DER SCHUBERTBRUNNEN#
War man in den letzten zwei Jahren durch die Alserbachstraße im 9. Wiener Bezirk gefahren, ist einem aufgefallen, dass der Schubertbrunnen mit einem hässlichen Bauzaun abgesperrt und seither ein Dornröschendasein fristete. Der Grund, wie zu erfahren war, ein Schaden in der sogenannten Brunnenstube. Eine Generalsanierung stand somit bevor, doch die erfuhr durch die Corona Pandemie einen Aufschub. Endlich 2021 gab es erste Anzeichen, dass sich etwas an dem Brunnen bewegte......
1902 planten Schubert Verehrer für den berühmten Tonkünstler in Lichtental wo er geboren und als Schulgehilfe wirkte einen Brunnen zu errichten, das nötige Geld war ebenfalls schon vorhanden. Man dachte an den stark beschädigten Brunnen am Sobieskyplatz, diesen wollte man in einen Schubertbrunnen umwandeln.
Wie man dem Vaterland im Jänner 1906 entnehmen kann, soll der 9. Bezirk einen neuen Schmuck erhalten. Zur Erinnerung, dass der Liederfürst Franz Schubert im Jahr 1797 in Lichtental geboren wurde, wird ein prächtiger Schubertbrunnen errichtet werden.Im Schubertbund ist über Anregung des Schriftführers Weiß diese Idee seit längerem beschlossen worden und vor einiger Zeit fasste der Bezirksrat über Antrag des Bezirksrates Kreiser einen ähnlichen Entschluss. Nunmehr haben beide Körperschaften und eine Reihe der angesehensten Bürger des neunten Bezirkes ein großes Komitee gebildet, aus dem ein Exekutivkomitee gewählt wurde, dem folgende Herren angehören: Als Präsident Herr Josef Jaksch, erster Vorstand des Schubertbundes, als Vizepräsident Herr J. Stary, Bezirksvorsteher des neunten Bezirkes, als erster Schriftführer Herr Anton Weiß, Schriftführer des Schubertbundes..... Se. Durchlaucht der regierende Fürst Johann Liechtenstein hat das Protektorat über die Angelegenheit übernommen. Der im neunten Bezirk seit vielen Jahren ansässige Bildhauer Herr Josef Beyer hat dem Komitee einen Entwurf vorgelegt, der in der Sitzung des großen Komitees am 20.d. M., einstimmig zur Annahme gelangte. Der Brunnen soll von einer überlebensgroßen Figur, die Muse des Liedes in Altwiener Tracht darstellend, gekrönt werden und trägt das wohl getroffene Reliefbild des Meisters.
1906: Zur Erinnerung daran, dass Franz Schubert im Jahr 1797 in Lichtental geboren wurde und seine Jugendzeit verlebte, soll, wie die Lyra schon berichtete, dort ein Schubertbrunnen errichtet werden. Der Schubertbund fasste diesen Plan und der Bezirksrat des 9. Bezirk befasste sich ebenfalls damit. Jüngst haben beide Körperschaften eine fünfziggliedrigen Ausschuss gewählt. Bildhauer Beyer legte einen Entwurf vor, der zur Annahme gelangte. Der Brunnen soll von der Muse des Liedes in Altwiener Tracht gekrönt werden und trägt das Flachbild des Liedermeisters. Der Schubertbund gibt am 18.Februar ein Schubert Konzert für den Denkmalzweck.
November 1926: Anlässlich des 10. Sängerbundfestes in Wien im Jahr 1928 will der Wiener Schubertbund in der alten Wiener Vorstadt Lichtental, einen Schubertbrunnen errichten. Die großen Kosten, die die Verwirklichung erfordert, kann der Wiener Schubertbund allein nicht aufbringen und er wendet sich daher an die deutsche Sängerschaft und an alle Freunde des deutschen Liedes mit der innigen Bitte, sein Vorhaben durch Widmung von Spenden, durch Veranstaltung von Sammlungen oder eigenen Unternehmungen zu unterstützen.
Zu dieser Zeit gab es keine großen Mäzene mehr!!
Dezember 1926; Wie seinerzeit mitgeteilt wurde, hat die Bezirksvertretung Alsergrund beschlossen, im 9. Bezirk zum Andenken an den Wiener Liederkomponisten einen Schubertbrunnen zu errichten. Wie man vom Bezirksvorsteher Schober erfuhr, haben die vorgelegten Entwürfe nicht voll befriedigt, weshalb zur Umarbeitung zwei weitere Künstler herangezogen wurden. Die Ausstellung soll trotzdem noch im Frühjahr 1927 erfolgen.
April 1927: Seit 20 Jahren beschäftigt sich der Wiener Schubertbund mit dem pietätvollen Gedanken, seinem Namenspatron in jenem Wiener Gemeindebezirk, der die bedeutungsvollsten Stätten seiner Lebensgeschichte umschließt, i 9. Bezirk, ein Denkmal in Gestalt eines Brunnens zu setzen. Als Platz wurde die Ecke des Liechtensteinparks an der Kreuzung der Liechtensteinstraße mit der Alserbachstraße gewählt. Unweit davon, in der Nußdorferstraße, am alten Himmelpfortgrund, stand Schuberts Geburtshaus, in der Säulengasse war er Schulgehilfe in seines Vaters Schule und vom Lichtental winken die Türme der alten Pfarrkirche herüber, auf deren Musikchor seine erste Musikkomposition aufgeführt wurde.
Von Schubert Erinnerung ist der ganze Grund erfüllt. Hier also soll der Schubertbrunnen im Schatten der alten Bäume des Liechtensteinparkes aufgestellt werden. Fürst Liechtenstein gewährt ihm Gastfreundschaft auf seinem Boden. Im weiten Viereck wird die Umfriedungsmauer des Parkes eingebuchtet, fünf Stufen werden auf eine Plattform hinaufführen, in deren Mitte die in unserem Bilde ersichtliche Hauptfigur, umgeben von einem quadratischen Wasserbecken, sich erheben wird. Die Figur ist geschaffen vom Bildhauer Theodor Stundl, der im Wettbewerb mit seinen Kollegen Hans Mauer und H. K. Scholz den Sieg davontrug, Die liebliche Mädchengestalt, in stiller Besinnlichkeit den Klängen der Musik lauschend, von der die weiche Wienerluft erfüllt ist, wird im Laaser Marmor, zwei Meter hoch, ausgeführt.
Die Architekten, die den Brunnen gegen den Park zu abschließen wird, stammt vom Architekten Franz Matuschek. Zwei geradlinige Wände im rechten Winkel gegeneinander gestellt, mit seichten Nischen eingekerbt. Sowohl die Stufen, auf denen man von der Straße zum Brunnen emporsteigt, als auch dieser selbst werden aus rotgelbem Lindabrunner Sandstein hergestellt. Das Grün der Schlingpflanzen wird die Wände überwuchern und dadurch einen warmen Ton in die Architektur bringen.
Der 100. Todestag Schuberts gibt die Veranlassung zur Enthüllung des Gedenkbrunnens, die im Sommer nächsten Jahres während des großen deutschen Sängerfestes in Wien stattfinden wird. Ein guter Gedanke, denn noch nie waren in Wien so viele deutsche Sänger versammelt, die alle dem großen Genius des Liederfürsten Schubert huldigen. Bis jetzt sind ihrer fast 100.000 zum Besuch in Wien angekündigt und das sind, wie uns der Vorstand des Schubertbundes Schulrat Soeser versichert, erst die Mitglieder eines Fünftels aller deutschen Gesangsvereine.
Den Schubertbund drückt die schwere Sorge, der Geldbeschaffung. Es ist anzunehmen, dass die Wiener für für Ehrung ihres großen Sohnes, dem sie so viel Dank schulden, aber auch so viel Liebe entgegenbringen, die nötigen Mittel aufbringen werden.
April 1928: In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Alsergrund teilte der Bezirksvorsteher über den Stand der Arbeiten am Schubertbrunnen mit: Die Kosten belaufen sich auf 80.000 Schilling; 60.000 Schilling sind bereits aufgebracht. 30.000 Schilling gingen bisher durch Sammlungen ein, während 30.000 Schilling vom Schubertbund aufgebracht wurden. Der Schubertbund hat vom Finanzministerium die Bewilligung zur Veranstaltung einer Lotterie erhalten. Es werden 150.000 Lose zu 1 Schilling ausgegeben; der Überschuss wird zur Unterstützung bedürftiger Musiker und Sänger verwendet. Die Steinmetzarbeiten wurden der Firma Löschner und Helmer übertragen. Die Enthüllungsfeier findet am 18. November, am Vortag des Sterbetages Schuberts statt, nicht während der Festwochen, da die Feier unter den vielen Veranstaltungen untergehen würde.
November 1928: In Wien begannen die Schubertfeiern mit der Aufführung der F-Dur Messe im Stephansdom, im großen Konzerthaussaal fand ein Festakt statt an dem die Bundesregierung teilnahm. Dr Schubertbund gab am Abend ein Festkonzert. Vor dem Schuberts Geburtshaus fand eine Huldigung von Schulkindern statt. Der Schubertbrunnen wurde enthüllt, Auf dem Zentralfriedhof fand man sich vor Grab Schuberts ein, daran schloss sich im großen Festsaal der Universität eine akademische Feier. Im großen Musikverein ein Festkonzert, veranstaltet vom Wiener Männergesangsverein. Schuberts Unvollendete durfte ebenfalls nicht fehlen. Aus Kärnten kamen ein Männerchor und ein Frauenchor die die große Messe in Es-Dur sangen. Gedenkreden beschließen die Feiern.
Ende November 1928 stürzte gegenüber des Schubertrunnens ein Alt Wiener Haus zur Hälfte ein, da im Erdgeschoss umgebaut wurde und nicht fachgerecht umgegangen wurde.
Immer wieder fanden Feiern vor dem Brunnen statt. Der viele Verkehr, Russ. der Krieg ließ den Brunnen in den 40er Jahren bald unansehnlich werden.
Seit 2019 wird der Schubertbrunnen restauriert, jetzt schreiben wir bereits das Jahr 2022. Auf dem Brunnenplatz herrsht gähnende Leere. Wann also sehen wir den fertigen Schubertbrunnen wieder? Man sieht, kein Interesse ist vorhanden.
QUELLE: Lyra 1902, 1906, Vaterland Jänner 1906, Wiener Montags Post Mai 1906, Neuigkeitsweltblatt April 1927, 1928, Freie Stimmen November 1928 Bilder Neuigkeitsweltblatt 1927 Nr 1. 1927 Seite 2 Bild 2, Neigkeitsweltblatt 1928 Seite 1 ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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