BARON MUNDY#
Am 22. August 1894 hielt sich Baron Mundy im Helenental auf, beschenkte alle Bedienstete des Hotel Sacher in reichlicher Weise. Wie man feststellte trug der Baron schon seit mehr als acht Tagen ein auffällig verstörtes Benehmen zur Schau.
Den Abend verbrachte Mundy wie gewöhnlich in Gesellschaft der Familie Sacher in deren Hotel im Helenental. Gegen 11 Uhr nachts erhob sich der Gast mit der Bemerkung, er sei müde und wolle etwas früher schlafen gehen.
In auffallend warmer Art und Weise verabschiedete er sich sodann von den Mitgliedern der Familie Sacher und entfernte sich. Er suchte allerdings nicht seine Räumlichkeiten auf, sondern irrte eine Zeit lang planlos in den Straßen von Helental umher, bis er endlich auf einer Bank vor dem Palais des verstorbenen Erzherzog Wilhelm Platz nahm. Neben sich legte er die schussbereite Waffe, die verhängnisvolle kleine Pistole. In diesem Moment tauchte Her Sacher auf, dem es auffällig gewesen war, dass Baron Mundy sich nicht in sein Zimmer, sondern ins Freie begeben und der infolge dessen nach geraumer Zeit, ängstlich geworden seinen Gast und Freund suchen ging. Baron Mundy gab Herrn Sacher eine ausweichende Erklärung für die merkwürdige Situation, in der er ertappt worden ist und begab sich ins Hotel.
Gestern zu früher Stunde verabschiedete sich Baron Mundy nochmals von der Familie Sacher und erklärte, dass er nach Wien fahre, um abends wieder zurückzukehren.
Mundys letzte Stunden
Von der Sophienbrücke bis zur Schlachthausbrücke führt am Praterufer des Donaukanals ein wenig gepflegter, sonniger Weg auf dem Damm hin. Anfänglich zwar ist der Weg noch eine Straße, die Schüttelstraße, welche linksseitig von einem mächtigen Häuserkomplex flankiert ist, dann aber endet die Straße in einen Wiesenplan, neben welchem längs des Kanals der schmale Steig fortläuft. Er wird wenig begangen, kaum von Spaziergängern. Für Fischer ein reines Vergnügen, stille Plätzchen. Die Böschung, welche vom Damm zum Wasser führt, ist dich mit Sträucher und Weiden bedeckt.
Auf diesen einsamen Weg sahen einige Teppichklopfer gestern am Vormittag, so um die 10 Stunde, einen älteren Herrn auf und ab gehen. Er gestikulierte, langsam dahinschreitend, lebhaft mit den Händen und sprach vor sich hin. Den Teppichklopfern fiel das seltsame Benehmen des Mannes auf der unermüdlich dahin spazierte. Er fühlte sich plötzlich beobachtet und wandte sich dem großen Weidenwald zu, welcher sich gegenüber dem Erdberger Gaswerk ausgedehnt. Der Wiener Volksmund nennt diesen Weidenwald Darmwascherläufl zur Erinnerung an die alten Erdberger Darmwäscher.
Hier weilte der alte einsame Mann über eine Stunde. Noch einmal mochte er sich die ganze Tragweite seines Entschlusses, zu sterben vor Augen halten. Doch sein Vorsatz stand fest. Die Teppichklopfer bekamen ihn kurz wieder zu Gesicht achteten aber nicht weiters wie er dann die Böschung hinab stieg. Plötzlich hörten sie einen Schuss und jetzt erst wurden sie gewahr, dass der alte Mann nicht mehr zu sehen war. Sie eilten rasch zu der Stelle, wo sie ihn zuletzt gesehen hatten, durchsuchten die Gebüsche, und fanden den Mann aus einer Kopfwunde stark blutend, hart am Ufer des Kanals liegend. In der Hand hielt er eine kleine Pistole – ein Selbstmord“ Die Beine waren bis zum Oberkörper im Wasser, während der übrige Teil auf die linke Seite zurückgesunken war. Aus der rechten Schläfe schoss ein dicker Strahl Blut, der das Gestein und Erdreich färbte. Die Augen waren offen und starrten in das graue Nass, Während die Männer sich mühten den Greis besser zu betten, liefen angelockte Kinder um einen Wachmann zu holen.
Im Verein mit diesem zog man den bereits leblosen Körper aus dem Wasser. Hilfe war schon zu spät. Auch der Blutstrom war bereits versiegt, an der Wunde bildete sich eine Kruste geronnenen Blutes.
Eineinhalb Stunden später war die polizeiliche Kommission mit dem Polizeikommissar Winter und dem Polizeiarzt Dr. Müller zur Stelle. Dr. Müller konnte nur den bereits eingetretenen Tod feststellen. Im rechten Hosensack des Selbstmörders fand ,man in ein Taschentuch eingewickelt einen sechsläufigen, geladenen Revolver. Das Taschentuch trug die Märke „J. M.“ In der Westentasche befanden sich zerknüllte 42 Gulden.
Niemand erkannte den Mann und der Polizeikommissar ordnete die Überführung auf das Praterkommissariat an. Die Träger kamen erst um 4 Uhr um die Leiche abzutransportieren. Inzwishen deckte man den Toten mit Weiden und Pappelruten zu. Da gesellte sich zu der Menschenmenge ein Mann hinzu der sofort erkannte wer dieser Mann sei. „Es ist Baron Mundy der Schriftführer der Rettungsgesellschaft“ erklärte der Mann, welcher sich Schimanek nannte.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde vom Selbstmord Mundys.
Um 4 Uhr fanden sich die Leichenträger ein um ihn in das Praterkommissariat zu bringen, wo man die Leiche agnoszierte und die Überführung der Leiche in die Totenkammer. Seine Züge sind kaum entstellt und selbst die verglasten Augen, weit geöffnet, haben einen friedlichen Ausdruck.
Die Rettungsgesellschaft erfuhr die Todesnachricht erst am Abend und rief große Bestürzung hervor. Eine vierwöchige Trauer wurde festgelegt, und Trauerfahnen gehisst.
Mundys Veränderung
Wie die nächste Umgebung bemerkte, war Mundy seit dem Tod Billroths sehr verändert und ein anderer geworden. Als er Frau Mizzi Sacher von dem Leichenbegängnis heimkehrte, war er völlig niedergeschlagen und einige Tage hindurch verschlossen und untröstlich. Ein neuer harter Schlag traf ihn mit dem Tod des Erzherzog Wilhelm und meinte, sein letzter Gönner ist tot . Einige Tage darauf verlor er abermals einen Freund, Prinz Croy war gestorben. Das nahm sich Mundy sehr zu Herzen und sagte: „Einer nach dem anderen wird zu Grabe getragen, und nur ich lebe noch!“ Klagen über die Schmerzen, die ihm sein Leiden verursachte, ließ er nie laut werden.
Frau Sacher die seit 19 Jahren in seiner nächsten Umgebung weilte und ihn zuweilen auch auf Reisen begleiten musste, erkannte die trübe Seelenverfassung. Mundys eigentliche Familie war das Ehepaar Sacher an der er inniger Zärtlichkeit hing. Frau Sacher die er schon als Kind kannte, war ihm wie eine Tochter und an ihrem Ehrentag erster Beistand ihres Mannes gewesen.. War er für einige Tage weg, schrieb er ihr Briefe, Ohne sie ging er sonst nirgends hin. War er längere Zeit in der Ferne, musste Frau Sacher ihm nachreisen. Ihren Kindern war er ein guter Berater.
Popularität
Baron Mundy war eine stadtbekannte Persönlichkeit den man bei Tausenden von Unglücksfällen zu sehen bekam, denen er Hilfe leistet, man brachte ihm Verehrung entgegen. Mit schwärmerischer Liebe hingen die Mediziner der Rettungsgesellschaft, die Freiwilligen an ihm. Für sie war er ein väterlicher Freund, saß bei ihnen, plauderte mit den jungen Leuten, lernte deren private Verhältnisse kennen, interessiert sich für ihr Studium, wenn er dann vernahm, dass so mancher in ungünstigen materiellen Verhältnissen sich befindet griff Mundy in diskreter Weise helfend ein. Befreite so manchen aus seiner Schuldenlast, wünschte dann nur von diesem strenge Erfüllung des freiwilligen Samariterdienstes.
Mundy verfügte über eine umfassende Bildung und große Belesenheit. Man hörte ihm gerne zu, hatte er doch viel erlebt, interessante Persönlichkeiten aus Diplomatie und Künstlerkreisen kennen gelernt. Wenn er gut gelaunt war, sang er Arien aus Opern und Operetten vor. Seine größte Freude war es, mit seinem Freund Graf Wilczek oder Billroth beisammen zu sein, wenn Virchow, der Tragöde Ernesto Rossi oder Sarah Bernhardt, mit denen er ebenfalls innig befreundet war, nah Wien kamen, das waren für ihn Festtage. Mit vielen anderen verkehrte er im regen Briefwechsel, es kam ihm zugute, dass er sich in französischer, italienischer und englischer Sprache ebenso gut auszudrücken verstand.. In Berlin war Kaiserin Augusta unter den Zuhörerinnen seiner Vorträge. Prinz von Wales wünschte ihn zu sehen sobald er sich in England aufhielt. In all den Hauptstädten der Kronländer Österreich-Ungarn wurden Rettungsgesellschaften eingerichtet.
Trauerkundgebungen
Von allen Seiten treffen Trauerkundgebungen ein. Kaiser Franz Joseph, der in Ischl über den Tod Mundys noch am selben Tag telegraphisch informiert wurde, soll auf das tiefste ergriffen gewesen sein.
Der langjährige Freund Baron Mundys, Hans Graf Wilczek, weilt gerade zur Kur in Reichenhall, die Nachricht wirkte so erschütternd auf ihn, dass ihm von ärztlicher Seite die Abreise von Reichenhall untersagt werden musste. Das Telegramm, welches er an Dr. Charas sandte lautete: „Namenlos ergriffen durch das Ende meines edlen Freundes, bitte ich Sie, alles zu verfügen, was die Gesellschaft zu leisten imstande ist, um ihrem Schöpfer die letzte Huldigung, den letzten Dank darzubringen. Ich bin tief betrübt, nicht in Wien sein zu können, mein Sohn wird mich vertreten, Wilczek“
Die Stadt Wien, welche dem Dahingeschiedenen so viel verdankt, hat durch Vizebürgermeister Dr. Richter und Matzenauer kondoliert und eine Kranzspende wurde angeordnet.
Die Rettungsgesellschaft in Budapest hat die Trauerfahne gehißt und eine Deputation nach Wien gesandt.
Auch von einem Denkmal auf öffentlichem Platz ist bereits die Rede.
Aus allen Teilen der Monarchie kamen Spenden für die Rettungsgesellschaft
Mundys Leben
Mundy wurde am 3. Oktober 1822 in dem durch seinen ersten Besitzer Grafen von Zinzendorf berühmten zehn türmigen Schloss Eichhorn in Mähren als jüngster Sohn des Johann Freiherrn von Mundy und der Gräfin Isabella Kalnoky von Köröspatak geboren. Seine Mutter litt an Verfolgungswahnsinn und brachte 15 Jahre in einer Privatirrenanstalt zu. Er sollte nach dem Willen des Vaters nach Absolvierung des Gymnasium und Philosophie der Theologie widmen. Doch der Sohn weigerte sich und wollte Medizin studieren, für den Vater nicht standesgemäß. Und als er auf das Brünner Alumnat gebracht, noch immer sich weigerte, ließ ihn der erzürnte Vater zum 45, Infanterie-Regiment als Kadetten assentieren. Durch seine hervorragenden Geistesgaben und durch Fleiß lenkte er bald die Aufmerksamkeit auf sich, und wurde im Jahr 1848 dem Fürsten Felix Schwarzenberg, bald darauf dem Grafen Lichnowsky beim Militär Gouvernement in Mailand als Adjutant zugeteilt. Unter Fürsten Carl Schwarzenberg und Franz Grafen Gyulay wirkte er bei der Statthalterei in Mailand, wies jedoch anspruchslos und bescheiden jede Auszeichnung zurück. Zu Beginn des Jahres 1852 zum Hauptmann im sechsten Infanterie-Regiment Graf Coronini ernannt, entschloss er sich in seiner galizischen Garnison, kurze Zeit nach beendigter Kriegsbereitschaft nach dem Krimkrieg 1855 das Militär zu verlassen um sich seinem Lieblingsstudien, der Medizin, zu widmen. Er war inzwischen 32 Jahre alt, entschloss er sich, nach zwölfjähriger ehrenvoller militärischer Laufbahn, sich zu Würzburg auf die Schulbank zu setzen. Bereits nach absolviertem vierten Semester wurde Mundy ausnahmsweise zur Doktorprüfung zugelassen, die er glänzend bestand.
Während seiner ganzen Militärzeit verpönte der Offizier Baron Mundy die Stockstreiche und andere Züchtigungen der Soldaten und er ließ es auch nicht zu, dass seine Untergebenen gegen die Mannschaft hart auftraten.
Als er im Ausland die Irrenpflege studierte, wurde er von Gyulay telegrafisch nach Italien berufen. Er war bei Montebello, Rossaco, Como, Varese, Magenta und Solferino als Adjutant und in Diensten der Militär-Sanität. Am 12. Juli 1859, dem Tag, nach dem für Österreich so kostspieligen Frieden zu Villafranca quittierte Hauptmann Baron Mundy seine Charge.
Damit war seine militärische Laufbahn beendet und nun begann seine später Lorbeer gekrönte Arbeit als Arzt und Wohltäter. Er war nach Dr. Graf Harrach, der unter Leopold II., medicinae Doctor wurde, der erste Cavalier, der Arzt wurde. Virchov, Kölliker, Scherer, Scanzoni, Bamberger und Linhart waren in Würzburg seine Lehrer. Dann machte er Studienreisen nach England, Frankreich und Belgien um die Irrenbehandlung kennen zu lernen, welchem ärztlichen Zweig er auch später seine Doktor-Dissertation gewidmet hatte.
Um das neue System der Irrenbehandlung, welche mit den alten „Narrenturm“ Kerkern brach, aller Welt anschaulich zu machen, erbaute er zu Paris im Jahr 1867 im Park des Ausstellungspalastes ein eigenes Musterhaus, in welchem er die wissenschaftliche und praktische Seite der Frage durch Karten und Pläne dem Publikum leicht zugänglich machte, ein Unternehmen, das ihm 60.000 Gulden kostete. Ihm gebührt daher das unbestrittene Verdienst, einer der Ersten gewesen zu sein, der die Irrenfrage zu einer Tagesfrage erhoben. Über dasselbe Thema hat er später oft öffentliche Vorträge gehalten.
Sanitätswesen
Mundy hinterließ 16 psychiatrische Schriften in französischer Sprache, 7 in englischer und 11 in deutscher Sprache, außerdem die Biographien von Van Swieten und Ludwig Schlager verfasst, eine ganze Reihe von Werken über Militär- und Zivil-Sanität erscheinen lassen, Vorschriften für den Salubritätsdienst, für erste Hilfeleistungen aller Art, endlich die vielen verständlichen Vorträge, die er hielt, veröffentlicht und teils unentgeltlich, teils zu Gunsten der später von ihm geschaffenen Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft in großer Auflage abgegeben. All das ist derart umfangreich, dass es eine Bibliothek füllen würde.
Auch die öffentliche Gesundheitspflege lag Mundy sehr am Herzen. Dem Leiter des Innenministerium Dr Giskra wurde damit sehr zugesetzt, damit es nicht beim Alten bleibe und Mundy war einer der eifrigsten Kämpfer für die Neuorganisation des Sanitätswesen. Scharf schrieb er gegen die „Untätigkeit der Bürokratie“, und stellte England, Frankreich und Deutschland als Muster hin. Ein Satz von ihm sei zu Charakteristik seiner Schreibweise zitiert: „Wann werden wir und der Früchte reformierter Anordnungen erfreuen? Wann werden dieselben endlich den Völkern zum Bedürfnis werden, und dadurch jeden Einzelnen zur Reinlichkeit und Gesundheitspflege, sowie zur Achtung vor den Sanitätsgesetzen erziehen? Wann, fragen wir, sollen wir wirklich legislative und exekutive Sanitätsreferenten erhalten und nicht bloß ehrliche Aktenfüchse?“
Mundy in seiner überzeugenden Art fürchtete keineswegs den Groll der Hohen und Mächtigen im Staate. Giskra antwortete ihm im Jahr 1868 einer Deputation von Apothekern, welche um Reformen baten „Bevor an der Organisation des Sanitätswesens gegangen werden kann, müssen die Reichsrats- und Landtags-Angelegenheiten erledigt sein!“ Auf diesen Ausspruch veröffentlichte Mundy einen Artikel, in dem er fragte; „Ist das öffentliche Sanitätswesen keine Reichsfrage? Nicht es soll, sondern es muss!“
Im Winter 1868 hielt Mundy an der Josefs Akademie einen Zyklus von Vorträgen. Das Thema „Warum in Österreich das gesamte Sanitätswesen zurück blieb“ Auch das Militärsanitätswesen war ein Thema.
Kriegsschauplätze
Bei jeder kriegerischen Auseinandersetzung sah man Mundy als Arzt an Ort und Stelle. So auch im Jahr 1866 wo er sich der Armeeleitung zur Verfügung stellte.
Dann war er Sous Chef im Praterspital später Chefarzt zweier Trautenauer Feldspitäler. Heimgekehrt quittierte er sofort wieder seine Regimentsarztstelle und wurde vom Kaiser mit dem Titel eines Stabsarztes ausgezeichnet, den er erst niederlegte, als er außerordentlicher Professor an der Wiener Universität wurde.
Nach dem Krieg wird Mundy Präsident der Kommission für die Reform der Genfer Konvention in, Paris, reich an Erfahrungen, Wissen und Organisationstalent wie er war, hatte er wichtige Bestimmungen durchgesetzt. Ein Jahr später weilte Mundy als Delegierter der Regierung in Genf. 1869 sah man ihn in Berlin und Ende dieses Jahres in der Bocca von Cattaro um die Sanitätsanstalten zu prüfen.
Zu Beginn des Jahres 1870 erkrankte er an Kopftyphus, aber kaum genesen, reist der Vielbeschäftigte als Delegierter des Kriegsministeriums abermals nach Paris.
Bei der Belagerung in Paris und während des Aufstandes der Kommune war Mundy Direktor dreier großer Feldspitäler, dem Pariser Abgeordnetenhaus und der Österreichischen Botschaft, dann im Park zu Saint Cloud in der Ambulance de la Grand Opéra, als ärztlicher Leiter und Organisator, gehört der damaligen Geschichte an, und die Franzosen gedenken seiner in Dankbarkeit.
Im Jahr 1872 beschloss er seine siebenjährige militärische Tätigkeit in welcher er ohne Bezahlung und zwar immer über Aufforderung der österreichischen Regierung unermüdlich tätig war, endgültig zu beenden.
Die freiwillige Hilfe im Krieg war ihm ein großes Anliegen. So ist er bei dem Deutschen Ritter-Orden mit der Lösung der Organisation beschäftigt. Später versuchte es Mundy dann beim souveränen Malteser-(Johanniter)Orden als General Chefarzt auf Wunsch seines langjährigen Freundes des Großpriors Fürsten Othenio Lichnowsky-Werdenberg. Seine Tätigkeit in dieser neuen Stellung war eine äußerst segensreiche. Der Orden, der einen Teil des Evakuationsdienstes der Verwundeten übernahm, war genau nach Mundys Studien und Elaboraten ausgerichtet.
Als die Serben im Jahr 1876 gegen die Großmacht Türkei um ihre Freiheit kämpften, war natürlich Mundy zur Stelle, denn schon die ersten Gefechte brachten unbeschreibliches Leid ins Land. Viele der Verwundeten mussten hilflos und einsam verbluten, da es zu wenig Ärzte gab wurden Geiern und wilden Hunden zur Beute..
Da war nun Mundy, der weder um Orden noch andere Vorteile für sich in Anspruch nehmen wollte, sondern aus reiner Barmherzigkeit die riesige Aufgabe übernahm im Lager der Serben einen menschenwürdigen Sanitätsdienst einzurichten.
Ende Juli traf Dr. Mundy in Belgrad ein und in kürzester Zeit waren zahlreiche Baracken Spiäler geschaffen. Kaum von dort zurück zog Mundy der ewige Samariter in den russisch-türkischen Krieg und leitete in Konstantinopel den roten Halbmond.
Kaum wieder nach Österreich heimgekehrt erkrankte er, doch bald darauf 1878 war er bei der Okkupation Bosniens an der Spitze des mobilisierten Malteser Ordens.
Ringtheaterbrand
Von 1879 bis 1881 vertraute er seiner Feder alles wissenswerte, beratende und erzählende an und brachte diese neuen gesammelten Erkenntnisse in einer Reihe von Schriften heraus. Doch dann wurde Wien von einer entsetzlichen Feuerkatastrophe heimgesucht, bei Hoffmanns Erzählungen der Brand des Ringtheaters wo zahlreiche Tote zu beklagen waren. Es war der denkwürdige 8. Dezember 1881, der Tag der Rat- und Hilflosigkeit der Anlass dazu gab die glänzende humanitäre Schöpfung Mundys genialstes Meisterwerk entstehen zu lassen.
Der Großbrand war das Signal, dass etwas geschehen musste. Mundy als Proponent und Schöpfer, als Organisator, ihm treu zur Seite, dem großen Menschenfreund Hans Graf Wilczek , gestützt in seinem Streben des Fabriksbesitzer Gustav Chandoir, Arch. Franz Gruber, Chefredakteur Edgar von Spiegl, Hugo Zipperling, Prof. von Mosetig usw. entstand die Rettungsgesellschaft.
Am 1. Mai 1883 wurde die erste Sanitätsstation auf dem Fleischmarkt eröffnet, damit war die Krönung Mundys vollbracht.
Ein schöneres Haus der Rettungsgesellschaft gab es ab dem 1. Mai 1889 am Stubenring 1.
Aufbahrung
Baron Mundy ruht, bekleidet mit der Malteser-Uniform, im Bibliothekssaal der Rettungsgesellschaft, in dem Haus dessen Trauerfahne den schweren Verlust der Gesellschaft verkündet. Von 3 bis 6 Uhr war dem Publikum gestattet, sich von dem Toten zu verabschieden. Die großartige Trauerkundgebung, die dem Toten schon am Vortag von den Wienern gezollt wurde, war geradezu einzig in ihrer Art und wahrhaft rührend.
Vor dem Bau, der überall Trauer-Embleme trägt, stand ein Torwächter in altdeutscher Tracht. An ihm zogen nun Tausende von Menschen drei Stunden lang vorbei in den ersten Stock, wo Baron Mundy lag. Alle Stände waren vertreten, wollten ihm die letzte Ehre erweisen. Jedermann trat auf die Stufe, um durch den gläsernen Deckel noch einen Blick auf die unveränderten Züge des Verblichenen zu werfen
Im Vestibule standen der trauernde Chefarzt Dr. Charas mit seinen Getreuen. Schwarze Teppiche dämpften die Schritten der durchziehenden Menge. An den Gittern des Stiegen-Geländes hingen zahlreiche Kränze.
Der Leichenzug mit den achtspännigen Galawagen gestaltete sich durch die Teilnahme der Bevölkerung und den Deputationen der Provinz Rettungsgesellschaften und all den Persönlichkeiten zu einem imposantes Gepräge, bewegte sich über die Ringstraße und Wollzeile zur Dominikanerkirche, wo die Einsegnung statt findet. Ein Standartenträger reitet voran, dreißig Bedienstete der „Concordia“ mit Wappen und Fackeln gehen zu beiden Seiten, der gesamte Sanitätsdienst folgt in Trauerkleidung zu Fuß. Ein Ambulanzwagen darf nicht fehlen. Nach der Einsegnung wird die Leiche über die Ringstraße, Schwarzenbergplatz, den Rennweg, Simmeringer Hauptstraße zum Zentralfriedhof geführt. Die Abschiedsworte hielten dann beim Grab der Präsident der Rettungsgesellschaft Lamezan, der Chefchirurg Prof. Ritter von Mosetig und Chefarzt Dr. Charas.
Wegen der Unterführung der Stadtbahn musste die Rettungsgesellschaft den Platz räumen. Kaiser Franz Joseph stellte ihnen einen neuen Bauplatz zur Verfügung. In den Jahren 1897 bis 1899 entstand der Neubau und seitdem ist die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft in Wien 3. Radetzkystraße 1 beheimatet.
QUELLEN: Neue Freie Presse, 24. August 1894, S 4, Neues Wiener Journal, 24, August 1894, S 2, 25. August 1894, S 3, Das interessante Blatt 30. August 1894, S 2,Bild, Ill. Wiener Extrablatt 8. Dezember 1901, S 8 Bilder ANNO Österreichische Nationalbibliothek
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/BARON_MUNDY
Hinweise:
Mundy Jaromir (AEIOU)
Jaromir von Mundy(AustriaWiki)
Jaromir von Mundy Bilder