BURG BERNSTEIN#
Unter den zahlreichen Burgen und Schlösser des Burgenlandes, befindet sich das Schloss Bernstein, ebenfalls mit bewegter Geschichte.
Die Burg Bernstein die gebieterisch über dem Tauchental herrscht, wurde ungefähr im Jahr 1200 von Simeon Hispanus gebaut und kam 1231 in den Besitz Friedrich von Österreich. 1260 schenkte sie König Stefan dem Grafen von Güssing, 1270 übernahm sie der Böhmenkönig Ottokar, 1277 erhielt sie wieder Iwan von Güssing. König Ladislaus belagerte die Burg im Winter 1282/4 vergeblich, und rief schließlich den Herzog Albert von Österreich zur Hilfe. Iwan von Güssing schlug aber das Heer Alberts und zwang ihn zum Frieden, worauf auch König Ladislaus abzog. 1289 verloren die Güssings alle Grenzbefestigungen an Herzog Albert. Zwei Jahre später aber schon eroberte König Andreas III., die Grenzburgen zurück. Bernstein kam somit wieder in österreichischen Besitz. 1388 erhielten die Kanizsais die Burg in Pfandrecht, und bauten sie 1389 um. 1420 war die Burg Mittelpunkt einer gefürchteten Raubritterbande. 1430 belagerte Friedrich die Burg. König Mathias übergab sie dann 1463 an Thomas Zebinger, der sich Friedrich von Österreich anschloss. Um 1500 war sie österreichischer Besitz, von 1600 bis 1644 war sie im Besitz der Familie Königsberg. 1644 kaufte sie Graf Adam Batthyany. Im 19. Jahrhundert gelangte die Feste durch Kauf in den Besitz des Engländers Egan. Dessen Sohn verkaufte sie an die Grafen Almassy.
Burg Bernstein liegt in dem jüngst so heiß umstrittenen Burgenland an der heutigen Grenze zwischen Österreich und Ungarn, gehört jedoch zu Österreich und ist zirka vier Stunden von Wien entfernt und ebenso weit vom Semmering.
Die Burg liegt inmitten schöner Waldungen an den letzten Ausläufern der Alpen. Le Burg ist vollkommen erhalten und bewohnt. Von hohen Mauern umgeben, erhebt sich der innere Hof auf sechs hohen Felsen. Über den Burggraben führt eine Brücke zum Burgtor. Vom inneren Hof gelangt man in den kleineren Hof, und von hier durch schmale Gänge zur Eckbastei. Der große Hof ist mit Bastionen und dem Turm bewehrt.
Die Grafen Almassy gehören zum ungarischen Hochadel. Der Burgherr Graf Janos Almassy ist der Schwager des Fürsten Esterhazy. Graf Janos verwaltet die Familiengüter und die industriellen Interessen, während sein Bruder Graf Ladislaus sich als Sportflieger und Saharaforscher einen Namen gemacht hat.
Im Jahr 1892 erwarb Eduard Almassy die Burg und seither ist sie im Familienbesitz. Seit 1921 werden Sommergäste aufgenommen, die in eine vergangene, historische Welt eintauchen, denen 9 Zimmer zur Verfügung stehen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Bernstein Felsenmuseum, eine unterirdische Welt des Bergbaues vom Zauber des einzigartigen Edelserpentin. Es ist der einzige Fundort in ganz Europa. Der Edelserpentin ist ein grüner Halbedelstein von eigenartig zartem Glanz und wunderbaren moosartigen Verästelungen im Innern. Er kommt ziemlich selten vor und wird meist im Urgestein in kleinen Nestern und sogenannten Lassenschollen von ein bis drei Meter Stärke gefunden. Es gibt zwei Arten diesen Halbedelstein zu gewinnen. Im Tagbau werden die Schichten des tauben Gesteins vorsichtig abgetragen, wobei nicht gesprengt werden darf, um möglichst große Serpentinstücke für die Verarbeitung zu erhalten. Aber auch durch Vortreiben von Stollen kann man auf den grünen Stein kommen. Bis ein Stück des Serpentins, der Styriajade, wie er vor dem Krieg genannt wurde, gefunden wird, müssen viele Tonnen des harten Gesteins mit Krampen und Brecheisen los gebrochen werden. In ein bis 30 Meter Tiefe wird der Serpentin gewonnen. Das taube Gestein findet ebenfalls Verwendung und wird als Strassenschotter verarbeitet.
Es war 1860, dass der Holzdrechslermeister Josef Höfer auf den Gedanken kam, aus dem grünen Stein, Kunstgegenstände herzustellen.
Die kunstvoll ausgeführten Schalen und Vasen, die er herstellte, fanden bald Liebhaber in der ganzen Welt. Seine Erzeugnisse waren ein begehrter Artikel in vielen Ländern, da der Edelserpentin sowohl dem Bernstein als auch dem bekannten chinesischen grünen Jadestein in Farbe und Schönheit überlegen war.
Die Kunst des Edelserpentinschleifens wurde in der Familie Höfer gepflegt und vererbt.
1946 haben die Betriebsleitung und die Arbeiter den durch die Kriegseinwirkungen beschädigten Betrieb wieder errichtet und mit neuen Maschinen die Arbeit wieder aufgenommen.
Zuerst wird der Stein zugeschnitten, dann geschliffen, nicht der geringste Fehler darf dabei passieren, daher ist große Geschicklichkeit gefragt. Nachdem die Gegenstände fertig sind, werden sie auf Glanz poliert, wodurch das durchschimmernde Muster im Inneren des Steins sichtbar wird.
Grau und unscheinbar ziehen durch einen Berg im Burgenland Schichten verborgenen Gesteins, die einst durch Zufall entdeckt wurden. Der Edelserpentin ein wunderbares Material für Zier- und Schmuckgegenstände. Die geheimnisvolle dunkle Tönung dünnwandiger Vasen, Kassetten und Gefäße ist ungemein ansprechend und bisweilen treten an den kostbaren Gegenständen Adern und Einlagerungen moosartiger Gebilde in durchscheinenden Flächen auf.
Die Wiener Frühjahrsmesse 1947 brachte eine seltene Auslese kunstgewerblicher Gegenstände aus Edelserpentin, die besonders beim ausländischen Publikum wieder helle Begeisterung hervorrief. Geschäftsverbindungen mit verschiedenen Staaten, auch mit Amerika wurden geschlossen.
Inzwischen hatte Bernstein Weltruf erlangt und der Edelserpentin sorgt für eine ausgezeichnete Einnahmequelle, von dem der Ort leben kann.
QUELLE: Der freie Burgenländer, 25. Juni 1922,S 3, 23. Dezember 1928, S 7, ANNO Österreichische Nationalbibliothek Bildmaterial: I.Ch. Graupp
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/BURG_BERNSTEIN