GABESAM#

Es war am 14. Dezember 1855 als Kaiserin Elisabeth mit einer Hofdame auf einer Fahrt nach Schönbrunn im Begriffe war, um dort ein Schlittschuhlaufen in Augenschein zu nehmen, als das Viergespann plötzlich scheu und mit rasender Schnelligkeit, keinem Zügel mehr gehorchend die Hauptstraße von Mariahilf entlang dahinsauste. Der Wagen fuhr dreimal an Laternenpfählen und Barriere Stöcken an und nur der soliden Bauart des Wagens war es zu danken, dass er nicht in Stücken ging und dass kein Rad brach. Doch plötzlich kam ein Aufprall, der Kutscher wurde vom Sitz herunter geschleudert und blieb liegen. Ein Kutscher brachte mit seinem Ziegelwagen die rasenden Pferde zum Stillstand. Sein Name hieß Stricker.

In den Moment als die Pferde ausrissen, ließ die Kaiserin die Glasfenster im Wagen herunter, damit im Falle des Sturzes keine Glassplitter sie verletzen konnten.

Durch den Zusammenprall war die Deichsel zersplittert, der Wagenkasten war etwas beschädigt und die Türdrücker ließen sich nicht mehr öffnen.

Der Kaffeesieder Gabesam eilte herbei und versuchte mit viel Mühe den Wagenschlag zu öffnen, half der Kaiserin und der Hofdame aus ihrer unerquicklichen Lage, besorgte einen Fiaker der die hohen Herrschaften in die Burg zurückbrachte.

Gabesam wurde von der Kaiserin mit einem Brillantring ausgezeichnet, und Stricker mit 500 Gulden belohnt.

Der verletzte Leib Kutscher wurde von den Hofärzten behandelt und von der Kaiserin mit dem Nötigen versorgt.

Das Kaffeehaus Gabesam in der Mariahilfer Straße war eines der bekanntesten und berühmtesten Lokalitäten. Sein Besitzer ein jovialer Mann mit seiner Gold gewirkten Quasten Mütze, mit Witz und Humor, ein Wiener Original. Dabei ist Josef Gabesam kein Wiener sondern aus Stockerau, wo er am 5. März 1805, Sohn eines Müllers geboren wurde.

Mit 14 Jahren kam er nach Wien, wo ihn seine Tante aufnahm, wurde Lehrling bei einem Goldschmied.

Nachdem das alte Café Schleifer aufgelassen werden sollte, griff Gabesam zu und eröffnete zu Neujahr 1837 in der Mariahilfer Straße ein seinen Namen tragendes Kaffeehaus. Es war damals eine Sensation, dass er dazu die Bewilligung bekam. Nur mit den Mitteln des Heiratsgutes seiner ersten Frau konnte er sich das Café leisten. Seine Gäste waren bald die Unternehmer und Fabrikanten aus der damaligen industriellen Blüte des Brillanten Grund. Ein Kaffeehaus zu dieser Zeit war ebenfalls eine Goldgrube.

Zwischen den Stammgästen und Gabesam entstand alsbald ein vertrautes, gemütliches Verhältnis. Das Kartenspiel war als Millionärspartie bekannt, manche vermeinten hier hohe Umsätze zu erzielen, der war allerdings im Irrtum, denn es wurde nur um einen Kreuzer gespielt. Nur Sonntag Vormittag, während der Messe verbot Gabesam das Kartenspiel, von diesem Verbot war er nicht abzubringen.

Er legte sehr viel Wert auf sein Lokal und scheute diesbezüglich keine Kosten und ließ es auf Glanz herrichten, stattete es mit teuren Bildern von A. Swoboda, aus. Trotz allem, man hätte nicht vermutet, dass hier Millionäre aus der Seidenbranche dieses Lokal als ihren Lieblingsaufenthalt gewählt haben. Sein Kaffeehaus war das Erste, das über Gaslicht verfügte.

Sein ganz besonderer Stolz war jedoch jener Brillantring, den er von Kaiserin Elisabeth erhalten hatte und es gab keinen Stammgast in seinem Lokal, dem er nicht die Geschichte dieser Hilfeleistung oftmals erzählt hätte.

Zu seinen Gästen zählte auch das geistige Wien, so Friedrich Schlögl, Schriftsteller und Feuilletonist, Josef Wimmer, Unternehmer, Verleger und Herausgeber der Tages Post, der Schriftsteller aus der Steiermark, Peter Rosegger kam oft in sein Lokal, und der Maler Anton Kaiser, Grafiker und Illustrator und noch andere bekannte Namen verbrachten hier bei köstlichem Kaffee eine gemütliche Zeit.

Die Geschenke mit denen Gabesam von seinen Stammgästen zu den verschiedensten Gelegenheiten verwöhnt wurde, waren so platziert, dass jeder Gast der das Café betrat, sie sehen musste.

Er verstand es seine Gäste auch um den kleinen Finger zu wickeln, wenn es um Preiserhöhung ging. Doch auch seine Gäste trieben mit ihm ihre Späße, denn Gabesam schien die Übersicht in seiner kleinen Welt wohl verloren zu haben, als man ihm seine eigene Uhr anbot, kaufte er diese um teures Geld.

In dem Stück „Wirt von Hetzendorf“ von Joseph Böhm wurde Gabesam literarisch verarbeitet und als Strebesam verewigt, Johann Fürst versäumte es nicht in den Dichtungen seine Bühne im Prater zu bereichern und neben anderen bekannten Größen auch Gabesam zu gedenken.

In den letzten Jahren machte sich die Gicht bei ihm bemerkbar, es folgte eine Kur in Baden und zuletzt in Rodaun, doch ohne sein Kaffeehaus konnte er nicht sein, und so kehrte er bald wieder zurück., legte sich nieder und verstarb um 3 Uhr am Nachmittag. Es war der 29. Juni 1883. Einen Tag später, am Sonntag um 2 Uhr fand das Begräbnis statt.

Um die Jahrhundertwende als die Mariahilfer Straße reguliert wurde fiel Gabesam und andere Gebäude der Demolierung zum Opfer..

Quelle: Verschiedene Zeitschriften der ÖNB

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