AUSVERKAUF DER GOBELINSCHÄTZE#
Vieles an unserem Kulturgut ist nicht nur durch den Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, sondern man hat viele dieser Schätze einfach verkauft, besser ausgedrückt verschleudert, oder wollte es verpfänden weil man den Wert nicht erkannte und bei Verlust Gleichgültigkeit und kaum Interesse vorhanden war. Außerdem muss man in Notzeiten Luxusgegenstände meist unter dem wahren Wert veräußern, denn der Kunstmarkt wurde mit Angeboten überhäuft und war damit gesättigt. Die Redouten Säle waren ebenfalls mit Gobelins ausgestattet, was wurde damit gemacht, denn sie sind nicht mehr zu sehen. Deswegen gab es auch heftige Debatten, man benötigte den Erlös zum Kauf von Lebensmittel. Gab es wirklich keine anderen Möglichkeiten, als die kostbare Gobelin Sammlung zu reduzieren? Eine Sammlung, die übrigens Privatbesitz Kaiser Franz Joseph I., war.
Dem republikanischen Wien war noch nicht zu Bewusstsein gekommen, welch reiches künstlerisches Erbe ihnen zugefallen war. Die einzigartigen Bestände einer Sammlung von Weltbedeutung um die uns jedes andere Museum nur beneiden konnte. Wem war als erster diese glorreiche Idee gekommen: Otto Glöckel.
Selbst Karl Kraus war dagegen und äußerte sich in einem Gedicht: Alles. Nur nicht die Gobelins.
Das „Neue 8 Uhr Blatt“ brachte im Oktober 1919 die Hiobs Botschaft vom Verkauf der Gobelin Sammlung. Die Unterredung mit dem Direktor Dr. Glück der Gemäldegalerie.
„Nach den Mitteilungen des Staatskanzlers wird zunächst ein Teil der Gobelin Sammlung des ehemaligen Kaiserhauses zum Verkauf gelangen.“ Direktor Glück, der derzeit an den Arbeiten der Kommission für den Verkauf der Kunstwerke mitwirkt, hatte die Freundlichkeit einem unserer Mitarbeiter über die zum Verkauf gelangende Gobelin Sammlung folgendes mitzuteilen:
„Der bevorstehende Verkauf der Gobelins aus dem ehemaligen Hofbesitz hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese einzigartige Sammlung gelenkt, die nur wenige jemals in ihrer Vollständigkeit gesehen haben. Vor allem möchte ich bemerken dass der Begriff des Gobelins eigentlich erst seit dem Jahre 1662 seine sprachliche Richtigkeit hat. Damals begründete nämlich Ludwig XIV., die „Manufacture royale des tapisseries“, die in dem Hause der Färber Familie Gobelin ihren Sitz aufschlug. Seither wurden die Kunstwerke nach dem Namen der ersten Erzeuger benannt. Die Zahl der Gobelins der Hofsammlung möchte ich auf etwa 900 schätzen, die aus den Werkstätten von Paris(Gobelin), Brüssel, Nancy kommen.
Die hervorragendsten Stücke sind:
1. „Die Triumphe des Petrarca“ 15. Jahrhundert, 2. „Die sieben Tugenden“, Brüssel 16. Jahrhundert, 3. „Fructus Belli“ nach Giulo Romano, 4. „Die Apostelgeschichte“ Brüssel,16. Jahrhundert, 5. „Decius Mus“ (Rubens) 17. Jahrhundert, 6. „Das Leben Konstantins des Großen“ (Rubens), 7. „Karl V., Zug gegen Tunis“, 1535, Brüssel, 16. Jahrhundert, 8. „Leben des Joao de Castro“, 16. Jahrhundert, 9. „Die sehr wertvollen französischen Tapisserien nach Boucher.
Dies dürften so ziemlich die wertvollsten Stücke der Sammlung sein, von denen jedes einzelne einen Millionen Wert besitzt.“
Ein Teil der Gobelin Sammlung war zuletzt im September 1912, anlässlich des Eucharistischen Kongress in Verwendung, als außer den weltlichen Teilnehmern rund 6000 Geistliche aus aller Welt in Wien versammelt waren.
In der Hofburg empfing Kaiser Franz Joseph die Vertreter des Kongresses. Die Wände des Treppenhauses und der anderen Räume bis zum großen Zeremonien Saal waren mit Gobelins verkleidet. Die Zwischenräume wurden mit Tannenreisig ausgefüllt, um so für einen erfrischend wirkenden Waldduft zu sorgen. Die Festbeleuchtung, die Farben all das gestaltete sich zu einer unvergesslichen fürstlichen Prachtentfaltung.
„Die großartigsten historischen Tapeten, das Höchst erreichbare des Webstuhls, Produkte erhabenster Kunstentwicklung“.. so äußert sich Gottfried Semper in seinem Werk „Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten“.
Dr. Oskar van der Pernt meinte in der „Moderne Welt“:...Darum entbrannt, als sogleich Profitgier ihre schmutzigen Hände darnach ausstreckten, für die ungeteilte Erhaltung dieser Sammlungen ein heftiger Kampf, der den ersten Anstoß zu der Veranstaltung gab.
Eine außergewöhnliche, Welt geschichtliche Epoche war zu Ende, doch die Kostbarkeiten aus dieser Vergangenheit waren in den Jahren 1920 und 1921 im Schloss Belvedere als Schaustellung von Tapisserien und Orientalischen Teppichen aus ehemaligen Hofbesitz zu sehen und harrten der Besucher. Der Eintritt ist von Donnerstag bis Sonntag frei, Dienstag und Mittwoch ist die übliche Gebühr von 60 Heller zu entrichten.
Die Wiener Sammlung von Bildteppichen umfasst in rund 220 Serien 920 Tapisserien und findet in ihrer Gesamtheit ebenbürtige Gegenstücke nur in den Sammlungen von Madrid und Paris. In charakteristischen Exemplaren von unverwelkter Frische führt sie die Entwicklung der Bildwirk Kunst vom Beginn der Renaissance bis zum Rokoko in allen ihren Phasen vor Augen. Vor allem aber ist es die Reichhaltigkeit an hervorragenden Brüsseler Arbeiten aus dem zweiten und dritten Viertel des 16. Jahrhunderts, jener Blütezeit der Bildwirkerei, die der Wiener Sammlung ihre überragende Sonderstellung verleiht. Was ihren historischen Aufbau d. h. Die Art des Zusammen Fließens der einzelnen Stücke zur heute vorhandenen grandiosen Sammlung angelangt, so lässt sich hierüber nur bei wenigen Tapisserien genaueres sagen, mit Ausschluss eines enger umschriebenen Kreises von Werken, die aus dem Besitz Kaiser Franz I., des Lothringers herrühren.
Mit dieser Ausstellung wollte man den Kunstfreunden zeigen, wie großartig und welcher Schatz bisher im Verborgenen geschlummert hatte.
Hermann Schmitz veröffentlichte im „Belvedere“ einen Bericht über „Die Wiener Gobelin Sammlung“
Zu den bedeutendsten künstlerischen Veranstaltungen der Jahre nach dem Krieg gehört zweifellos die Ausstellung der ehemalig kaiserlichen Gobelin Sammlung in dem oberen Belvedere in Wien, die in zwei Abschnitten in den Jahren 1920 und 1921 statt fand. Durch die Darbietungen dieser, neben der königlich spanischen großartigsten Sammlung von Bildteppichen wurde zum ersten Mal weiteren Kreisen von Kunstfreunden ein vollkommener Begriff von dem Können und dem Umfang der europäischen Bildwirker Kunst in den Jahrhunderte ihrer höchsten Blüte übermittelt. Selbst auf die Kenner der Gobelinwirkerei musste diese stattliche Vereinigung in voller Farbenpracht erhaltener gold- und Seiden durchwirkter monumentaler Textilgemälde überwältigend wirken. Handelt es sich doch hier fast durchgängig um Ausführungen von seltener Qualität, die teilweise von den ersten Fabrikanten im Auftrag des Kaiserhauses oder der österreichischen Statthalter in Belgien gearbeitet wurden. Vor dieser in den ehemaligen Prunksälen des Prinzen Eugen ausgebreiteten, nicht enden wollenden Folge riesenhafter Wandbehänge von größter Kostbarkeit enthüllte sich dem geistigen Auge der Besucher noch einmal die welthistorische Bedeutung, der Glanz und die Macht des Hauses Habsburg im Augenblick, da die ehrwürdige Monarchie eben von dem Schauplatz der Weltgeschichte abgetreten war. Neben der künstlerischen und technischen Vollendung wirkte die geistige Kraft nicht minder überraschend, die sich in der überzeugenden Schilderung all dieser in der Tafelmalerei so ungewöhnlichen biblischen, mythologischen und geschichtlichen Darstellungen bestätigte.
Die überwiegende Menge, des über 900 Stück zählenden Bestandes wurde in dem Depot von Schönbrunn bewahrt und konnte nur bei seltenen Anlässen und mit großen Schwierigkeiten flüchtig gesehen werden.
Über die Ausstellung erschien anschließend eine Dokumentation mit Bildtafeln. Der Autor hofft, dass mit dem Abschluss der Ausstellung das herrliche Material nicht in Vergessenheit gerät, sondern erst recht seine Wirkung auf Künstler, Kunstfreunde und Forscher geltend macht und nach vielen Richtungen Nutzen bringt.
Die weitaus wichtigste Stellung in dem Bestand nehmen die Arbeiten von Brüssel aus dem 16. bis zum 18. Jahrhundert ein. Fast gänzlich fehlen allerdings die Brüsseler Erzeugnisse des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert, in denen die Tradition der Gotik noch lebendig ist.
Den Anfang bildet „Der Triumph der Keuschheit“, aus einer Folge von sechs Stücken mit den Triumphzügen nach Petrarca. Sie zeigten in ihren großen bunten Farbflächen als einzige Gruppe noch den Nachklang des großartigen und einfachen monumentalen Stils der gotischen Wandtapetenkunst des 15. Jahrhunderts.
Ein Ausschnitt aus dem „Ruhm“ mit der Figur Karls des Großen, der Renaissance Pilaster und die Trachten rücken diese sechs Stücke schon in das zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts.
Die Abraham Folge trägt außer dem Brüsseler Stadtzeichen einige Marken, die sich auf Pieter van Aelst und Wilhelm Pannenmaker deuten lassen. Diese beiden und als dritter im Bunde Franz Geubels sind die fruchtbarsten Brüsseler Teppichfabrikanten in der Zeit Karl V., Sie hauptsächlich haben nach den Entwürfen des Orley, des Pieter Coecke und des Vermayen die großen, in Wien und Madrid aufbewahrten mythologischen und historischen Folgen im Auftrag des Kaiser und des kaiserlichen Hauses ausgeführt.
„Die Flucht der Israeliten vor Hai und die Verbrennung Achans“ aus der Josua Folge. Die Bewegung der Gestalten und das Pathos gehen über die letzten Werke Orleys hinaus und sind schon nicht frei von Manier und Übertreibungen, wie die Borte von üppigen Frucht- und Blumenbüscheln mit Putten dazwischen gebildet.
Aus der Wiener Folge mit der Brüsseler Marke und dem Fabrikzeichen Wilhelm Pannenmakers ist hier der „Geiz“ abgebildet. Der Geiz fährt als geflügelte weibliche Gestalt mit Krallenhänden und Füßen in sich gekrümmt auf einem von Greifen gezogenen Wagen einher, von mythischen und historischen Gestalten begleitet.
Es folgen historisch denkwürdige Erzeugnisse der Brüsseler Bildwirkerei der Renaissance ist eine Verdüre mit dem Wappen Kaiser Karls V., aus einer von Wilhelm Pannemaker gewirkten Folge die ausnehmend schöne Zeichnung der Blumen und Kräuter verrät die gleiche Hand wie die Verdüre mit seinem Fasan in dem Berliner Schlossmuseum.
Immerhin ist die Wiederholung von Renaissance Kompositionen in der Barockzeit – noch 1740 ließ Philipp V., von Spanien die Tunis-Folge durch seine Manufaktur wiederholen - zu beachten.
Nr. 97 stellt den „Triumphzug des Juan de Castro“, portugiesischen Vizekönig von Indien durch die Straßen von Goa dar. Die 10 Stück umfassende Folge mit den Taten des Castro in Portugiesisch-Indien im Jahr 1538, um die Mitte 16. Jahrhundert in Brüssel entstanden.
Unter den Glanzstücken der Brüsseler Hochrenaissance rief natürlich die Vertumnus- und Pomona-Folge das höchste Entzücken aller Besucher hervor. Die Wiener Ausführung gehört, wie der Reichtum an Metallfäden schon anzeigt, zur besten Qualität.
Zu den Überraschungen der Wiener Ausstellung zählte die bis dahin nahezu unbekannt gebliebene Folge von mythologisch-allegorischen Kompositionen, die um 1540 in der Manufaktur von Fontainebleau für Franz I., gewirkt wurde.
Unter Leopold I., wurden sie von dem Tapessier Trechet in Wien stark erneuert.
Als wichtiges Übergangswerk auf der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ist die Diana-Folge zu nennen, die nach Entwürfen von Dubreuil bis 1602 in Paris im Anfang des 17. Jahrhunderts wiederholt gewirkt wurde.
Die Monogramme T, F, M, kehren auf einer Folge von sechs hoch rechteckigen Teppichen mit Gruppen von Philosophen wieder, die im Jahr 1919 aus Wien in den Handel gelangten; ein Stück davon wurde bei Lepke versteigert.
Aus der Pariser Manufaktur besitzt die Wiener Sammlung eine Konstantin-Folge nach den Entwürfen von Rubens . „Die Siegesgöttin krönt Konstantin“.
Die Wiener Sammlung kann sich rühmen Besitz einiger der wichtigsten Folgen , Entwürfen von Rubens-Schülern zu sein. An der Spitze steht die wundervolle Reihe von Darstellungen des Reitunterrichts des jugendlichen Ludwig XIII., nach Jordaens und wurde wieder im Jahr 1666 zur Vermählung Leopolds I., mit der Infantin Margaritha Theresia erwoben. Auch für die Geschichte des Pferdes und des Reiters sind die Szenen von Wert . Sie zeigen die spanische hohe Schule, die gerade damals unter Kaiser Leopold in Wien ihre glänzende Weiterentwicklung fand.
.Zum Schluss folgen noch einige der schönsten Brüsseler Schöpfungen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Aus den vier Weltteilen des Pieter van der Borghi sind „Europa oder der römische Karneval“ und „Afrika oder das Gastmahl des Mohrenfürsten“ in Abbildungen vertreten.
Das Neue Wiener Journal bringt im Jahr 1924 einen Bericht über die Gobelins: „Das liebenswürdige Entgegenkommen eines hohen Staatsfunktionärs hat mir vor einigen Tagen einen kleinen Einblick verschafft in eine nicht nur künstlerisch überaus interessante, sondern auch ungemein kostbare Welt von Wunderwerken, nämlich in die ehemals kaiserliche Wiener Gobelin Sammlung. Diese Schätze, die in der Zeit vor dem Umsturz der großen Allgemeinheit fast vollständig unbekannt waren, da sie früher nur anlässlich großer Hoffestlichkeiten in der Hofburg und im Schloss Schönbrunn verwendet wurden und die meiste Zeit unbeachtet in den verschiedenen Magazinen ein – nicht beschauliches Dasein führten, wurden erst in den letzten Jahren in weiteren Kreisen bekannt, einerseits durch gelegentliche – leider allzu seltene – Teilausstellungen, andererseits hauptsächlich durch die seinerzeit viel erörterten Verkaufsabsichten die uns um eine in ihrer Art einzig dastehende Sammlungen gebracht hätten.
Wir sind allesamt durch die Erlebnisse der letzten Jahre derart aus das Materielle gestimmt, dass wir jede Sache zu aller erst nicht nach dem künstlerischen, idealen, bildenden Seltenheits- oder Erinnerungswert, sondern - nach dem rein prosaischen Geldwert beurteilen. Was kann man dafür „kriegen“, ist immer bei solchen Gelegenheiten die erste Frage. Mein Führer meint lächelnd: „Der Geldwert einer derartigen Sammlung kann natürlich auch nicht annähernd angegeben werden, da die komplette Sammlung an sich ja fast – unverkäuflich wäre, oder zumindest bei einem Verkauf eben durch die Reichhaltigkeit und Fülle ihres Materials selbst ungemein Preis drückend wirken würde. Immerhin können wir den Geldwert der ehemaligen kaiserlichen Gobelins ruhig mit achtzig Millionen Goldkronen annehmen, ohne befürchten zu müssen allzu hoch zu schätzen. Wir brauchen ja nur daran zu denken, dass einzelne Stücke der viele Hunderte Exemplare umfassenden Sammlung schon im Frieden mit einer Million Kronen und darüber bewertet wurden und dass der Wert der Gobelins im allgemeinen in ununterbrochenem Aufstieg sich befindet, da die Wertschätzung und die Sammelleidenschaft des großen Publikums sich erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit den Gobelins zuwendet: vor fünf, sechs Jahrzehnten noch hielt man in weiten Kreisen Gobelins – für wertlosen Plunder, durch welche Ansicht wohl viele, viele kostbare Stücke unbeachtet zugrunde gegangen sein dürften...“
In dem ungemein reichhaltigen Inhalt der Gobelin Sammlung können wir uns an den einzelnen Exemplaren fast lückenlos die Geschichte der Teppich Werkkunst des XVI., bis XVIII., Jahrhunderts rekonstruieren, wir finden hier die prächtigsten Bildteppiche vom Beginn der Renaissance bis zur Rokoko Zeit. Besonders gut und reichhaltig vertreten sind die Brüsseler Teppiche, diese bekannten Meisterwerke der auf der höchsten Stufe stehenden flandrischen Bildwerkkunst. Besonders großartig wirken drei große Brüsseler Bildteppiche, die Szenen aus der Passion Christi darstellen und durch ihre meisterhafte Komposition und ihre peinlich genaue Ausarbeitung auf jeden Beschauer nachhaltig einwirken müssen. Brüsseler Teppiche sind auch die – wieder ganz anders wirkenden – acht Bildteppiche, die Szenen aus dem Landleben umfassen und von welchen vier Stück (Das Liebespaar in der Laube“, „Magd beim Hühner füttern“, „Lautenspieler“ und eine reizende „Küchenszene“), vor kurzem in einer - nicht gerade übermäßig stark besuchten – Ausstellung im Schloss Belvedere der allgemeinen Besichtigung zugänglich waren.
Von den französischen, den sogenannten Pariser Gobelins dürften zu den schönsten und wertvollsten die Stücke die Serien mit den Darstellungen „der sieben Tugenden“ und der „sieben Tod Sünden“, sowie die elf Teppiche umfassende Serie „Das Leben Alexanders des Großen“ zählen. Eine französisch-burgundische Serie sind die herrlichen Gobelins aus dem XVI., Jahrhundert, welche als Thema die „sechs. Triumphzüge Petrarcas“ behandeln. Aus dem Anfang des XVII., Jahrhunderts ist unter den französischen Teppichen eine Serie mit acht Gobelins interessant, die den König Ludwig XIII., in den verschiedensten Positionen als Reiter zeigt und vieles andere.
Von besonderer Wirkung sind alle Gobelins mit Darstellungen religiöser Sujets, wie die die bereits erwähnten Passions Szenen und die vielen Serien mit Alt testamentarischen Szenen: die „Tobias“ Folge, „Das Buch Josua“ und die „Geschichte des Abraham“. Gerade diese Gobelins nämlich fesseln den Beschauer, abgesehen von ihrer gelungenen Komposition und zumeist sehr imponierenden Größe, noch durch ihre überaus prächtige koloristische Ausarbeitung, die durch eine reiche Verwendung von Metallfäden hervorgerufen wird und diese Gobelins zu farbenprächtigen Gemälden macht.
Stundenlang könnte man von diesem großartigen und künstlerisch hochwertigen Schätzen, auf deren Besitz wir wohl mit Recht stolz sein können, noch erzählen und man hat, wenn man diese Sammlung ein wenig näher kennen gelernt hat, nur einen Wunsch: dass diese Sammlung in Teilausstellungen möglichst oft dem breiten Publikum zugänglich gemacht wird.
Quelle: Ausschnitte: Wiener Gobelin Sammlung, Hermann Schmitz, und Neues Wiener Journal 13. März 1924, 22. Jänner 1926, Moderne Welt 1930, Heft 7 Bildmateral von den Seiten 8 bis 10. ANNO Österreichische Nationalbibliothek.
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