DER GÖTTERBAUM#

China
Götterbaum

Der Ailanthus glandulosa aus der Familie der Terebinthen wurde im Jahr 1751 durch Missionäre aus China nach England gebracht und man hielt ihn lange Zeit für den Rhus vernix der Chinesen. Selbs Linné teilte diesen Irrtum. Im Jahr 1771 kam er in den Jardin des plantes in Paris, wo ihn Desfontaine genau studierte und erkannte, dass es sich hier um eine neue Baumart handelte, der er den Namen Ailanthus beilegte und gehört in die Familie der Rutaceen und zwar in die Kategorie Xanthoxylum und hat 3 oder 4 Arten.

Dieser Baum wächst nicht nur gerade, hat einen glatten Stamm und verfügt über eine regelmäßige Krone. Er sieht dem Nussbaum, besonders dem amerikanischen sehr ähnlich. Die Wurzeln breiten sich an der Erdoberfläche aus. Das Mark ist bei jungen Bäumen sehr groß, sowohl im Stamm als in den Ästen. Die Blätter sind ungleich gefiedert, mit filziger Unterseite. Die Blüte grünlich, in dicken männlichen und weiblichen Büscheln. Der Blütenkelch und die Blütenkrone sind fünfteilig, Der Samen ist zusammengedrückt und besteht in einem linsenförmigen Korn. Die Blätter erscheinen etwas später, fallen aber im Spätherbst erst ab, sobald Frost einsetzt und blüht erst im August verbreitet einen unangenehmen Geruch. Der Samen reift im Herbst.

Der Götterbaum , auch Japanische Esche genannt, wächst außerordentlich rasch und übertrifft damit die Akazie und die italienische Pappel und erreicht ein Alter von fast 100 Jahren.

Eine ganz besondere Eigenschaft ist, sein sehr leichter Wurzelausschlag, dadurch können Waldblößen gedeckt werden auch im Gebirge sehr geeignet. Das Außergewöhnliche ist, dass er keine Feinde hat,

Der Götterbaum wächst wild in Japan. China, Amboina und Malabar, und gedeiht in ganz Frankreich und Südeuropa. Erfahrungen gibt es mit ihm auf der Insel Schütt in Ungarn und in den verschieden Gebieten Österreichs gedeiht er vortrefflich. Er liebt eine warme, vom Wind geschützte Lage und mehr einen trockenen als nassen Boden, selbst auf Felsengrund gedeiht er, In den Städten ist er wenig willkommen, da seine Blüten diesen unerträglichen Geruch verströmen.

Im Süden Frankreichs wird er zur Bepflanzung der Chausseen und den trockenen und heißen Stellen benützt.

Die erwähnten Eigenschaften des Götterbaumes machen ihn daher als Waldkultur sehr nützlich, Aufforstung von Gebirgen und in Frankreich hatte man damit bereits große Erfolge verzeichnet. In der Champagne, in der Nähe von Chalons, hat man sehr gute Resultate auf dem unfruchtbaren Kalksande erzielt. Ganz besonders einsetzbar auf Felder die erschöpft und ausgelaugt und eine Erfrischung benötigen.

Graf Lambert nahm sich die Steppen Südrusslands vor und hatte dort Bepflanzungen vorgenommen, mit Erfolg, die den besten Samen lieferten, der nach Frankreich weiter geleitet wurde.

In Baumschulen erreicht der Götterbaum nach 3 oder 4 Jahren eine Höhe von 10 bis 12 Fuß Höhe, und werden dann ausgepflanzt.

Herr Milly, der Gründer der Stearin-Kerzen-Fabrikation in Wien, ist gegenwärtig Gutsbesitzer in Bordeaux und beschäftigt sich mit der Kultur dieses schlechten Bodens und mit der Zucht der Ailanthus-Seidenraupe. Mit seinen Pflanzungen ist er sehr erfolgreich und gedeihen vorzüglich. Auf ein österreichisches Joch kann man 3200 Pflanzen setzen. Die Kosten belaufen sich Bearbeitung des Bodens, die Pflanzen und 4 Taglöhner auf 65 Gulden.

Der Ailanthus hat einen Zuwachs wie keine andere Holzart; in den südlichen Gegenden Frankreichs, wo man bereits schöne Bestände hat, nimmt man einen 30jährigen Umtrieb an, in den nördlichen mag es nicht ratsam sein, ihn älter als 60 Jahre werden zu lassen.

Das Holz ist gelblich weiß, manchmal mit grünen Streifen, glänzend und dem Ahorn ähnlich; es hat eine sehr feine Faser, ist elastisch und hart, nimmt eine schöne Politur an. Je steiniger und trockener der Boden ist desto besser die Qualität. Es lässt sich mit jeder Farbe beizen und wird niemals von Ungeziefer heimgesucht, Es wird etwas brüchig sobald es älter wird und erreicht die Härte und Solität des Nussholzes. Sein spezifisches Gewicht kommt beinahe dem Eichenholz nahe. Man muss es sehr gut austrocknen lassen., sonst krümmt es und wirft sich. Sobald es gesägt ist, müssen die Pfosten einige Monate ins Wasser gelegt und dann erst getrocknet werden.

Ist es einmal trocken, dann zieht es keine Feuchtigkeit mehr an und kann zu den feinsten Tischlerarbeiten verarbeitet werden. Im südlichen Frankreich wir es eben so gern zu Wagnerarbeit, wie die Ulme und Esche verwendet. Es spaltet sich sehr leicht, und man hat Reifen daraus gemacht von 3 bis 4 Klafter Länge.

Als Brennmaterial ist es mit dem Eichenholz identisch , nur brennt es leichter, nur die Kohle davon ist sehr gut. Die Rinde enthält zur Folge der Analyse des Herrn Payen einen gelben Farbstoff, Chlorophylle, eine vegetabilische Gallerte, einen bitteren Stoff, ein aromatisches Harz, eine geringe Menge sehr stark riechendes flüchtiges Öl, etwas Salz und eine fette stickstoffhaltige Materie.

Die Gallerte ist in so großer Menge vorhanden, dass in Absud dieser Rinde Fäden zieht, wie ein Dekokt von Leinsamen, Der gelbe Farbstoff ist nicht solid, hat daher keinen Wert. Die Rinde ist aber giftig, sie schmeckt sehr bitter, und kurz nach dem Genuss spürt man eine allgemeine Abspannung, Schwindel, kalten Schweiß und Übelkeit. Man wendet ein Präparat von dieser Rinde gegen den Bandwurm an, und es soll große Wirkung haben.

Den größten Nutzen des Baumes liefern die Blätter, seit der Seidenwurm, der sich davon ernährt, nach Europa gebracht wurde.

Unter den Bäumen in den öffentlichen Anlagen und auf Straßen fällt ein neuer Fremdling auf , das ist der Götterbaum oder auch Aitlanthus genannt, der aus Ostasien stammt. Besonders oft ist er der Schattenspender in Fabrikshöfen und Gärten, sowie Alleen. Er hat sich mit unserem Klima abgefunden, und meist blüht er auch sehr reichlich mit langen gelben Rispen, deren Duft absolut nicht betörend ist.

Im Herbst zeigt er sich in seiner ganzen Schönheit und buntes Leben regt sich in seinem Geäst. Bunte Schmetterlinge von auffallender Größe, mit gelber, brauner und violetter Zeichnung auf den Flügeln; die Ailanthusspinner die Reste der Seidenzuchtversuche, die man im vorigen Jahrhundert mit besonderem Eifer anstellte doch ohne erfolgreich gewesen zu sein.

Oberforstmeister Rowland beschreibt wie er den Götterbaum kennenlernte. Als im Jahr 1850 mich dienstliche Angelegenheiten öfters nach Ungarisch Altenburg führten, wurde dort von dem damaligen Professor an der landwirtschaftlichen Akademie, Erwin Kelacsek, mir gegenüber öfters des Götterbaumes, als einer der schnell wachsenden Holzarten Erwähnung getan. Mir war diese Holzart bis dahin völlig unbekannt und erst als ich im Jahr 1856 nach Preßburg übersiedelte, hatte ich das Vergnügen, auf der dortigen Promenade einen Götterbaum zu finden und seine herrliche Belaubung, sowie seine wohl riechenden Blüten kennen zu lernen.

Bald darauf ließ ich für die Preßburger städtischen Baumschulen neben vielen anderen exotischen Holzpflanzen auch 500 einjährige Ailanthuspflanzen von dem bekannten Baumschulenbesitzer Booth aus Flotbeck bei Hamburg kommen. Da ich von ihrer Schnellwüchsigkeit keine Ahnung hatte, ließ ich die Pflänzchen auf ein Beet mit gutem, sandigem Aueboden in 9 Zoll weiten Reihen 6 bis 8 Zoll von einander entfernt einpflanzen. Aber schon im ersten Sommer entwickelten dieselben ein so erstaunlich üppiges Wachstum, dass ich genötigt war, sie im nächsten Frühjahr ausheben und in zweifüßigem quadratischen Verband verschulen zu lassen. Zum Glück kam ein milder Winter und si erlitten keinen Schaden.....“

QUELLEN: Österr. Forst Zeitung 24. August 1883, S 2, Wochenblatt Land- und Forstwirtschaft 1862 H 38, S 5, 1863 H 31, S 3, Kleine Volkszeitung 21. Oktober 1930, S 6, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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