HEINRICH NATTER#

Bildhauer
Heinrich Natter

Als Heinrich Natter 1888 die Formalitäten für das Hofer Denkmal die Vereinbarungen sowie den schriftlichen Kontrakt abgeschlossen hatte, indem er sich verpflichtete, die gesamte Aufstellung des Hofer Denkmals persönlich zu leiten, hätte niemand gedacht, dass der bekannte Künstler diese Aufgabe nicht mehr ausführen konnte, da Natter am 13. April 1892 verstarb.

Heute morgens um 5 Uhr ist Heinrich Natter gestorben. Nur wenige Jahre hatte sich der treffliche Bildhauer seines wachsenden Ruhmes erfreuen können; ehe er noch sein Bestes zeigen konnte, wurde der erst 48jährigen Künstler vom Tode besiegt.

Im Jänner dieses Jahres erkrankte Natter, der in der Nähe seines Ateliers, Schüttelstraße Nr. 3 in der sogenannten Prater Cottage, wohnte, an Influenza. Von den Folgen dieser tückischen Krankheit konnte er sich nicht wieder erholen. Die Ärzte konstatierten, dass er seit Jahren an einem Herzfehler leide.

Eine heftige Erschütterung, welche der Künstler in den letzten Tagen erlitt, trug zur Verschlechterung seines Zustandes bei. Natter war mit dem Sektionschef Carl Ritter von Zwölf innig befreundet und die Nachricht von dem schmerzlichen Ende dieses ausgezeichneten Mannes wirkte auf Natter wie ein Schlag: Trotzdem dachte niemand an die letzte Eventualität, welche am Morgen eingetreten war.

Gestern fand noch ein Konsilium bei dem Kranken statt. Welchem der behandelnde Arzt Dr. Kretschy und Hofrat Baron Widerhofer beiwohnten. Bei vollem Bewusstsein, umgeben von seiner Gattin und seinen Kindern, einer Tochter Selma von 21 Jahren und einem 17jährigen Sohn Siegfried verbrachte er die Nacht. Er richtete einzelne Worte an seine Familie, aus welchen hervorging, dass Natter nicht an seinen Tod denke. Wenige Minuten vor 5 Uhr morgens schloss er die Augen für immer, ein Herzschlag hatte ihn getroffen...

Natter verfügte in seinem Testament, dass seine Leiche der Verbrennung zugeführt, und zwar nach Zürich gebracht werde. Ferner ordnete er seinen Nachlass, in dem er sein Barvermögen von etwa 30.000 Gulden seiner Familie vermacht und einigen alten Freunden Andenken hinterlässt. Die Gattin des Verblichenen ist wohlhabend und die Zukunft der Kinder gesichert. Am Vormittag fanden sich in der Wohnung des Bildhauers mehrere von der Todesnachricht tief erschütterte Freunde Natters ein. Maler Klimt fertigte eine Skizze der Züge des Toten an, der auf dem Sterbebett auch fotografiert wurde.

Die Osterglocken verkündeten eben mit hellen Klängen das frohe Fest der Auferstehung, als sich heute um die vierte Nachmittagsstunde ein stiller Leichenzug vor dem aus diesem Anlass seines gewöhnlichen Flaggenschmuckes entblößten Künstlerhaus vorbei bewegte: voran ein mit prachtvollen Kränzen beladener Blumenwagen, dann ein mit vier Rappen bespannter Leichenwagen mit den irdischen Überresten Heinrich Natters und schließlich eine lange Reihe von Wagen, gefüllt mit trauernden Anverwandten und Freunden des entseelten Künstlers

Natter
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Unter den Trauergästen das Hoferdenkmal Komitee, verschiedene Tiroler Abordnungen, Vorstand der Künstlergenossenschaft, sowie eine Offiziers Deputation der hiesigen Kaiserjäger Truppe hatten sich bereits vor drei Uhr im Sterbehaus eingefunden, Prof. Dr. Bayer hielt einen ergreifenden Nachruf, vor dem mit Blumen geschmückten Metallsarg. Tief ergriffen verließen die Anwesenden, unter ihnen auch die Witwe mit den Kindern das Trauergemach, worauf der Sarg in den Leichenwagen gehoben, in feierlichem Trauerzug, am Künstlerhaus, Haydn Monument vorbei zum Westbahnhof überführt wurde, wo nach erfolgter Einwaggonierung der Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Hermann Rösler im Namen der Freunde noch einige tief empfundene Abschiedsworte sprach, die in den letzten Gruß ausklangen; „Du, Freund Heinrich, ruh' in Frieden“:

In einem Gütereilzug wurde Natters Sarg nach Zürich geführt. Der Waggon war innen schwarz drapiert. Natters Angehörige fuhren sodann mit dem Expresszug nach Zürich wo am nächsten Tag die Verbrennung der Leiche statt fand. Die Asche wurde von der Witwe in einer Urne nach Gmunden gebracht und dort in der Familiengruft beigesetzt.

Bevor das Hofer Standbild noch aufgestellt war setzten die Kritiken ein. Man ließ an Natters Kunstwerk kein gutes Haar.

Ein mit „S“ unterzeichnetes Einschreiben im „Vorarlberger Volksblatt“ beklagt sich über das Hofer Denkmal auf dem Berg Isel: „ wir haben mit drei Personen gesprochen die Hofer persönlich noch kannten und ließen uns eine genaue Beschreibung desselben entwerfen. Als wir aber die Abbildung der Natter Hofer Statue erblickten, da fragten wir unwillkürlich: „Ja wer mag denn das sein?“ Wir sagen unsere Meinung offen: Die Natter Hofer Statue ist eine ganz auffallende Karikatur mit Händen greifbare Verhöhnung des Schaller Grabdenkmales für Hofer, folglich auch eine Verhöhnung unseres unsterblichen Nationalhelden, und wir bezeichnen es als eine immerwährende Schmach fürs ganze Land Tirol, falls man wirklich dieses Machwerk wirklich auf dem Iselberg postieren würde, ein Machwerk, das nicht nur keine Spur einer Porträtähnlichkeit mit Hofer, sondern auch keine Spur von einer ästhetischen Auffassung zeigt. Oder soll es ästhetisch sein, wenn man dem Hofer seinen breiten Passeirerhut auf der Statue mitgibt? Schaller hat diese unästhetische Kopfbedeckung wohl zu vermeiden gewusst, und gibt auf seinem Grabdenkmal Hofers dieselbe auf einem Felsgestein ruhend. - Ist die Haltung Hofers auf dem Natter Denkmal, wo Hofer auf einen Felsen steht, der den Berg Isel vorstellen soll und wahren „Bärentatzen“ ins Tal hinab zeigt eine ästhetische? Wenn jemand nur einen blauen Dunst von Ästhetik hat, wird er es verneinen müssen. Die einzige Idealisierung Hofers auf dem Denkmal Natters, besteht darin, dass ihn Natter als Rebellenführer oder meinetwegen als Räuberhauptmann idealisiert hat, das sagt uns noch Jedermann, welcher eine Abbildung des Denkmals gesehen, und hat es unumwunden erklärt. Und dies Denkmal soll als Ehre Hofers für alle Zeiten errichtet werden und man sammelt noch immer hierfür?

Berg Isel
Andreas Hofer Ausschnitt

Wir ersuchen alle konservativen Zeitungen, auf dieses „Eingesendet“ Rücksicht zu nehmen. Lieber kein Hofer Denkmal, als ein solches. Dem „Burggräfler“, der uns auf Natters „Gebilde“ aufmerksam machte, schließlich unseren Dank!“

Ein Jahr später, konnte man am Berg Isel die Gestalt Andreas Hofers von allen Seiten betrachten, doch die Kritiken verstummten nicht, Natters Kunstwerk missfiel den Tirolern, die in ihm einen Heiligen sahen.

Das „Linzer Volksblatt“ befasste sich mit den diversen Vorwürfen der „Brixner Chronik“ und anderer Tiroler Blätter. Schon die Einleitung, von welchem Standpunkt ist das Hofer Denkmal zu betrachten? Typus des Denkmals, die derbe Kraft der Bäuerlichkeit, wenn man das Denkmal von hinten betrachtet, sieht man die derbe Kraft, durch die Kleidung, die drallen Körperteile realistisch zum Vorschein kommen. „Diese feinfühlige ästhetische Beobachtungsgabe des „Tagblatt“ Schreibers wäre für sich selbst durch ihre eigene Lächerlichkeit gebrandmarkt genug, wenn sie nicht ein Typus oder Sinnbild wäre des Bemühens, dem Tiroler Volk eine ganz neue verdrehte Beurteilung Andreas Hofers und des glorreichen Tiroler Befreiungskampfes aufzuzwingen“.

Die N. Fr. Pr. (es ist komisch, um nicht mehr zu sagen, dass das erste J...blatt das Tiroler Volk belehren will, wie es sich seinen Andreas Hofer vorzustellen hat) schreibt, dass die „mächtige Gestalt Andreas Hofer, wie sie Natter ersonnen, fortab typisch bleiben wird“ d. h., so wird sich nach ihrer Prophezeiung das Tiroler Volk seinen Hofer vorstellen wie er jetzt auf dem Berg Isel dargestellt ist, und das selbe Blatt ist aber das Bildwerk Heinrich Natters nichts anderes als „das Monument deutscher Bauerntapferkeit“ der „Inbegriff der Urkraft von Tirol“, „Unter der Kopfbedeckung schaut das zornige, vom wallenden Vollbart umrahmte Antlitz des Helden hervor. Seine Rechte ist gekrümmt wie die eines Raubvogels., der schlagen will..“

Wir zitieren sicherlich nicht ohne Berechtigung gerade die „N. Fr. Pr.“ für die Beurteilung der Statue im Sinne des Künstlers. Die „N. Fr. Pr.“ hat es im Dienste einer gewissen Partei als ihre Aufgabe betrachtet, bei den Hofer Feierlichkeiten in Innsbruck, vor allem darauf zu achten, ob die Witwe Natters, bekanntlich eine ….. bei der Gelegenheit wohl gebührend geehrt werde.“

So ist aus dem herrlich gedachten und projektierten Standbild ein Zerrbild entstanden, wie es unpassender, unrühmlicher, verletzend für Tirol, für die Begeisterung seines noch echt patriotischen Volkes nicht sein könnte, ein Denkmal das dem Künstler selbst nicht zum Ruhme gereicht.

….kein Tiroler würde in dem „Banditengesicht“, (ein Ausdruck den viele Besucher am Berg Isel gebraucht haben) den edlen Sandwirt erkannt haben. Ja ein Hadji Loja könnte sich diese Larve aufsetzen, ein Andreas Hofer nicht.

Innsbruck
Kaiser Franz Joseph

Wie sagte doch Se. Majestät vor der Enthüllung des Denkmals: „In Andreas Hofer habe die Volksseele Tirols die edelste Verkörperung gefunden.“

Doch gehen wir zu einem wichtigen Punkt über. Der Künstler hat das religiöse Moment ganz – übersehen....Er war ein Mann, den wahre, tiefe Religiosität in allen Lebenslagen beherrschte. Das schönste an seinem Leben ist, dass er für Gott, Kaiser und Vaterland die Fahne erhob... aber diese religiöse Begeisterung wird wohl niemand in Hofers Standbild suchen. An Natter rühmt dagegen die „N. Fr. Pr.“ offen die Freigeisterei uns Gottlosigkeit und dass er sich von „manchen Vorurteil der Heimat befreit habe“

Das Monument war eben nicht die Hauptsache, sondern die Ehrung Hofers, wie ihn das Tiroler Volk ehren wollte....

Jeder Künstler der einen besonderen Auftrag auszuführen hatte, wurde von Kaiser Franz Joseph aufgesucht, um sich das Modell anzusehen. So war es auch, als Natter das Modell von Andreas Hofer gestaltete, erhielt er am 16. Juni 1891 den Besuch des hohen Gastes. Der Kaiser wurde informiert, dass er, Andreas Hofer als Helden an jenem Tag der Schlacht vom 13/14 August 1809 als kraftvollen Bauerngestalt dargestellt habe.

Als Natter den Auftrag für ein Haydn Denkmal erhalten hatte, fand sich der Kaiser ebenfalls in dessen Atelier in der Schüttelstraße ein.

Bei der Walther Feier in Bozen war Erzherzog Heinrich zugegen, der dem Schöpfer dieses großartigen Denkmals seine bewundernde Anerkennung aussprach.

Heinrich Natter der 1888 eine Büste des Erzherzog Franz Karl modellierte, die dann in der Natter Ausstellung zu sehen war, überließ diese dem Ferdinandeum als Geschenk.

Einer der schönsten Parkanlagen Gmundens ist wohl der Kaiser Franz Joseph Park. Der Bauunternehmer Freiherr von Schwarz ließ auf eigene Kosten einen Springbrunnen errichten. Bürgermeister Alois Kaltenbrunner wollte zur Verschönerung ebenfalls etwas beitragen und beauftragte Leopold Gigl, einem Schüler Natters, eine Kaiserbüste nach dem Modell von Natters zu verfertigen, gleichfalls auf eigene Kosten. Frau Natter überließ Gigl Natters Atelier. Gigl zeigte sich für dieses Entgegenkommen wenig dankbar und musste das Atelier einige Zeit darauf verlassen. In einer kleinen Bauhütte vollendete er den Unterbau des Franz Josephs Denkmals. Als Gigl von einem Freund besucht wurde, meinte er, dass dieses Denkmal sein Werk wäre und er seinen Namen eingravieren wolle. Doch der Freund riet ihm davon ab, denn er hatte das Kaiserdenkmal nach dem Modell Natters angefertigt. So verewigte sich Gigl am Postament.

Franz Joseph Denkmal
Einweihung

Am 16. Juli 1894 erfolgte die feierliche Enthüllung in Anwesenheit von Erzherzogin Marie Valerie und Erzherzog Franz Salvator sowie weiteren Ehrengästen. Gigl wurde zu seinem Prachtwerk beglückwünscht, vom Schöpfer der Büste, von Natter keine Rede; der Schüler hatte seinen Lehrer tot geschwiegen.

Lange konnte sich Leopold Gigl seines plötzlichen Ruhmes nicht erfreuen, denn er, der das Kaiserdenkmal angefertigt hatte, starb wenige Wochen später am 18. August 1894, dem Kaisertag mit 37 Jahren.

Der schöne Kaiser Franz Joseph Park wurde 1953 abermals mit einem Kunstwerk Heinrich Natters geschmückt. Der Springbrunnen durfte sich über eine zusätzlich Kostbarkeit erfreuen, mitten im Wasserbecken erhob sich nun der viel bewunderte „Gnom mit dem Bergkristall“. Wie war Natter zu den Bergkristall gekommen? Bei einer Bergwanderung mit einem Freund, kamen ihnen Bergknappen mit einen herrlich leuchtenden Bergkristall entgegen. Natter ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und erwarb diesen 60 kg schweren Stein. Seine Künstler Fantasie wurde sofort angeregt und so entstand der Gnom. Der Bergkristall dürfte auch auf Diebe einen dementsprechenden Eindruck gemacht haben. Doch er war unhandlich und so kehrte er wieder an seinen Platz zurück.

Gmunden
Gnom mit Bergkristall

Heinrich Natter wurde am 16. März 1844 in Graun in Vinschgau geboren. In Meran wurde er vom Bildhauer Pendel 5 Jahre lang unterrichtet. Dann ging er nach Augsburg wo er von Johann Geyer im Zeichnen unterrichtet wurde, und setzte seine Studien bei Max Widemann in München fort. Nach einem Jahr begab er sich aus Gesundheitsrücksichten nach Riva und ließ sich dann in Venedig nieder, bis ihn der Krieg des Jahres 1866 zwang, Militärdienst zu leisten. Nach Beendigung des Krieges besuchte er auf kurze Zeit Italien und kehrte zuletzt nach München zurück. Zuletzt wohnte er in Wien.

Wien
Haydn Denkmal

Seine Hauptwerke: Eine Kolossalstatue des germanischen Gottes Wotan, der auf der Wiener Weltausstellung große Anerkennung fand und sich nun im Privatbesitz in Bogenhausen in München befindet, der meisterhafte Kopf eines schlafenden Satyrs, das Denkmal des Hauptmann Schleining in Darmstadt, ein Konkurrenzentwurf für das Schumann Denkmal in Leipzig, das Zwingli-Denkmal in Zürich, das Walther Denkmal in Bozen, eine Bismarck Büste für Frankfurt am Main, das Haydn Denkmal in Wien und zuletzt das Andreas Hofer Denkmal für Innsbruck.

Die Kunst Chronik hatte bereits am Haydn Denkmal einiges auszusetzen. Und die Büsten wirken nach ihren Ansicht etwas unfertig und roh.

1870 erfolgte die Eheschließung mit Ottilie Hirschl, Tochter des Wiener Industriellen Moriz Hirschl, Holzhändler., am 24. November 1826 in Bratislava Geborene., der bald über den Wienerwald geherrscht hätte. In fünf Jahresplan sollte der Wienerwald ausgeholzt werden. Der Finanzminister hatte am Wiener Westbahnhof eine Holzlegstätte errichtet (1862). Um den Brennholzabsatz aus dem Wienerwald zu fördern wurden an den Holzhändler Hirschl verkauft (1865)

Als um die Mitte der Sechziger Jahren zur Sanierung der Staatsfinanzen die Veräußerung alles unbeweglichen Staatsgutes wie Domänen, Forste u.a.m., in Aussicht genommen wurde und teilweise auch schon verwirklicht, wurde beabsichtigt, den 54.000 Joch umfassenden Wienerwald zum Zweck der Abholzungen zu veräußern. Im Winter 1867/68 wurde in aller Stille mit dem Wiener Holzhändler Moriz Hirschl ein Vertrag abgeschlossen, kraft dessen Hirschl das Monopol des Holzbezuges aus dem Wienerwald erhielt, ja man ordnete sogar eine Mehrfällung von 750.000 Kubikklafter an, was eine vollständige Vernichtung des Wienerwaldes zur Folge gehabt hätte.

Zu diesem einzig dastehenden Verbrechen, das den Wienern ihre Erholungsstätte, ihre reizenden Waldgürtel, hunderten Gemeinden ihre natürliche Schönheit vernichtet hätte, schwieg die damals liberale allmächtige Presse, der liberale Reichsrat und Wiener Gemeinderat und es wäre zu einem zweiten Verbrechen gekommen, zum Verkauf des sogenannten isolierten Teiles im Ausmaß von 5000 Joch, Reichsrat hatte bereits ein diesbezügliches Gesetz ausgearbeitet. Das war nun die Stunde von Josef Schöffel, der die Öffentlichkeit durch Zeitungsberichte informierte wie wichtig die Erhaltung des Wienerwald sei.

Der Vorstoß Schöffels hatte zur Folge, dass der Vertrag mit Hirschl für null und nichtig erklärt wurde, trotzdem bereits ein großer Schaden entstanden war. In diesem Kampf gegen den Verwüster und Schänder des Wienerwaldes wurde Schöffel fünf Mal wegen Ehrenbeleidigung und Aufreizung zu Hass und Verachtung geklagt, die Klagen wurden aber immer wieder zurück gezogen. Als auch der Staatsanwalt gegen den mutigen Verteidiger des Wienerwaldes nichts auszurichten vermochte, als sogar das „Neue Wiener Tagblatt“ ihm die Gefolgschaft kündigte und seine Artikel nicht mehr aufnahm, als ein Bestechungsversuch von 50.000 Gulden an der Geradheit und Ehrenhaftigkeit Josef Schöffel scheiterte, versuchte man es mit einen wohlgezielten Schuss aus dem Hinterhalt aus dem Weg zu räumen. Schöffel hielt durch. harrte auf seinem Posten bis die Verträge von der Regierung aufgehoben und die pflichtvergessenen Beamten, die mit Hirschl und Konsorten unter einer Decke steckten, entlassen oder in Pension geschickt wurden.

Der Finanzminister Prof. Rudolf Brestel bereitete vertraglich die Überlassung der ganzen Holzproduktion des Wienerwaldes an den Konzern Hirschl und seiner Forstbank vor. Die Wienerwald Gemeinden waren dagegen und protestierten. Der Reichsrat war dazu entschlossen, doch der Gemeinderat war gegen den Verkauf und einer wurde nun tatsächlich tätig: Josef Schöffel.

Wienerwald
Josef Schöffel

Im August 1870 unternahm der Gemeinderat Exkursionen in den Wienerwald. Mit Wagen ging es bis Mödling, von dort in die Hinterbrühl, Weißenbach Anningerforst. Eine flüchtige Besichtigung des Anningerforstes genügte um die traurigen Folgen einer Entwaldung zu erkennen, dünne Humusschicht und an vielen Stellen lugte bereits der nackte Fels hervor. In Klausleopoldsdorf wurde übernachtet. Am nächsten Morgen trafen sie in Aschachenberg ein woe sie einen großen Lichtschlag vorfanden. Der Forst in Alland war noch im besseren Zustand. Das nächste Ziel war die Holzlegstätte in Baden, längst des Kaltenbergerforstes zum Badner Holzrechen. Hier bot sich ihnen ein wunderbares Schauspiel dar. Rechter Hand in dem Schwemmbach als auch an den beiden Ufern lagen ungeheure Massen von Holz ein richtiges Chaos. Einen grellen Kontrast bot die k. k. Hirschl Holzlegstätte. Hier fand man Holz in Langzainen, mit 6 Zoll Übermaß mit einer bewunderungswürdigen Kunstfertigkeit aufgeschichtet, dass es dem schärfsten Auge nicht gelang, auch nur die geringste Lücke wahrzunehmen. Es handelte sich hier um erstklassige Holzqualität die den Bewohnern von Baden und Umgebung um 12 Prozent teurer verkauft wurde.

Ein Glück für die Ärmsten in Baden, dass Hirschl seiner kontraktlichen Verpflichtung das Holz aus dem Rechensack zu bringen nicht nachgekommen ist so konnten sich die Menschen selbst bedienen.

Warum hatte die oberste Forstverwaltung Herrn Hirschl nicht zur pünktlichen Einhaltung seines Kontraktes verhalten, oder auf seine Kosten den Rechensack räumen lassen? Warum musste das erst durch die politische Behörde angeordnet werden? Wer zahlt den Schaden von 5000 Gulden. Durch die späte Trift wurden mutwillig die Wiesen zur Heuernte überschwemmt. Weiter fuhren die Gemeindemitglieder mit der Eisenbahn nach Wiener Neustadt.....

Zwischen Hirschl und Schöffl entwickelte sich die Sache zu einer Wienerwald Affäre die vor dem Finanzlandesdirektion endete. Schöffl wurde von seinen Feinden bedroht und nahm an keiner Jagd mehr teil.

Das „Neue Wiener Tagblatt“ im Dezember 1870: „Notwehr“ Herr Hirschl hat die Stirne gehabt, das k. k. Bezirksgericht der Inneren Stadt anzugeben, dass dasselbe dem „Neuen Wiener Tagblatt“ den Abdruck einer „Berichtigung“ von Tatsachen auftrage, deren Veröffentlichung dem besagten Großkophta des Wiener Waldes unangenehm war, aus Gründen, die Herr Hirschl selbst am besten kennt. Der Bezirksrichter Herr Dr. Raiman, erkannte, dass diese „Berichtigung“ auf Grund des Pressgesetzes abgedruckt werden müsse, wogegen uns kein Rekurs mit aufschiebender Wirkung zusteht, weil im Weigerungsfalle das Erscheinen des Tagblatt eingestellt worden wäre. Was tritt nun zu Tage? Dass Hirschl ein Lügner ist. Es ging um die Schlichtungsproben beim Holz. Ein Beamter, dem Hirschl auch Worte in den Mund gelegt hatte, die nicht der Wahrheit entsprachen.

Holzhändler
Moriz Hirschl

Durch seine Frau lernte Natter nun Gmunden näher kennen. Auch die Freunde und Bekannten die in der Villa des Schwiegervaters verkehrten. Diese Begegnungen waren für sein künstlerisches Schaffen sehr bedeutungsvoll, kamen doch wieder neue künstlerische Aufgaben auf ihn zu.

QUELLEN: Deutsche Musik Zeitung 1887 Heft 19/ S 168, Vorarlbg Tagblatt 30. Jänner 1894 S 1, Innsbrucker Nachrichten 13 April 1942 S 4, 19. April 1892 S 7, 14. April 1892 S 4, ANNO Österreichische Nationalbibliothek. Bildmaterial Graupp I.Ch.

HINWEIS: 266 Hofer Denkmal

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