DIE GEHEIME AUKTION#

Wien
Hermes Villa

Wien darf sich glücklich schätzen einen ganz besonderen Reichtum zu besitzen, die großartigen Grünoasen in dieser Stadt und eine davon ist der Lainzer Tiergarten.

Im Lainzer Tiergarten, der bis zum Umsturz in kaiserlichen Besitz gewesen, einem der größten und schönsten Wildpark Europas, der von einer 25 Kilometer langen Mauer umgeben ist, und der durch seinen Reichtum an Wild, Wiesen und prächtigen Forsten, seinen Rosenreichtum berühmt ist, befindet sich die Villa Hermes, die Kaiser Franz Joseph im Jahr 1885 nach den Plänen Hasenauers erbauen ließ und seiner Gemahlin, der Kaiserin Elisabeth zum Geschenk machte. Alle namhaften Künstler der damaligen Zeit hatten sich in dieser Villa verewigen können. Elisabeth die einen Hang zur Einsamkeit, andererseits eine wiederum schier unbezähmbare Wander- und Reiselust hatte, war auch dadurch nicht für längere Zeit hier zu halten, . Wenn sie hier weilte unternahm sie ausgedehnte Fußtouren in die herrliche Umgebung.

Elisabeth, die eine Vorliebe für alles Griechische hatte, ließ sich eine Hermes Statue im Garten aufstellen. Und nach dieser in der griechischen Mythologie als Schutzgott für Reisende, wurde die Villa benannt.

Die Villa Hermes war mit zahlreichen kostbaren antiken Möbel , Bronzen, Vasen, Büsten, Majoliken und Fayancen, die sie von ihren Auslandsreisen mitbrachte, ausgestattet.

Nach dem Umsturz teilte die Villa Hermes das Schicksal fast aller habsburgischen Besitzungen. Der Lainzer Tiergarten wurde einem Siedlungsfonds überwiesen, die Villa selbst dem Kriegsbeschädigten Fonds.

Villa Hermes
Gegenstände
Villa Hermes
Einrichtung

Im Jahr 1923 wurden die Kostbarkeiten der Villa versteigert. An der Auktion durften sich nur Kriegsbeschädigte beteiligen, und diese mussten sich mit Wort verpflichten, dass sie die von ihnen erworbenen Gegenstände nicht weiter verkaufen durften. Da diese Veranstaltung geheimgehalten wurde und weder das große Publikum, noch die berufsmäßigen Händler Zutritt hatten, die Kriegsbeschädigten aber, wie sich denken lässt, nur über beschränkte Mittel verfügten, waren auch die durch die Versteigerung erzielten Beträge, an den heute für solche Werte üblichen Preisen gemessen, geradezu lächerlich geringfügig. Um nur einige Beispiele anzuführen. Ein Tisch mit wundervoller Intarsienarbeit wurde um 40.000 Kronen abgegeben, ein aus 196 Stück bestehendes Service aus altem Wedgewood um 60.000 Kronen , prunkvolle, mit schwerer Seide gefütterte Portieren um 20.000 Kronen das Stück usw.

Hermes
Toilettezimmer Elisabeth

Salon
Marie Valerie

Auktion
Kaiserin Elisabeth

Es ist gewiss erfreulich, dass auch Angehörige jener Schichte der Bevölkerung, die sonst nicht in die Lage kommt, an Auktionen von Kunstobjekten sich zu beteiligen, in den Besitz von solchen zu gelangen vermag. Andererseits aber drängt sich doch die Frage auf, ob es nicht viel praktischer und den materiellen Interessen der Kriegsbeschädigten förderlicher gewesen wäre, wenn man die Kostbarkeiten aus der Villa Hermes öffentlich versteigert und den Erlös den Kriegsbeschädigten zugewendet hätte. Es wären ihnen zweifellos einige Milliarden aus der Auktion in Lainz zugeflossen.

Man wundert sich, dass die Kriegsbeschädigten sich überhaupt solche Preise leisten konnten.!!!

Quelle: Wr. Sonn- und Montags Zeitung, Foto: Ingrid-Charlotte Graupp

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