ERNST RIECK#
1903: Zu den Verlusten, welche die Photographische Gesellschaft im verflossenen Jahr erlitten hatte, trat noch ein neuer hinzu durch das Hinscheiden eines Mannes, welcher sich der allgemeinsten Sympathie erfreute, der stets ein warmer Förderer ihrer Ziele war und in unscheinbarer aber doch intensiver Weise für ihr Gedeihen tätig blieb. Rieck kam erst spät in Berührung mit der Photographie, sein Entwicklungsgang hatte andere Perspektiven.
Er war 1859 zu Vacha in Thüringen als Sohn eines sächsisch-weimarischen Steuerinspektor, der leider in jungen Jahren starb und seine Witwe in einer sorgenvollen Situation zurück ließ. Von den drei Söhnen und zwei Töchtern wendete sich Ernst Rieck dem Buchhandel zu, den er in Meißen bei Louis Mosche erlernte, und kam dann in das Geographische Institut in Weimar, von dem er im Oktober 1881 nach Wien übersiedelte und in die Kartenabteilung der Lechnerschen Hof-Buchhandlung eintrat
Während der Tätigkeit seines zweiten Chefs, Wilhelm Müller, wesentlich von der Organisation eines modernen Buchhandels absorbiert wurde, erkannte Werner, welcher ein eifriger Amateur war, die überflutende Zukunft der Amateurphotographie und die auf ihrer Ausdehnung beruhende Entfaltung der Fabrikation ihrer Bedarfsartikel.
Werner widmete sich nun jener Geschäftsabteilung, welche die Bezeichnung „Photographische Manufaktur“ trug und brachte die heute noch beliebte „Werner Camera“ in den Handel.
In all seinen Projekten war Rieck sein verständnisvoller Adlatus, und da er schon damals eine gründliche Kenntnis der photographischen Praxis erwarb und namentlich hübsche Stereoskopbilder herstellte, so gab er sich mit einer wahren Begeisterung, bald auch mit vollem Verständnis der neuen Berufstätigkeit hin und siedelte völlig in die neue Abteilung über. Als A. Werner 1889 starb, war er gewissermaßen sein geistiger Erbe,
Im Jahr 1886 wurde er Mitglied der Photographischen Gesellschaft und war unablässig bemüht, derselben interessante Neuerungen und neue Freunde zuzuführen und in der von der Firma ausgegebenen Zeitung „Lechners Mitteilungen“, deren Schriftleitung ihm oblag, für dieselbe in einem wohlwollenden Sinn Propaganda zu machen.
Aber schon in den neunziger Jahren wurde er von allerlei undefinierbaren Leiden und Nervenzuständen gepeinigt, so dass ihm der Verfasser dieser Zeilen den Beistand des med. Dr. Loostorfer empfahl, der ihn wohl einer heftigen Lungenentzündung entließ, aber doch meinte, dass er in einer schlechten Haut stecke.“
Leider erwies sich diese Diagnose nur zu richtig, auch verschlimmerte sich sein Zustand von Jahr zu Jahr.
Es sei hier anerkennend hervorgehoben, mit welcher generösen Sorgfalt und Teilnahme die Firma diese seine Leidensstation umgab. So konnte der Kranke den Frühling 1902 in Gardone am Gardasee zubringen, den Sommer in Maria Enzersdorf am Gebirge in einer Heilanstalt verleben, wo er bis zum Herbst, bei voller Geisteskraft und auch sich frei in dem Park bewegend, verblieb. Kaum nach Wien zurückgekehrt, ergriff das Übel das Gehirn, und er war weder fähig zu sprechen, noch seine Umgebung zu erkennen.
Die Familie brachte ihn nun in eine Heilanstalt nach Breslau-Popelwitz, wo er am 9. Dezember im Alter von 43 Jahren wahrscheinlich an Gehirnlähmung erlag.
Den zahlreichen Freunden des Verstorbenen wird das im Atelier Dr. Szekely ausgeführte Porträt in seiner prächtigen Auffassung und Treue eine elegische Erinnerung an einen selten trefflichen Menschen vermitteln................L. Schrank
In der zweiten Versammlung am 21, Oktober 1893, zeigte Ernst Rieck einige Vorlagen der Photographischen Manufaktur von E. Lechner, und zwar: 1. ein neues Korn-Platinpapier, das seiner einfachen Behandlung und der Qualität (Pyramiden-Korn-Papier) des Papiers wegen empfehlenswert ist; 2. lichtempfindliche Korrespondenzkarten; 3. Visierscheiben aus Celluloid, für Reisen sehr praktisch; 4. ein Etui mit 6 Monocles von verschiedenen Brennweiten; 5. den verbesserten Kodak Nr. 5 folding.
Am 4. Dezember 1898 wurde der Klubvorstand mit der Nachricht überrascht, dass F. Goldschmidt habe plötzlich verreisen müssen und könne den angekündigten II. Skioptikon-Abend zur Ehrung A. Einsles nicht abhalten. Was nun! J. Beck war erfreut, denn er konnte mit einem Ersatz aufwarten. Herr Ernst Rieck von der Firma Lechner sei bereit, durch Vorführung eines Graphophons und einer Reihe geographischer Charakterbilder die Klubmitglieder zu entschädigen. Es war recht gut, dass des Graphophons gedacht worden war. Es versagte nämlich an diesem Abend auch die elektrische Leitung auf einige Zeit und da war zur Abwechslung einmal der gebotene Ohrenschmaus sehr willkommen. Später als wieder Licht war konnte Ernst Rieck mit den verschiedenen Landschaftsbildern fortfahren. Diese Annehmlichkeiten wurden den Schulen ebenfalls zur Verfügung gestellt. So gestaltete sich der Abend als recht gelungen.
QUELLEN: Wiener photographische Blätter,1894, Hauptteil, S 12, 1898, Hauptteil. S 23, Photographische Correspondenz, 1903, Jänner, S 66, Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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