FREIHERR ANTON MOLLINARY#

Armee
Freiherr Anton Mollinary

An den Gefilden des herrlichen Comersees in seiner Villa Soave in Abbate bei Como, endete am 25. Oktober 1904 das Soldatenleben des 85jährigen Freiherr Anton Mollinary von Monte Pastello. 25 Jahre konnte er hier an der Seite seiner geliebten Gemahlin, die ihm vor zwei Monaten voraus gegangen war, das Pensionistendasein genießen.

Mollinary wurde am 9. Oktober 1820 in Titel, im Bacs-Bodroger Komitat geboren und trat bereits 1833 als Kadett des Pionierkorps in die Armee, absolvierte die Tullner Korpsschule und wurde 1836 ins 16. Infanterieregiment eingeteilt, wo er im folgenden Jahr Leutnant wurde. Nach weiteren zwei Jahren Infanteriedienst kehrte er zu den Pionieren zurück, wurde Adjutant Biragos, des Erfinders der Brückenequipagen und 1842 als Oberleutnant in das 9. Infanterieregiment eingeteilt, um 1843 zum Generalquartiermeisterstab zu kommen, in welchem er 1847 zum Hauptmann avancierte. In dieser Charge trat er in die glanzvolle Epoche der Feldzüge Radetzkys in Italien ein, wo ihm Umsicht und Tapferkeit eine glänzende Rolle spielen ließen und ihn rasch zum Liebling des siegreichen Feldmarschalls machten. Als Generalstabshauptmann tat er sich 1848 im Feldzug gegen Italien am Gardasee hervor, machte die Gefechte von Curtatone mit, zerstörte die Bahnlinie Vicenza-Padua durch die Sprengung der Cerisonebrücke und errichtete auf dem Felsenhang des Monte Pastello eine für den Angriff auf Rivoli wichtige Batterie. Das später dort erbaute Fort heißt auf kaiserlichen Befehl seit 1851 „Mollinary“. 1848 brachte ihm das Ritterkreuz, des Leopolds Ordens, jene 1849, den er bereits – kaum 29 Jahre alt – als Major im Generalquartiermeisterstab mitmachte das Militär Verdienstkreuz. 1850 wurde Mollinary Oberstleutnant und Kommandant des Flottillenkorps, 1854 Oberst und Kommandant des Pionierkorps mit Beibehaltung des Kommandos des Flottillenkorps. Im selben Jahr erfolgte die Erhebung Mollinarys in den Ritterstand auf Grund der Statuten des Leopold Ordens. 1858 wurde er Generalmajor und Brigadier im 5. Armeekorps, führte anfangs des Feldzuges 1859 das Kommando Ancona und machte damals mit seiner Garnison in neun Tagen den 300 Kilometer langen Marsch nach Rovigo und fand später als Generalstabschef der zweiten Armee Verwendung. Zu Ende des Krieges wurde er mit der Vereinigung des Flottillenkorps mit der Kriegsmarine betraut, wurde 1860 Brigadier im 3. Armeekorps, 1864 dem 4. Armeekorps zugeteilt und in dieser Stellung 1856, 45 Jahre alt, Feldmarschallleutnant. In der Schlacht bei Königgrätz übernahm der Dekorierte nach der Verwundung des Korpskommandanten FML Grafen Festetics die Führungdes 4. Korps in den blutigen Kämpfen um den Swiepwald und versuchte vergeblich den FZM Benedek zu einer Offensive gegen den linken Flügel der preußischen ersten Armee zu bestimmen. Zu Ende der Schlacht wurde Mollinary selbst schwer verwundet. Nach seiner Genesung übernahm er das Kommando der 2. Infanterietruppendivision in Wien, wurde 1867 Inhaber des Infanterieregiments Nr. 38 und 1868 Kommandant der 8. Infanterietruppendivision in Innsbruck und der Landesverteidigung von Tirol und Vorarlberg. 1870 wurde er kommandierender General in Agram und wirklicher geheimer Rat, 1873 Feldzeugmeister. Ihm oblag die schwierige Aufgabe, die Übergabe der Militärgrenze in zivile Verwaltung durchzuführen, für deren Durchführung er 1872 mit der Eisernen Kronen-Orden 1. Klasse ausgezeichnet. Bei der Neuregelung der Verhältnisse waren Kompetenzkonflikte unvermeidlich, die ihm in der Folge seinen Posten verleideten. Er wurde 1877 Kommandierender in Brünn, welchen Posten er im Jahr 1878 mit Lemberg vertauschte, doch scheint das nordische Klima seiner Gemahlin die er 1850 in Riva eine verwitwete Baronin Beatrix Torresani, der Mutter des bekannten Schriftstellers Torresani, Sohn aus ihrer ersten Ehe, nicht zugesagt zu haben. So verließ Mollinary, der inzwischen in den Freiherrnstand erhoben worden war, 1879 den aktiven Dienst und zog sich auf seine Besitzung bei Como zurück, wo ihm ein heiterer Lebensabend wurde. Gleich Philemon und Baucis genoss er durch lange Jahre ein friedliches Idyll, dem erst der kürzlich erfolgte Tod seiner Gattin ein jähes Ende bereitete. Seither kränkelte der greise General, bis ihn nun nach kaum zwei Monaten der Tod mit seiner Lebensgefährtin vereinte. Dieser Ehe entstammen vier Kinder. Der einzige Sohn des Paares ist Hofrat Dr. Franz Freiherr von Mollinary, Kreisvorsteher in Sarajewo. Eine Tochter, Baronin Josefine Branyczany lebt in Fiume.

Mit ihm verschied eine der letzten Gestalten, die mit ihren der Allgemeinheit vertraut gewordenen Namen, an welche sich zahlreiche ruhmreiche Erinnerungen knüpfen, aus den letzten großen Kämpfen der Monarchie in die Gegenwart hineingetragen. Die lange Dauer seines Lebens schenkte ihm die Genugtuung, sich als historische Persönlichkeit verehrt und gefeiert zu sehen, und er mag mit dem Bewusstsein dahingegangen sein, als solche fortzuleben in dem Gedächtnis der Armee.

QUELLEN: Agramer Zeitung 28. Oktober 1904, S 4, Ischler Wochenblatt, 6. November 1904, S 3, Danzers Armee Zeitung 3. November 1904, S 6, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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