DONAU ODER KANAL#
In der Ausschuss Sitzung des Mährischen Landtages am 17. Juli 1884, rief Abgeordneter Ritter von Proskowetz den Donau Oder Kanal neuerdings in Erinnerung. Von Interesse ist es zu erfahren, dass sich die österreichische Regierung mit einem derartigen Projekt schon vor 200 beschäftigt hat.
Im Jahr 1699 brachte der Ingenieur Franz Vogemont bei der Hofkammer ein „Memoriale ein, wie der Donaufluss mit der March, Bezwa bis an die Oder und Weixel mittels eines durchführenden Schiff reichen Kanals vereinigt werden könnte“.
Die erforderlichen Verhandlungen wurden mit dem Erlass vom 22. September 1699 einer Kommission zugewiesen, deren Leitung der Hofkammerrat Graf Volkhra übernommen hatte. Derselben wurden „weillen vor willen Jahren schon, in diesem Werke gearbeitet werden“ die damals eingegangenen „Vorschläge, Relationen und Gutachten“ zur Gebrauchsname übergeben. Unter dem 22. Oktober 1699 wurde der Kommission der „Kays. Wasser Gebäu Ingenieur Maximilian Hoffman von Ankerskron“ beigeordnet, der mit dem Antragsteller Vogemont über den technischen Teil des Projektes zu verhandeln hatte. Aus dem Vorstehenden ist zunächst zu entnehmen, dass schon im Jahr 1699 der Donau Oder Kanal nicht mehr ein neues Unternehmen war, indem man damals bereits sagte, dass „in diesem Werk vor vielen Jahren schon gearbeitet worden“. Es braucht wohl nur erwähnt zu werden, dass das Studium des für die damalige Zeit großartigen Unternehmens eine Reihe von Jahren in Anspruch nahm; dazu kamen die finanziellen Schwierigkeiten, welche der spanische Erbfolgekrieg im Gefolge hatte. Indem ich lediglich darauf aufmerksam machen wollte, dass das Donau Oder Kanal-Projekt durchaus nicht neu ist, kann es auch nicht meine Aufgabe sein, den Verlauf der kommissionellen Erhebungen im Detail nachzuweisen.
Einer der vorzüglichsten Zielpunkte, welche man damals im Auge hatte, war, den Transport des aus dem oberösterreichischen Salinen bezogenen Salzes nach Schlesien, welcher bis dahin von Stockerau über Brünn, Olmütz und Troppau per Achse erfolgte, auf der projektierten Wasserstraße billiger zu gestalten. Nachdem sich die Verhandlungen bereits durch eine Reihe von Jahren hingezogen hatten, fand sich in der Person des Salomon Beer, ein Unternehmer, welcher wenigstens einen Teil des Kanal Projektes durchführen wollte. Er schritt bei der Hofkammer um die Genehmigung ein, die March von Theben bis Napajedl und die Oder von Odernberg bis Breslau „navigabel“ machen zu dürfen, wogegen er sich verpflichtete, als Probe 1000 Zentner Salz gegen die Bezahlung von drei Vierteilen des bisherigen Fuhrlohnes nach Schlesien zu liefern, und daran die Bitte knüpfte, dass ihm, falls die Probe gelingt, der Salztransport für eine entsprechende Zeit überlassen werde.
Der Hofkammer Präsident Gottfried Graf Dietrichstein erstattete nunmehr an Kaiser Karl VI., Vortrag, worüber unter dem 28. November 1718 eine Reihe von Erlässen u.zw. An die Böhmische Hofkanzlei, an die NÖ. Geh, Hofkanzlei, an die ungar Hofkanzlei, an das Schiffamt und endlich an den Unternehmer Beer erfolgte. Dem Letztern wurde ein „Kayserl. Pass zur Räumung der besagten Flussstrecken vom darin liegenden Holz, Sandbänken usw. und Einrichtung eines 4 Ellen breiten Rossweges“ erteilt.
Über das Kanal Projekt selbst wurden die Verhandlungen und Erhebungen fortgesetzt. Von hohem Interesse ist eine in Kupferstich vervielfältigte, 42 Zoll lange und 17 Zoll breite Karte des March- und Beczwagebietes diesseits, und des Odergebietes bis Stiebing, jenseits des europäischen Hauptrückens. Der Titel dieser Karte lautet: „Mappa des Marchfluss, wie solcher in die Donau lauft, und wie die so großen Nutzen bringende Schifffahrt, unter Glorwürd. Reg. Ihrer Röm. Kais. Zu Hisp. Hung., und Böh. Königl. Mayjest. Caroli VI., durch den Fluss Beczwa, vermög eines Kanals, oder Durchschnitt in die Oder gebracht wird, dadurch die Schifffahrt und Handlschaft vom teutschen bis in das schwarze Meer eingerichtet worden.“ Eine gut gezeichnete Titelvignette zeigt die beiden Flussgötter der Donau und Oder, wie sie sich unter dem kaiserl. Adler die Hand reichen. Nten sehen wir die Beczwa und den Oderfluss durch einen Kanal auf dem zwei Schiffe fahren, verbunden, dabei die Anmerkung: „Kanal oder Durchschnitt in die Oder.“ Auch der Verfasser dieser Karte wird genannt, denn unter dem Maßstab findet sich die Angabe: „Norbert Wenzel von Linck, Obristwachtmeister bey der kays. Garnison der Granicz-Festung und königl. Stadt Hradisch hat mit der Kays., hochlöbl. Kommission im August 1719 den Marchfluss visitirt, und diese Mappam delinirt.“ Demselben wurden mit dem Erlass vom 14. September 1719 für seine Arbeit 200 Gulden angewiesen.
Von Interesse ist es, dass, wie aus dieser „Mappa“ zu entnehmen, damals das Überschreiten des zwischen der Beczwa und der Oder befindlichen Rückens in der Richtung von Chorin gegen Daub gedacht wurde, somit in geringer Entfernung von jener Stelle, wo die Nordbahn den europäischen Hauptrücken überschreitet; während das damalige Kanal Projekt diesen Übergang etwas höher, u. zw. Zwischen Wall. Meseritsch und Murk mit der Richtung des Kanales gegen Senftleben beantragt. Allerdings besitzt die Wasserscheide zwischen Hotzendorf und Domoratz nur eine Seehöhe von 398 Meter, während das an der Nordseite gelegene Hotzendorf 342, das südlich gelegene Wall. Meseritsch 304 Meter Seehöhe haben, allein trotz dieser anscheinend günstigen Terrainzustände dürfte es große Schwierigkeiten verursachen, das zum Schleussenbetrieb erforderliche Wasser in genügender und nachhaltiger Menge an den Übergangspunkt zu schaffen. Die Erörterung dieser Frage kann uns nicht weiter beschäftigen, denn die vorliegenden Mitteilugen sollen lediglich darauf aufmerksam machen, dass das Donau Oder Kanal-Projekt durchaus nichts Neues ist, sondern dass der Altertums Verein bereits berechtigt ist, dasselbe zu besprechen,
QUELLE: Wiener Geschichts Blätter ÖNB
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DONAU_ODER_KANAL