DREGERS WUNDERLAMPE#
Eine Erfindung (Dezember 1915), die vielleicht berufen ist, auf dem Gebiet des Beleuchtungswesens eine förmliche Umwälzung hervorzurufen, ist nach einer uns zugekommenen Mitteilung aus dem Zustande der Versuche in jenen der praktischen Erprobung getreten. Es handelt sich um eine elektrische Taschenlampe, die von Batterien unabhängig und daher jederzeit gebrauchsfähig ist. Die elektrische Kraft, die zur Erzeugung des Stromes erforderlich ist, um das kleine Lämpchen leuchten zu lassen, soll durch eine geringfügige Kraftleistung des Trägers der Lampe selbst beigestellt werden.
Der Gedanke, die elektrische Kraft für die Taschenlampe zu erzeugen, wird dem Laien keineswegs so schwierig erscheinen wie dem Fachmann. Tatsächlich ist der Stromverbrauch einer solchen kleinen Lampe ganz minimal. Während man bei den großen Lichtleitungen gleichwie bei den elektrischen Kraftanlagen die Leistung nach vielen Pferdekräften bemessen muss, muss die Kraft, die hier erfordert wird, eine geradezu winzige genannt werden. Die Geschichte der technischen Wissenschaften kennt mannigfache Versuche, die menschliche Arbeitskraft zur Herstellung von Elektrizität heran zuziehen.
Schon vor Jahren hat eine amerikanische Gesellschaft eine Art von „Automaten“ hergestellt, in welche man nicht ein Geldstück hinein zuwerfen hatte, sondern die vielmehr ein Geldstück hergaben. Diese Automaten waren nämlich mit einer Kurbel versehen, die jeden Vorbeikommenden einlud sie zu benützen; nach einer bestimmten Zahl von Umdrehungen fiel ein 5 Cent Stück als Lohn für die geleistete Arbeit heraus. Diese Erfindung scheint sich aber nicht bewährt zu haben, denn man hat seither nicht davon gehört.
Über die Erfindung der Wunderlampe wurde von dem in Budapest lebenden Wiener Ing. Karl von Dreger, dem Bruder des bekannten Malers Tom von Dreger, nach jahrelanger Mühe ausgearbeitet. Sie verdankt einer Anregung des Erzherzogs Leopold Salvator ihr Entstehen. Als Herr von Dreger vor drei Jahren in einer anderen Angelegenheit mit dem Erzherzog zusammen gekommen war, meinte der Erzherzog gesprächsweise, es wäre gut, wenn man eine Taschenlampe hätte, die ohne den Ersatz von Batterien immer gebrauchsfertig sein könnte. Dadurch wäre ein Versagen ausgeschlossen und es entfiele auch die Notwendigkeit, immer für Batterie Ersatz zu sorgen.
Der Ingenieur griff die Anregung auf und arbeitete seither volle drei Jahre daran. Unzählige kostspielige und schwierige Versuche, eine unglaublich große Aufwendung von geistiger und experimenteller Arbeit waren notwendig, ehe die Erfindung deren Verwirklichung Hundertausende kostete, vollendet ist. Nun ist sie gebrauchsfertig erstanden und wie das Ei des Kolumbus erscheint die zierliche Taschenlampe, die vorerst im Modell fertig, ohne jeden Batterie Ersatz, bloß durch die menschliche Kraft mühelos nahezu ohne zeitliche Beschränkung Licht spendet.
Elektrische Traglampen und Taschenlampen, wie sie allgemein und vielseitig verwendet werden, haben bekanntlich den Nachteil, dass ihre Akkumulatoren oder Trockenelemente ziemlich oft nachgeladen, beziehungsweise ersetzt werden müssen. Diesem Übel abzuhelfen und so eine selbständig unabhängig, zu jeder Zeit bereite, jeden Ersatzes entbehrende, den elektrischen Strom selbst erzeugende Hand- beziehungsweise Taschenlaterne geschaffen zu haben, ist das Verdienst des Ingenieurs Karl von Dreger, der schon vielfache Erfindungen auf elektrischem Gebiet gemacht hat.
Die neue Lampe, welche den verschiedenen Anwendungszwecken entsprechen wird, kann sowohl als Trag- wie als Taschenlampe hergestellt werden. Sie erhält den notwendigen elektrischen Strom aus der Umwandlung einer Kraftbewegung der menschlichen Hand in elektrische Energie. Diese Kraftleistung wird bei dem Gebrauche der Lampe während ihres Tragens vorgenommen, ohne dass die Kraftquelle in der Anwendung der Lampe irgendwie gestört werden kann. Die Kraftleistung ist dermaßen gering, dass die Betätigung der Laterne durch jedermann ohne weiteres erfolgen kann. Es wirkt geradezu überraschend, die kleine Lampe zu sehen, die genau so groß ist, wie eine der gebräuchlichen elektrischen Taschenlaternen, und zu hören, dass die sie haltende Hand mühelos selbst den elektrischen Strom erzeug. Ingenieur von Dreger, hat wie erwähnt, drei Jahre an der Vervollkommnung der Erfindung gearbeitet und im letzten Jahr an sie durchschnittlich 18 bis 19 Arbeitsstunden täglich verwendet.
QUELLE: Verschiedene Zeitungen der ÖNB
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