EDUARD K. ZIRM#
Wie man dem „Neuen Österreich“ entnehmen durfte, war die Wiener Augenheilkunde um 1948 durch ein Gesetz daran gehindert Hornhautverpflanzungen zahlreicher durchführen zu können. Gerade war ein Wiener Augenspezialist aus Paris zurück gekommen, der sich über Methoden der Hornhautverpflanzung informierte. So hatte der Wiener Spezialist in Erfahrung gebracht, dass tote Augen, die vorher einige Stunden auf dem Eis gelegen, für die Operation besser geeignet sind..
Nach den gesetzlichen Bestimmungen in Wien, durften Augen der Menschen die im Spital starben, erst nach drei Stunden nach ihrem Ableben entfernt werden. Und diese toten Augen waren für eine Wiederverwendung unbrauchbar.
Die Hornhautverpflanzung, Transplantation oder, wie sie in Fachkreisen genannt wird, Keratoplastik, wird bereits in der gesamten Welt angewendet.
Olmütz war 1905 in der glücklichen Lage einen neu erbauten, mit allen modernen Behelfen ausgestatteten Pavillon für die Augenabteilung beziehen zu können. Dadurch gehörten Übelstände, wie die der ständigen Überbelegung der Vergangenheit an. So vollkommen und geradezu mit dieser glänzenden Ausgestaltung war Olmütz gegenwärtig in ganz Europa einsame Spitze., denn nirgends sonst wurde in dieser Hinsicht etwas derartiges geboten.
Seit dem Bestehen der Augenabteilung im Jahr 1894 wurden insgesamt in derselben behandelt 9210 Augenkranke, 5164 Augenoperationen, darunter 1757 Star Operationen vorgenommen. Die Zahl der Starausziehungen mittelst Lappenschnitt belief sich im ganzen bis Ende 1904 auf 1120.....
Der Leiter dieser Augenabteilung Primararzt Dr. Eduard Konrad Zirm wurde am18. März 1863 in Wien geboren. Hier besuchte er das Schottengymnasium, mit ihm der Nobelpreisträger Konrad Lorenz. und studierte anschließend an der medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er am Anatomischen Institut zwei Jahre lang als Demonstrator zubrachte. Der junge Mann entschied sich für die Ophthalmologie - Augenheilkunde.
Nächste Station war die Wiener Augenklinik von Prof. Dr. Karl von Stellwag-Carion, dessen erster Assistent er wurde. Einer seiner Lehrer war Theodor Billroth, ein bedeutender Arzt dieser Zeit der zum großen Förderer und zum Ideal des jungen Zirm wurde. So verließ 1892 er die medizinische Hofburg Wien und fand eine Stelle in der k. k. Franzens Universität Olmütz.
Eine große Chance bot sich ihm, als man 1894 ihm die Stelle in Olmütz mit der Zusicherung antrug, er könne die damals in Bau befindliche augenärztiche Abteilung des Krankenhauses übernehmen. Als Primararzt des mährischen Landeskrankenhauses. Er führte allein in Olmütz 7.800 Star Operationen aus, darunter behandelte er auch arme Menschen die sich eine Operation nicht leisten konnten, das brachte ihm große Beliebtheit und Popularität bei der Bevölkerung ein.
Wie zahlreiche im Sternzeichen Fische Geborene, hatte Zirm eine ausgeprägte, künstlerische Ader. Bevor er sich für Medizin entschied, kokettierte er mit der Bidhauerei. Musik spielte in seinem Leben ebenfalls eine große Rolle. Eine Reihe von Werken wie das Buch „Die Welt als Fühlen“ sowie Gedichte und Dramen zeugen von seiner Vielseitigkeit.
Dann kam für Zirm der große erfolgreiche Tag seines Lebens, es war der 7. Dezember 1905. Wo er die erste erfolgreiche Hornhautverpflanzung und somit der ersten erfolgreichen Organverpflanzung, ein Meilenstein in der Geschichte der Medizin und der Menschheit in der damaligen Zeit.
Die Öffentlichkeit wurde von dem grandiosen Erfolg allerdings erst durch Zeitungen im Jänner 1907 informiert.
Die Zeiten des ehemaligen Kronlandes der Habsburger, Böhmen und Mähren wurden zur Tschechoslowakei, dann Tschechien und so wurde der berühmte Arzt 1928 von Beamten pensioniert, ohne noch seine Arbeit beenden zu können.
So lebte er mit seiner Frau Irene und den beiden Söhnen, widmete sich der Gartenarbeit, der Imkerei und all den anderen Liebhabereien.
Dr. Eduard Konrad verstarb am 5. März 1944 in Olmütz. Seine Urne wurde später nach Graz überführt wo er im Grazer St. Peter Friedhof neben seiner Frau bestattet wurde.
In den USA ist Zirm als Koryphäe auf seinem Gebiet bekannt. Heute werden derartige OP mit einem Laser Diamantskalpell ausgeführt.
QUELLE: Mährisches Tagblatt 15. Mai 1899, S 1, 17. Oktober 1900, S 6,7, 23. Dezember 1909, S 4, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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