HAIDA#

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Dillingers Reise Zeitung

1894:Zwischen dem östlichen Gebirgsstock des vulkanischen Mittelgebirges und den zerklüfteten Wänden, den bizarren Formen der Bürgsteiner Schweiz entdeckt man die Stadt Haida, unter Böhmens Städte ist sie eine der jüngsten. Trotzdem ist sie weltbekannt durch ihren Glashandel.

Vor 200 Jahren befand sich hier nur ein einsamer Meierhof der im Jahr 1700 21 Zinshäuser weichen musste. Aus diesem bescheidenen Dörfchen entwickelte sich durch die Gunst seiner für den Glashandel vorzüglichen Lage, hinzu kam noch die Fürsorge des um die Industrie Böhmens hochverdienten Grafen Josef Kinsky, welcher länger als ein halbes Jahrhundert über die Herrschaft Bürgstein gebot, ein Stadtwesen, welches am 26. Februar 1757 durch die Kaiserin Maria Theresia mit vier Jahrmärkten und einem Wochenmarkt für Garn, Flachs und Getreide begnadigt wurde. Gleichzeitig errichtete der Graf in Haida ein großes Weberhaus für die „Gezogensweber“, außerdem noch eine große Leinwandhandlung. Trotz des siebenjährigen Krieges wurden in einiger Entfernung Haidas eine große Anzahl von Fabriken errichtet.in denen verschiedene Industriezweige installiert wurden. Außer der Erzeugung von Leinwand, Tisch- und Damastzeug kam noch eine große Leinwandbleiche in Lindenau hinzu.

Eine Wachsleinwandfabrik war bereits 1756 in Schwoyka entstanden, ebenso eine Perlenfabrik. In Bürgstein wurde 1759 eine Schönfärberei eingerichtet, zu welcher 1761 eine Tüchelfabrik kam. Daraus entwickelte sich eine der ältesten Kattundruckereien in Böhmen, wie überhaupt die erste Einführung und Entwicklung des Zeugdruckes in Böhmen von Namen des Grafen Josef Kinsky nicht getrennt werden kann. Später wurde auch eine Hutfabrik aus dem Schloss in Weisswasser, wo sich derzeit die Forstschule befindet, nach Pihl bei Haida übertragen.

Von größter Wichtigkeit wurde die Errichtung von Spiegelfabriken,zunächst unter dem Einsiedlerstein, dann in Lindenau und seit 1767 auch in Wellnitz. Eine Folienfabrik wurde bereits 1759 in Lindenau, welche den Vorteil erfand, dass sie das Schlaggenwalder Zinn ebenso wie das überseeische zu gebrauchen verstand.

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Die ersten Spiegelmeister, Christian Stöhr und sein Sohn, Anton Stöhr, waren aus Nürnbeg in die Haida Gegend gekommen, und sie waren es die die Spiegelfabrikation hierher brachten.

Durch all diese Fabriken und deren Warenabsatz, wovon ein bedeutender Teil ins Ausland exportiert wurde, gewann Haida von Jahr zu Jahr an Bedeutung, noch dazu war die neue Hauptstraße die durch Haida führte, und weil hier schon 1732 eine Botenpost nach Lobositz eingeführt worden war, was zu dieser Zeit als Vorteil und Vorzug betrachtet werden musste. Außerdem gab es 1761 bereits eine Piaristenschule nicht nur die Grundbegriffe auch die lateinisch Sprache sowie auch Buchführung und Handelswissenschaften gelernt werden konnte. Alle, welche den Glashandel, der durch die Förderung des Grafen Kinsky in neuen Aufschwung gelangt war, zum Lebensberuf wählten, Latein war im Ausland gut zu gebrauchen.

Haidas Stadtwesen blühte rasch empor, dass man schon 1776 ein eigenes Haus für den Apotheker, für den Chirurgen und einen Dr. med errichten wollten.

Am 15. August 1792 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht, zu deren Erbauung von den Geschäftsfreunden in Spanien, Portugal und Mexiko ansehnliche Beiträge geliefert worden waren. Doch hatte Haida schon 1786 einen einen Seelsorger erhalten.

In Haida herrschte nicht nur Sinn für Fortschritt sondern auch für Naturschönheiten, das besonders hervorgehoben werden sollte. Schon 1780 wurde ein breiter Durchhau durch den Wald bis auf den „Kamp“ hergestellt. Im Juni 1783 verfasste Ingenieur Kleinwächter bereits einen Lagerplan für den Weiterausbau der Stadt. Auch der Friedhof ist so eingerichtet, dass er in vormärzlicher Zeit als einer der schönsten Friedhöfe gegolten hat.

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Auch Musik, Gesang, Theater wurden in einer Weise gepflegt, dass durch die Chronik noch so manches zu erfahren ist. Haida ist weiter auf Fortschritt bedacht, daher kann man sich an einer neuen Turnhalle ab 1881 erfreuen, die Wasserleitung, die das Wasser de Kleisquelle in die Stadt führt, wurde im August 1882 in Tätigkeit gesetzt und neuerlich die elektrische Stadtbeleuchtung die im Jahr 1893 eingeführt.

Fachschule und keramisches Museum über die Geschichte der Glasindustrie und verwandter Industriezweige kann man interessante Studien machen. Für jeden Fremden sind die Niederlagen oder Ausstellungen der Glasfabriken eine unvergleichliche Augenweide und unter denen die das Glas bemalen, entdeckt man so manchen wahren Künstler, der mit Bewunderung bedacht wird.

Die Stadt ist gut zu erreichen, zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten gibt es, einer dieser ist der Berg Kleis der schon durch seine Gestalt etwas Verlockendes für den Wanderer bietet. Auch hier hat der Alpenverein seine Aufgaben gefunden. Bad Kottowitz. Bürgstein und Schwoyka mit dem idyllischen Betgraben verdienen ebenfalls hervorgehoben zu werden, besonders aber der Altbürgstein, der Einsiedlerstein genannt wird.

Die Basaltsäulen, welche zwischen Parchen und Steinschönau einen kleinen Hügel bilden, der als „Herrenhausberg“ bezeichnet wird, gehören zu den schönsten Naturgebilden. Man bemühte sich immer dem Fremden Schönes und Annehmbares zu bieten.

QUELLE: Dillingers Reisezeitung, 10. Juni 1894, S 6, daraus die Bilder, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp