DER GUTSVERWALTER BÜTSCHEK#
Leoben 4. Jänner 1930: Bei der ehemaligen kaiserlichen Gutsverwaltung Eisenerz, sie jetzt den Erben des Thronfolgers Franz Ferdinand, Dr. Max Hohenberg, Ernst Hohenberg und der Gräfin Sophie Nostitz gehört, sind in den letzten große Unterschlagungen aufgedeckt worden.
Gestern begab sich Dr. Max Hohenberg in Begleitung des Rechtsanwalts Dr. Stritzl-Artstadt, der Direktor der Forst- und Domänendirektion Hofrat Brandtl zur Überprüfung der Bücher nach Eisenerz.
Diese Überprüfung ergab, dass von der Gutsverwaltung seit Jahren große Unterschlagungen vorgekommen sind.
Der Oberbuchhalter und kommerzielle Leiter der Gutsverwalter, Anton Bütschek, hat sich bei der Ankunft Dr. Max Hohenbergs und seiner Begleiter mit den Anzeichen höchster Erregung entfernt.
Man suchte ihn in seiner Wohnung, doch erklärte seine Frau, dass er sich ohne Überrock in heftigster Erregung und Bestürzung entfernt habe . Die Gendarmerie nahm hierauf die Suche nach ihm auf und fand Bütschek am Dachboden des Hauses tot auf. Er hatte sich durch einen Schuss entleibt.
Schon im Vorjahr lagen schwere Verdachtsgründe gegen ihn vor, da sich die Abrechnungen mit den Sozialversicherungsinstituten usw. bedeutende Rechnungsdifferenzen ergeben hatten. Die damals gegen Bütschek geführte Untersuchung veranlasste ihn, die Fehlbeträge zu decken. Bütschek verblieb jedoch darauf weiter im Dienst des Prinzen Hohenberg. Kürzlich wurde jedoch wieder ein neuerlicher, außerordentlich hoher Abgang festgestellt.
Die Revision der Bücher ergab bereits zu Beginn, dass Unterschlagungen in der Höhe von mindestens 100.000 Schilling begangen worden sind, und dass diese traudulose Gebarung bereits auf Jahre zurück reicht.
Vorläufig steht man vor einem Rätsel, was Anton Bütschek mit den unterschlagenen Geldern getan hat, da sein Haushalt sowie seine persönliche Lebensweise sich in den bescheidenen Grenzen hielten. Am 8. Jänner 1930 gab es eine Richtigstellung von „ Arbeiterwille“
Direktor Randl hat Eisenerz nicht verlassen. Wir haben am Sonntag infolge eines bedauerlichen Irrtums berichtet, dass im Zusammenhang mit den Unterschlagungen bei der Hohenberg Forstverwaltung auch der Forstdirektor Randl im Auto geflohen sei, doch er hat Eisenerz nicht verlassen. Er soll die Untersuchung gegen den Buchhalter selbst veranlasst haben und hat auch die Anzeige bei der Gendarmerie erstattet.
Wien die Forstverwaltung in Eisenerz mitteilt, sind die Erhebungen über die aufgedeckten Unterschlagungen des Buchhalters noch nicht abgeschlossen.
Als Folge der Unterschlagungen und aus Ersparungsrücksichten wurde die Forst- und Domänendirektion in Eisenerz aufgelöst und es bestehen nur mehr die beiden Hohenberg Forstverwaltungen in Eisenerz und Radmer mit einer gemeinsamen Buchhaltung in Eisenerz.
Auch die Arbeiter Zeitung äußerst sich zu diesem Thema:
Wiederholt sind Gerüchte aufgetaucht, dass in der Verwaltung und Kassenführung der Forstverwaltung der Söhne des Thronfolgers Franz Ferdinand der ehemaligen Fürsten Hohenberg, eine krasse Misswirtschaft herrsche. Bereits im Sommer 1928 musste der Rentmeister Pachner wegen großer Betrügereien entlassen werden.
Bütschek hatte ein luxuriöses Leben geführt. Er war einer der ersten Macher und Kommandant bei der Heimwehr in Eisenerz. Bütschek war 31 Jahre alt. Er soll einen Brief hinterlassen haben, in dem er beteuert, dass er mit seinem Tod auch die Schuld anderer deckt.
QUELLE: Verschiedene Zeitungen der ÖNB Bildmaterial I. Ch. Graupp
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DER_GUTSVERWALTER_BÜTSCHEK