. Sein Vater war Schuhmachermeister und spielte in der städtischen Musikkapelle. Adalbert A. Schück studierte bei A. Bennewitz am Prager Konservatorium. Sein Lebenslauf lässt sich sehr schwer verfolgen, es gibt nur Bruchstücke die bekannt, oder in Zeitungen veröffentlicht werden. So soll er auch in der Kurkapelle in Karlsbad gespielt und im Orchester des Johann Strauß Bruders, Eduard als 1. Violinist gewirkt haben. Vom Josefstädter Theater wechselte er zum Carltheater. Seine nächste Station war Baden, wo er das Kurorchester übernahm. Von Baden wurde Schück in das Raimund Theater berufen. Sein Nachfolger in Baden wurde der populäre Komponist Karl Komzak der später am Badener Bahnhof den Tod fand, als er versuchte auf den bereits ausfahrenden Zug aufzuspringen, rutschte ab und kam unter die Räder des Zuges.

Der nächste Ort Schück Wirkens war das neu errichtete Kaiserjubiläums Stadttheater wo er mit Hellmesberger zusammen arbeitete. Es folgte ein Engagement nach Reichenau an der Rax dem prominenten, viel besuchten Kurort.

Bis zu seinem Tod am 16. März 1911 in Wien scheint sein Name kaum noch auf.

QUELLEN: Humorist 15. Juli 1887, S 4, Bild, 10. Dezember 1893, S 4, Cur- und Badener Zeitung, 27. August 1892, S 2, Badener Bezirks Blatt, 23. August 1892, S 3, 29. September 1892, S 4, 8. Juni 1889, S 4. ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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