EPHESUS KATAKOMBEN#
Die Expedition des Wiener Archäologischen Instituts, die im Herbst 1926 nach Ephesus ging, hatte einen ganz außerordentlichen Erfolg; die Leiter Hofrat Prof. Dr. Josef Keil und der Dekan an der Technischen Hochschule Professor Dr. Max Theuer sowie Assistent Dr. Miltner, sind nach Wien zurückgekehrt.
Die Ergebnisse, besonders die Entdeckung der Katakomben von Ephesus, sind für die Geschichte des alten Christentums von hoher Bedeutung.
Das Ziel der Ausgrabungen war, nach den Mitteilungen der Expedition zunächst, womöglich Aufschluss zu erlangen über die bisher zweifelhafte Lage der altionischen Stadt Ephesus; weiters die Ausgrabung einiger wichtiger Bauten der hellenisch-römischen Stadt und schließlich die Erforschung der Umgebung der „Siebenschläfer Grotte“, wo eine alte christliche Begräbnisstätte, vermutet wurde; Die Sage hatte die „Siebenschläfer“ in einer Grotte vor den Christenverfolgungen Zuflucht finden und hundert Jahre – bis zum Sieg des Christentums, schlafen lassen.
Im Spätsommer 1926 konnte die Arbeit auf den Stätten, wo das Wiener Institut schon vor dem Krieg fünfzehn Jahre lang gegraben hatte, wieder aufgenommen werden. Dem österreichischen Gesandten Kral und dem Berliner Professor Dr. Deißmann ist die Überwindung der politischen und der finanziellen Schwierigkeiten zu danken, die der Arbeit nach dem Krieg entgegenstanden,
Das erste Ziel der Grabungen ist glücklich erreicht worden: An der Stelle, wo nach der Überlieferung die Stadt zu suchen war, wurden viele Versuchsgraben angelegt und alsbald wurde eine große Zahl von Tonscherben gefunden, die bis ins zehnte Jahrhundert vor Christus zurückgehen; die Griechen haben die kleinasiatische Küste etwa 1300 vor Christi besiedelt. Das ist ungefähr die Zeit des biblischen Königs Soul.
Die folgenden Grabungen haben eine Bestätigung hierfür gebracht und ließen auch den Umfang der alten Stadt feststellen, soweit sie auf der Höhe lag, während dies in der Ebene wegen des Grundwassers unmöglich war: es ist die alte ionische Stadt, die von dem Lydier Krösus erobert wurde und die Heimat des Heraklit war.
Der zweite Erfolg der Grabungen war der Fund eines großen Heiligtums der kleinasiatischen Göttermutter Kybele. Der ganze Abhang des Panjir-Dagh, der gegen den berühmten Diana Tempel von Ephesus hinblickte war, wie die Ausgrabungen ergaben, mit zahlreichen Nischen überdeckt, in denen Weihereliefs für die oberste Göttin aufgestellt waren; dargestellt ist immer, in verschiedenen Varianten, die von Löwen umgebene Göttinmutter, ihr zu Linken ein Jugendlicher, zur Rechten ein älterer Gott. Inschriften geben Auskunft über den Kult. Merkwürdig ist der Bestand und die weite Verbreitung des asiatischen Volkskults neben den offiziellen Kult der ephesischen Diana.
Neu aufgedeckt wurden Gebäude der römischen Zeit, so ein großer monumentaler Treppenaufgang zu einem weiten Heiligtum, dessen Tempel durch die Riesenmassive durch seine Architekturstücke noch heute Bewunderung weckt.
Für den Gott dieses Tempels darf man wohl Isis oder Serapis halten.
Ein zweiter Fund aus der Römerzeit ist ein monumentales Nympheum, zur Wasserversorgung der Stadt dienend das hinter zwei übereinander angeordneten Bassins eine große künstlerisch reiche Schmuckfassade zeigt.
Zu besonders überraschenden Ergebnissen haben aber die Grabungen nahe der Siebenschläfergrotte geführt: Es wurde ein gewaltiger altchristlicher Gräberkomplex gefunden, der zeigt, dass das Begräbnis an dieser Stelle sehr hoch geschätzt wurde, weil die Wiedererweckung der „Sieben Schläfer“ die Auferstehung gewährleiste. Eine langgestreckte Halle, die östlich in eine Kirche überging, ähnlich den antiken Kolumbarien, ist an den Wänden wie unter dem Fußboden mit christlichen Gräbern bedeckt. Neben der Halle lag noch ein Komplex von Grabkapellen, die Gräber in mehreren Stockwerken übereinander und an den Wänden die altchristlichen Malereien noch erkennbar, eingeritzte „Graffiti“, die ins frühe Mittelalter reichen.
Am vorletzten Tag der Grabungen wurde unter der Halle wurde noch ein unterirdischer Gang entdeckt. Katakomben mit zahlreichen Beisetzungen auf beiden Seiten.
Alle Gräber waren ausgeraubt, unbekannt waren; von den Fundstücken sind am bemerkenswertesten die hundert Tonlampen, viele mit figuralen Vorstellungen aus christlicher Zeit, so Adam und Eva mit der Schlange, die Opferung Isaaks und dergleichen.
Die Ausgrabungen dieses wichtigen Gräberkomplexes nicht noch nicht abgeschlossen und im nächsten weiter geführt. Es kann aber schon jetzt gesagt werden, dass die Erfolge der Forschungen in der wissenschaftlichen Welt Aufsehen machen und schon die ersten Nachrichten aus Kleinasien ihre große Bedeutung klargemacht haben.
QUELLE: Grazer Tagblatt ÖNB
HINWEIS: 157 Ephesos Museum
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/EPHESUS_KATAKOMBEN