DIE PUMMERIN#

alte
Pummerin

Februar 1948. An vielen Stellen des Stephansdomes herrscht eifrigste Tätigkeit, aber trotzdem wird es noch eine geraume Weile dauern, bis der Steffl wieder in seinem alten Glanz dastehen wird. Der Verein für Denkmalpflege in Wien dessen Ehrenpräsident Bürgermeister Dr. Körner und dessen Präsident der Dombaumeister Hofrat Professor Dr. Holey ist, hat sich als nächstes großes Ziel die Wiederherstellung und Neuaufhängung der berühmten „Pummerin“, der riesigen Glocke, gesetzt, die im Unglücksjahr 1945 von ihrem Glockenstuhl im Südturm abstürzte und in der Vorhalle des Turmes zerschellte.

Die Glocke zersprang in mehrere Teile, das gesamte Material ist aber vorhanden und der Neuguß wird keinen technischen Schwierigkeiten begegnen. Bei ihrem Sturz von dem sieben Stock hohen Glockenstuhl beschädigte die „Pummerin“ das im Jahr 1883 errichtete Denkmal des Verteidigers von Wien, Rüdiger von Starhemberg, sehr schwer.

Die „Pummerin“ wurde bekanntlich aus dem Bronzemetall der von den Türken im Jahr 1683 bei ihrem Abzug von Wien zurück gelassenen Geschütze von dem „Stuckgießer“ Acham im heutigen Wiener Bezirk Neubau gegossen. Die Türken hatten eine vorzügliche Artillerie, die meisten Kanonen standen bei St. Ulrich, auf dessen Turm auch ein von Kara Mustapha häufig besuchter Beobachtungsstand errichtet war.

Die Glocke wurde nach ihrer Fertigstellung, zu der ein eigener Gußofen erbaut wurde, mit Menschenkraft – das ruckweise Ziehen durch Pferde sollte vermieden werden - von 200 Mann über die Rotenturmstraße zum Dom gebracht. Das Aufziehen der Glocke, die 20.000 Kilogramm wog, geschah dann ohne Zwischenfall im Herbst 1711.

Der Umguss von Glocken ist nichts Außergewöhnliches. Durch das häufige Schlagen des eisernen Klöppels entstehen Abnützungen die die Klangfarbe verändern. So war die nunmehr ebenfalls zerstörte Glocke im sogenannten Adlerturm von St. Stephan bereits dreimal umgegossen worden. Eine solche Neugewandung soll alle 200 Jahre erfolgen; die „Pummerin“ wurde also nach ihrer Wiederaufhängung ein gutes Weilchen Ruhe haben. Es ist dies ihr erster Umguß.

Wiens Riesenglocke ist unten 3.20 Meter breit und nach dem gewöhnlichen Maß ebenso hoch.

In Europa gibt es nur zwei Glocken, die größer und schwerer sind als sie, und zwar eine alte im Moskauer Kreml, die nicht in einem Turm, sondern in einem offenen Glockengestühl hängt, und eine neuere in Köln.

Die „Pummerin“ braucht zum Läuten zwölf Männer. Die letzten Anlässe, bei denen ihre eherne Stimme erscholl, waren die Begräbnisse des Kardinals Piffl und des Kanzlers Dollfuß, zum letzten Mal sprach sie bei der Herstellung eines Kulturfilms. Nun wird hoffentlich bald wieder ihr Ruf über der Stadt ertönen.

QUELLE: Weltpresse der ÖNB

HINWEIS:

Die Birke auf dem Stephansdom

Todessprung vom Stephansturm

St. Stephan Turm

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