DIE FISCHZUCHT#
Juni 1862 kam der Erlass des k.k. Ministeriums für Handel und Volkswirtschaft, um den Produktionszweig der Fischzucht in den Süßwässern zu heben, dass die künstliche Fischzucht einer der Gegenstände sei, welche der tätigen Förderung durch Gesellschaften und Vereine für die Bodenproduktion würdig sind, dürfte sich ohne weitläufige Darlegung schon aus der Betrachtung ergeben, dass dadurch ein Mittel zugänglich gemacht wird, um einem seit einiger Zeit fast überall auffallend verminderten Nahrungsmittel, das teilweise bereits zu einem verteuerten Luxusartikel geworden ist.
Die bereits vorliegenden Resultate lassen hoffen, dass die künstliche Fischzucht, ihre Berechtigung hatte. Außerdem wurde das schützende Gesetz im Ministerium bereits behandelt.
Das Stift Kremsmünster, ein Ort der Gelehrsamkeit, berühmt durch seine Sternwarte und dem ersten Hochhaus Europas, dem geschichtsträchtigen Tassilokelch..
Eine weitere Besonderheit sind die barocken Fischkalter die 1555 von Abt Gregor Lechner gegründet und darauf hinweisen, dass die Fischzucht schon seit Jahrhunderten hier Bestand hatte. Hinzu kamen die zwischen Kremsmünster und Sipachzell befindlichen vier Schacherteiche, die gleichfalls den Fischen gewidmet sind.. Dieses Unternehmen verdient großes Interesse und Beachtung.
Menschen die wenig oder gar kein Interesse für die Fischzucht aufbringen, auch keinerlei Begriffe davon haben, fragen sich wozu die künstliche Fischzucht gut sein soll. Es wird geklagt, dass die Fische immer weniger und immer teurer werden. Alle Gewässer schienen leer gefischt zu sein.
Die Ursache davon ist, dass im Land Oberösterreich die vielen herrlichen Seen, Flüsse und Bäche, die bei vernünftiger Wirtschaft jährlich Hunderttausende von Gulden abwerfen könnten, teilweise um wenig Geld verpachtet, das Interesse daran bald erlosch und der Verwahrlosung preisgegeben war.
Überdies werden Bäche und Flüsse immer mehr ihrem natürlichen Lauf beraubt, schon damals im Jahr 1870 machte man den schwerwiegenden Fehler die Läufe zu begradigen, alle Winkel und Buchten ausgefüllt; kommt dann zur Laichzeit das mindeste Hochwasser, so wird sämtlicher Laich verschüttet und fortgeschwemmt.
Die künstliche Fischzucht kam im Jahr 1848 als Modeerscheinung von Frankreich nach Deutschland. 1842 gelag es einem gewöhnlichen französischen Fischer Remy die Fischeier künstlich zu befruchten; bis zum Jahr 1859 wurden damit große Vorteile erzielt und die Ernährung gesichert.
Am 10.März 1858 besuchte Napoleon das Laboratorium im College de France und als er sich von den Resultaten der künstlichen Fischzucht überzeugt hatte, welche sowohl in Seen, als auch in Flüssen zu erreichen sind, wurde sofort die Herausgabe eines diese Angelegenheit beleuchtenden Werkes anbefohlen. Napoleon gab Herrn Professor Coste die Erlaubnis, sich bei jeder Art Hindernisse, die ihm in den Weg gelegt werden sollten, direkt an ihn zu wenden.
Am 5. August 1852 wurde in Hüningen ein Fischzucht-Etablissement mit einem Aufwand von 30.000 Francs gegründet und Coste zum Präsidenten derselben ernannt. Die Grundbedingung dieses Unternehmens, ein zweckmäßiger Brut Apparat und eine geeignete Methode befruchtete Eier auf weite Distanzen zu befördern und zu versenden, war bald gegeben.
Im ersten Jahr zeigte sich bereits eine große Emsigkeit und ein Jahr darauf 1853 wurden von Hüningen aus befruchtete Eier nach München und Würzburg versendet; die Rheinlachse schlüpften aus und kamen gut fort. Württemberg und Holland sandten Delegierte zur Besichtigung der Anstalt, in Belgien entstand eine eigene Gesellschaft, und auch Engländer kamen nach Hüningen, und nahmen befruchtete Eier mit, von welchen im Jahr 1854 in Irland 260.000 junge Rheinlachse ausschlüpften.
In Irland begann man die Fische mit gekochter Leber zu füttern, die Schweiz und Schweden taten sofort mit. Österreich wird im Werk mit keinem Wort erwähnt.
Während zweier Jahre sind in Frankreich in gemauerten beschränkten Bassins Lachse gezogen worden, die nach 18 Monaten nahe 1 Pfund erreichten und die sich überall an das Wasser gewöhnten.
Apparate zur künstlichen Fischzucht, das Stück, entweder aus glasiertem Blech oder aus gebrannten oder glasiertem Ton samt Glasrost auf 5000 Stück Eier kostet 5 Gulden und auf 4000 Stück Eier 4 Gulden.
Oberösterreich konnte sich glücklich schätzen mit derart vielen Gewässer gesegnet zu sein und ihr Unternehmen mit .der Fischzucht wurde von Erfolg gekrönt. Das erkannten alsbald auch Fachleute und wo menschliche Kraft versagte schritten diese Leute ein, gründeten Vereine und somit konnte Vieles zum Guten geführt werden,
Ein Verein in Ischl durch eine lobenswerte Wirksamkeit bemerkbar gemacht. Es befinden sich in der von ihm betriebenen Anstalt in 5 Teichen 7690 Stück Saiblinge und Forellen, sowie Bastarde von beiden aus dem Jahr 1868 und 1869 im Gewicht bis zu 1 Pfund per Stück; denn in drei Reservoirs 7600 Stück größtenteils Saiblinge im Alter von drei Jahren und endlich in 4 Brutkästen mehr als 100.000 Embrionen von den mehrgenannten Edelfischen und deren Bastarden.
Dieses Unternehmen muss bei dem Umstand , als die Traun und Ischl, sowie die Gebirgsbäche in ziemlich weitem Umkreis durch den bedeutenden Fremdenverkehr und damit verbundenen außergewöhnlichen Bedarf an Edelfischen sehr gelitten haben, als ein den Zeit- und Ortsverhältnissen vollkommen angepasstes erkannt werden. Der Verein war weniger an Gewinn interessiert, sondern trachtete vornehmlich die Reproduktion von Fischen in den in seinem Bereich gelegenen Gewässer durch Abgabe von großen Mengen künstlich erbrüteter Fischlein zu fördern.
In Linz wurde ein Fischerklub gegründet der ebenfalls künstliche Fischzucht betreiben ,möchte und pachtete bei St. Peter bei Linz ein vorzügliches Quellenterrain. Bald stellten sich erhofften Erfolge ein und zählten alsbald zu den anerkennenswerten Unternehmen.
Seit dem Jahr 1824 wurde die Tiefe des Attersees nicht befischt und warum das so lange unterlassen wurde, wusste niemand. Doch inzwischen tummeln sich darin 22 Arten der edelsten Fischsorten
In Österreich werden Jahr für Jahr mehr als 3 Millionen Fische eingeführt und nur um 300.000 Gulden Fische ausgeführt, während die ungeheuren Mengen Lauben und Schieden sich recht gut marinieren oder auf andere Art zubereiten ließen, und ein wichtiger Exportartikel sein könnten.
Herr J. Köttl besitzt Brutapparate im Bruthaus in Neukirchen. 30 Apparate, Dann eine Bruthalle in Kammer waren 12 Apparate. Überall gibt es Vermehrung. Von den in seinen Anstalten erbrüteten Eiern von Lachsforellen, Saiblingen und Flussforellen, sowie Kreuzungen der letzteren lieferte Köttl für Oberösterreich 2000, Niederösterreich 44.000, Ungarn 67.000, Böhmen 36.000, Mähren 41.000, Steiermark 11.000, Kärnten 8000,
Eine Lachsforelle aus dem Attersee wog vor dem Laichen über 18 Kilogramm und lieferte über 4 Kilogramm Eier.
Für die Fischerei und Fischereigeräte gab es im Jahr 1881 beim Linzer Volksfest Auszeichnungen. Unter ihnen wurden prämiiert mit der goldenen Medaille Joseph Werndl in Steyr, der Waffenproduzent, für dessen hervorragende Verdienste auf dem Gebiet der Fischzucht sowie für die großartigen Opfer welche derselbe den einzig dastehenden vergleichenden Versuchen gewidmet hat. Auch sein Fischmeister wurde mit einer Medaille ausgezeichnet. Die große silberne Medaille wurde dem Stift Kremsmünster für die Verdienste auf dem Gebiet der Fischzucht überreicht.
QUELLEN: Landwirtschaftliche Zeitschrift für OÖ. 15. Juni 1862, S 2, 15. Jänner 1870, S 9, 15. Mai 1872, S 7, 1 Mai 1877, S 4, Linzer Volksblatt 14. September 1881, S 1 und 2.Bild: I. Ch.Graupp
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