GARDASEE – ARCO#
1889 hielt sich Kaiserin Elisabeth wieder in Meran auf, diesmal in Begleitung von Marie Valerie und ihres Verlobten Franz Salvator von Toscana. Von hier aus wurden fast täglich Ausflüge unternommen nach Bozen, Runckelstein, Blumau oder über Töll zum Eggerhof unternommen.
Am 5. Oktober traf die Kaiserin mit Begleitung in Riva am Gardasee ein, wo sie im Hotel Sonne, dass sich am Nordufer in landschaftlich unvergleichlich schöner Lage befindend, ihr Quartier bezogen.
Obwohl die Kaiserin im strengsten Inkognito reiste, war ihr Eintreffen in Riva nicht unbemerkt geblieben und so manches Gebäude war daher beflaggt.
Bereits am Tage ihrer Ankunft machte sie ihre gewohnten Fußmärsche auf der Tonalstraße. Am nächsten Tag zur frühen Stunde wählte sie den Weg längs des Seegestades. Sie war von den Schönheiten der Umgebung mit dem südlichen Flair dem See und der Bergwelt, beeindruckt. Suchte sie hier Vergessen von dem Drama in Mayerling, das nur wenige Monate zurücklag?
Sonntag nach der Messe die in der Kapelle des Hotels „Zur Sonne“ zelebriert wurde, begab sich die kleine Gesellschaft nach Varone um den bekannten Wasserfall zu besuchen.
Das Wiener Tagblatt berichtet darüber: „dessen Schönheit sowohl bei der hohen Frau, als bei dem erzherzoglichen Brautpaar den besten Eindruck machte. Dieser Wasserfall gehört wohl nicht zu den imposantesten seiner Art, aber er frappiert durch das Eigenartige seiner Formation. Von ziemlich bedeutender Höhe stürzt sich der Wasserstrom in eine grotesk geformte Felsenspalte, in die das Licht bloß von der oberen Einsturzöffnung dringt. In Folge dieser seltsamen Bildung betritt man die Höhle auf zweifachem Wege. Am Fuße des Wasserfalles gelangt man, eine Brücke überschreitend, welche den Ausfluss überjocht, in die Höhle. Im Halbdunkel stürzt sich hier mit brausendem Getöse die Wassermenge hernieder ein Blick empor und man sieht im schäumendem, funkelnden Gischt eine kleine, den oberen Durchweg vermittelnde eiserne Brücke. Diesen in seiner Schönheit grauenhaften Punkt verlassend, steigt man außerhalb der Höhle auf einen solid konstruierten Serpentinenweg zu dem oberen Eingang empor. Unterhalb zweier förmlich in den Felsen gehauener Wölbungen bietet sich hier dem Beschauer der eigentlich großartigste Anblick; man steht hart an dem mächtigen Wasserstrahl, der durch die merkwürdig geformte Felsenluft nieder donnert. Lange weilten die Kaiserin und das Brautpaar an dieser Stelle und waren entzückt von dem imposanten, stets wechselnden Reiz des Anblicks. Etwa zwanzig Minuten widmete die Kaiserin der Besichtigung des Wasserfalles, um sich sodann nach Arco zu begeben....“
1896 informierten die Innsbrucker Nachrichten ihre Leser, dass der weltberühmte Wasserfall in Varone seit kurzem elektrisch beleuchtet wird. Die Beleuchtungseffekte sollen einen geradezu magischen Eindruck auf die Beschauer machen.
Arco galt als Winterquartier der Habsburger, besonders wegen des milden Klimas und der wunderbaren Umgebung.
So entstanden zahlreiche Villen des Adels wie auch der Bürger im Jugendstil, mit Park- und Gartenanlagen. Damit wurde Arco zum Anziehungspunkt und förderte den Fremdenverkehr.
Besonders ab dem Jahr 1891 als die Lokalbahn Mori-Arco-Riva eröffnet wurde.
Über den schönen Besitz des Erzherzog Albrecht, besonders der großartige Park mit exotische Nadelbäume, Monterey-Zypressen, Zedern, der außergewöhnliche Rotholzbaum, die vielstämmige Scheinzypresse, sowie Mammutbaum und noch verschiedene Straucharten,
All dies um 1872 auf einer Gesamtfläche von 5 Hektar anlegen.
Da die Kaiserin auf ihren Reisen oft schon herrliche Gärten besichtigen durfte, war ihre Neugierde geweckt worden auch diese Parkanlage besuchen zu dürfen.
In Arco angekommen stiegen sie im Kurhaus Nelböck ab wo sie ein kleines Dejeuner einnahmen, an dem auch der Bezirkshauptmann Graf Consolati aus Riva teilnahm. Anschließend erfolgte die Besichtigung des Albrecht-Ansitzes der umgeben war von einem Park mit exotischen Sträucher, Pflanzen und Bäumen.
Der Kaiserin Elisabeths Erwartungen dürften nicht enttäuscht worden sein.Das nächste Ziel war Arco selbst mit seinen historischen Teil und all die neuen eleganten Villen mit seinen zauberhaften Gärten.
Arco, der Ort dessen Aufblühen als klimatischer Kurort und großzügige Förderungen, verdankte man ausschließlich dem Erzherzog Albrecht.
Er zählte zu den reichsten Habsburger und spielte auch im Wirtschaftsleben der Monarchie eine hervorragende Rolle.
Im Alter von 30 Jahren trat er die Verwaltung der ausgedehnten Besitzungen in Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Ungarn an. Es gelang ihm die Güter nach kurzer Zeit zu einer Musterwirtschaft zu entwickeln.
Er machte bedeutende Investitionen, die der Verbesserung des Familienbesitzes dienten und war jeder technischen Neuerung im landwirtschaftlichen wie auch im industriellen Betrieb zugänglich.
Die Steuer die er im Jahr 1891 zahlen musste betrug 629.000 Gulden.
Von Arco zurückkehrend verließ Elisabeth bei der Inviolata Kirche den Wagen.
Sie machte trotz des unfreundlichen Wetters einen Spaziergang auf der nach Torbole führenden Straße.
Zum Abschluss hatte die Kaiserin Elisabeth mit den ihren noch eine Seefahrt mit einem eigens gemieteten Dampfer geplant gehabt, doch da schlechtes Wetter herrschte musste darauf verzichtet werden.
Und die Fahrt über den herrlichen See unterblieb.
Über Mori ging es wieder nach Meran zurück.
Der Bürgermeister ließ durch den Regierungsrat von Faifalik einen prachtvollen Blumenstrauß mit Bändern und der Inschrift „la Cita di Riva“ überreichen welchen die Kaiserin huldvoll annahm.
Der 2. März 1913 war für den festlich geschmückten Kurort Arco ein großer Tag.Arco hatte seinem großen Gönner, Erzherzog Albrecht, dem sie alles verdankten ein Denkmal errichtet, und die Feier der Enthüllung stand bevor.
Die Feier war um so bedeutungsvoller, denn sie zeichnete sich zugleich als patriotische Kundgebung aus.
Der Kaiser ließ sich durch Erzherzog Friedrich vertreten.
Außer der Gemeindevertretung, Kurkommission, waren zu dem Fest noch Erzbischof aus Trient, Statthalter von Spiegelfeld, Landeshauptmann Dr. Freiherr von Kathrein, Korpskommandant FZM. Dankl, Oberlandesgerichtspräsident Freiherr von Call aus Innsbruck erschienen.
Eine Ehrenkompagnie des in Arco stationierten Feldjägerbataillons mit dem 3. Kaiserjägerregiment aus Rovereto, das flotte Märsche erklingen ließ.
Massen von Menschen aus der Umgebung kamen per Bahn nach Arco um sich das einmalige Fest nicht entgehen zu lassen und ahnten nicht, dass ein Jahr später die Schrecken des Ersten Weltkrieges über sie hereinbrechen wird.
QUELLEN: Wiener Tagblatt 19. Februar 1895 S 4, 18. Februar 1895 S 5, Bote für Tirol u. Vorarlberg 19. Februar 1895 S 1,Bozner Zeitung 22. Februar 1895 S 1,ANNO Österreichische Nationalbibliothek Fotos: I. Ch. Graupp