JACQUARD#

Erfinder
Joseph Marie Jacquard

In der heutigen Mode sind Jacquard Motive sehr en vogue. Jacquard wird auch der Gutenberg der Seidenweberei genannt. Er ist nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland sehr bekannt, wo es in Elberfeld eine Seidenweberei gibt. Das seltsame Leben des Erfinders fällt zwischen die Jahre 1752 und 1834. Seine Erfindung wurde lange verkannt und selbst bestritten, wie das meist mit Erfindungen und Erzeugnissen des Genies der Fall ist. Das ihnen dadurch Erleichterung zukam wollten die Seidenweber nicht einsehen und behandelten Jacquard wie ihren größten Feind, der sie durch die Vereinfachung der Bedienung des Webstuhls um ihren Verdienst bringen wollte.. Wo die Maschinen eingeführt wurden, verdarben die Arbeiter absichtlich die Muster, um die Fabrikanten gegen die mechanischen Webstühle einzunehmen, sie zerstörten die Webstühle selbst und bedrohten mehr als einmal Jacquards Leben

Der Kampf mit dem Fortschritt der sich nicht aufhalten ließ und der Webstuhl in anderen Ländern bereits gute Dienste leistete und in Frankreich die Konkurrenz spürbar wurde, besiegten auch hier energische und fortschrittliche Unternehmer den Widerstand ihrer Arbeiter und überzeugten durch Erfolge die anderen. Allmählich ebbte die Feindseligkeit ab und der Erfinder durfte sich glücklich schätzen, Zeuge des unendlichen Nutzens seiner Erfindung noch zu erleben. Seine Erfindung war nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika und in Vorderasien und selbst in China eingeführt. In all diesen Ländern wie auch in seiner Vaterstadt Lyon hat die Erfindung nicht nur dasselbe Aussehen, es führt auch seinen Namen „Jacquard-Webstuhl“.

Joseph Marie Jacquard wurde am 7. Juli 1752 geboren. Er kam im Herzen der französischen Seidenweberei zur Welt. Wie alle Weberkinder, musste er als Ziehjunge schon im zarten Alter seinem Vater bei der Zurichtung des Webstuhls behilflich sein. Die Arbeit an diesen damaligen Seidenwebstühlen war außerordentlich ungesund und sehr anstrengend und es erfüllte ihn mit Abscheu. Und so bat er den Vater ihn zu einen Buchbinder in die Lehre zu geben.

Seine Gedanken aber waren weiterhin damit beschäftigt wie eine Änderung die Arbeit des Webstuhls Erleichterung bringen könnte. Noch ahnte er nicht wie sein Leben für die Weberei im hohen Maße an Bedeutung bestimmt sein würde.

Es dauerte längere Zeit bis es so weit war, dass statt drei Arbeiter nun ein Pedal in Bewegung gesetzt werden; der sinnreiche Mechanismus ist oben über dem Webstuhl und leitet von da die Schnüre und die Fäden des Gewebes, es ist ganz unabhängig vom Weber und dieser hat nichts zu besorgen, als sein Gewebe, dieses macht sich durch sein Gewicht bemerkbar und erfordert große Geschicklichkeit des Webers damit umzugehen.

Lyon
Jacquardwebstuhl, Wikipedia
Frankreich
Jacquard Dekorstoff

Äußerst angenehm ist der Wechsel zu einem anderen Stoff Muster, da genügt es nur einen neuen Karton einzuschieben und schon wird ein neues Stoffmuster je nach Wunsch exakt ausgeführt.

Dreißig Jahre waren dazu nötig um diesen Webstuhl mit unermüdlicher Beharrlichkeit zuwege zu bringen, kein Wunder, hatte doch Jacquard keinerlei mechanische Vorkenntnisse, ohne wissenschaftliche Hilfe, nicht nur die Lösung der mathematischen Probleme zu finden, diese auch anderen mitzuteilen, ihnen alle Stücke seiner neuen Maschine, das Spiel derselben begreiflich zu machen.

Im Jahr 1804 hatte die Gesellschaft der Künste in London einen ungeheuren Preis für die Erfindung eines Webstuhls ausgesetzt, auf dem Netze zur Fischerei verfertigt werden könnten, die bisher nur durch Handarbeit entstanden.

Die französische Gesellschaft zur Aufmunterung des Gewerbefleißes setzte für dieselbe Entdeckung eine goldene Medaille aus. Gern hätte er diese nationale Auszeichnung an der ihm sehr gelegen war, bekommen.

Seiner Gewohnheit gemäß machte er auch die Werkzeuge zu seinen Versuchen selbst. Oft kam ihm mitten in der Nacht eine Idee die er sofort ausführen musste. Doch diese Bemühungen waren von keinem Erfolg gekrönt. Der Präfekt des Rhonedepartements informierte die Regierung in Paris, denn diese befürchteten dass Jacquard vom englischen Geld gelockt, und seine Erfindung diesem Land widmen würde. So wurde er plötzlich arretiert und nach Paris gebracht, einem Verbrecher gleich. Er wurde sogleich in das Konservatorium der Künste geführt und ihm eine großes Zimmer zum Arbeiten zugewiesen., das er nicht verlassen durfte. Er wurde mit allen wichtigen Werkzeugen versehen, auch Arbeiter standen ihm zur Verfügung. Er kam sich wie ein Gefangener vor, durfte nur in Begleitung den Raum verlassen. Er sollte den Webstuhl für Fischernetze ausführen den er bereits in Lyon entworfen hatte, und der schon damals großes Aufsehen erregte., selbst Napoleon I., ließ sich den Apparat vorführen. . Es gelang ihm und er arbeitete vor den ausgezeichneten Gelehrten und erhielt nun die goldene Medaille die er so sehr begehrt hatte und wurde gleichzeitig Mitglied des Konservatoriums mit dreitausend Franken Gehalt. So entstand seine Pension die er bis zu seinem Tod bezogen hatte. Zuletzt bekam er diese von seiner Vaterstadt Lyon. Großzügig durfte man diese Pension allerdings nicht nennen, denn als einige Zeit später in Elbersfeld für den Fabrikanten geschah, der dort dem Jacquard Webstuhl einführte, erhielt derselbe von der preußischen Regierung zur Belohnung ein ansehnliches Landgut.

Fast zwanzig Jahre dauerte es, bis er den Sieg errungen hatte und widerspruchlose, allgemeine Anerkennung ihm wiederfuhr.

Im Jahr 1819 ließ die Regierung eine silberne Jacquard Denkmünze prägen und sprach öffentlich aus, dass seine Erfindung nicht nur Kosten und Mühe verringerte, sondern auch die Arbeiter gesünder gestalte. Und gerade dieser letzte Hinweis war es, der den Menschenfreund Jacquard in erster Linie für ihn ausschlaggebend war. Er hatte die Qualen seiner Jugend, weder die eigenen noch die seiner Umgebung, nie vergessen. Auch waren ihm keinerlei Gewinn daraus erwachsen. Frankreich ehrte ihn durch die Verleihung des Kreuzes der Ehrenlegion. Viele Gelehrte suchten ihn in seinen letzten Lebensjahren in dem kleinen Dorf Ouillins bei Lyon auf, wohin er sich zurückgezogen hatte, einsam und verlassen.

Als er eines Abends neben seiner Frau an der Türschwelle in der kühlen Abendluft saß, hielt plötzlich eine Kutsche und ihr entstieg James Watt, der Erfinder der Dampfmaschine. Watt war erstaunt über die ärmliche Behausung des großen Erfinders des Webstuhles. Watt erfuhr was Jacquard erleben musste als er seinen Webstuhl erfunden hatte, welche Anfeindungen er ausgesetzt war, man wollte ihn sogar in die Rhone werfen daher liebte er es hier leben zu dürfen.

James Watt hielt sich acht Tage bei Jacquard auf, mit Unterhaltungen und gegenseitigen Austausch von Ideen. Nach Ablauf dieser Zeit nahm Watt Abschied von Jacquard, der ihn mit tränenden Auge bis zum Wagen begleitete.

Dort starb er 82jährig am 7. August 1834. Sechs Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1840 ehrte ihn die Stadt Lyon durch ein Denkmal.

Wie es sich herausstellte konnte die Jacquard Maschine 1880 als Zähl- und Regulierungs Apparat für die Weberei immer mehr und mehr Arbeiten in der Wirkerei übertragen werden. Das Wesen der Jacquard Maschine besteht darin, die Teilung einer großen Anzahl einzelner Dinge in zwei Gruppen von beliebiger und periodisch wechselnder Gliederzahl leicht und schnell hervorzubringen. Und daher die Anwendung der Wirkerei aus zwei Gründen möglich und nützlich.

Höchst wahrscheinlich hat man die Jacquard Maschine in der Wirkerei zuerst am Kettenstuhle zur Bewegung einzelner Lochnadeln und Kettenfäden, getrennt und unabhängig von anderen, angewendet; Felkin deutet das in seiner Geschichte der Wirkerei an und vermutet, dass die Erfindung dieser Anwendung von Paris und Lyon ausgegangen ist und in das Jahr 1801 fällt. Die Mitteilungen über die Wirkerei ist sehr spärlich, aber sicher, dass im Jahr 1837 Kettenstühle mit Jacquard Maschinen aus Frankreich nach Limbach in Sachsen gebracht worden sind. Sie fanden vorerst keine geeignete Verwendung und erlangten auch keine größere Verbreitung, sind wiederholt in Sachsen und auch in Österreich aufgetaucht und fanden erst in den letzten zehn Jahren in der Wirkerei-Industrie ihren Stammplatz

1841: Die industriellen und kommerziellen Resultate der Jacquard Erfindung sind unermesslich und würden es alle Tage mehr werden, wenn jetzt nicht durch Amerikas Handelskrisen und die Konkurrenz Englands, Deutschlands und der Schweiz die Lyoner Seidenfabrikation sehr gesunken wäre. Im Jahr 1834, wo die Seidenfabrik in Lyon viel besser stand als jetzt, stellte man folgende Berechnung an. Kurz vor der Einführung des Jacquards Webstuhls zählte man hier 5000 bis 6000 Stühle für fassionierte Stoffe aller Art. Auf jedem wurden mit Mühe täglich zwei Ellen gewoben, also ungefähr 12.000 Ellen, dazu wurden für jeden Stuhl zwei, also zusammen 12,000 Arbeiter verwendet. Jetzt 1834 kann man zu gewöhnlicher Zeit 15.000 Webstühle für fassionierte Zeuge rechnen, wo auf jedem drei bis vier Ellen Stoff täglich gewoben werden, und zwar von 15,000 Personen. Mit einem mehr von 3000 Arbeitern, die zu der alten Zahl von 12.000 kommen, werden täglich 33.000 Ellen gewonnen.. So hat die Seidenindustrie und dem Handel täglich einen Mehrerwerb von 99.000 Fr., also von jährlich 30 Millionen verschafft hat.

QUELLEN: Österr. Bürgerblatt 1. Februar 1841, S 3, Österr. Morgnblatt 12. Mai 1841, S 2, Ill. Technik für Jedermann 1927, H 28, S 2, Bild, Allgemeine Zeitschrift für Textil Ind. 15. Juni 1880, S 1.

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