JOSEF DIETMANN#

Krainer Hütte
Josef Dietmann

Das Helenental hat so viel an historischen Begebenheiten und Ereignissen zu bieten, dass auch diese Persönlichkeit nicht unerwähnt bleiben darf.

Josef Dietmann, Inhaber der bekannten Krainerhütte im Helenental, wurde kürzlich (1933) durch den Bundespräsidenten für seine Verdienste um den Fremdenverkehr der Kommerzialratstitel verliehen.

Dietmann wurde am 22. Mai 1863 in Goggendorf Bez. Hollabrunn geboren, und wandte sich nach Absolvierung der Volksschule dem Gastgewerbe zu, verbrachte seine Lehrjahre bis 1879 in Wien und erweiterte sein Wissen in Paris und London. Im Jahr 1884 kehrte er wieder nach Wien zurück und begab sich nach Meran, wo er zwei Jahre als Oberkellner im Hotel „Erzherzog Johann“ verblieb. Die Firma Palugyay in Preßburg erkannte sehr bald die Tüchtigkeit des jungen Mannes und beauftragte ihn im Jahr 1888, mit Kronprinz Rudolf, der als erster österreichischer Prinz die beiden bosnischen Bataillone inspizierte, die Reise durch Bosnien und die Herzegowina anzutreten. Kurz nachher hatte Dietmann abermals mit Kronprinz Rudolf zur 200 Jahr Feier eines Ulanenregimentes zu reisen und auch damals oblag ihm die Obsorge um das leibliche Wohl dieser Persönlichkeit.

Kaiserin Elisabeth hielt sich des Öfteren in Baden und Umgebung auf, und war auch Gast in der Krainerhütte

Nach Wien zurückgekehrt, übernahm er die Gastwirtschaft „Zur Stadt Brüssel“. Dieses sein Unternehmen vergrößerte er durch die Gründung eines Flaschenbier Großhandels. 1896 verkaufte Dietmann schließlich beide Betriebe und pachtete das Hotel „Helgoland“ in Hadersdorf - Weidlingau. Nach Ablauf des Pachtvertrages übernahm er anfangs Mai 1899, anlässlich eines Aufenthaltes in Meran, aus der Konkursmasse des früheren Badener Hoteliers Mössel die Krainerhütte im Helenental. Um die Jahrhundertwende machte er sich an die Ausgestaltung dieses Betriebes und bereits vier Jahre später war der einstöckige Neubau mit seinen 22 Hotelzimmern fertig. Damit hatte er aus der einfachen und bisher wenig beachteten Jausenstation zugleich auch eine kleine Sommerfrische gemacht, wie man sie sich idyllischer kaum vorstellen kann, und sorgte für eine neue Sehenswürdigkeit Badens.

1902 heiratete Dietmann die Wiener Gastwirtstochter Albine Karner, das Glück währte nicht lange, denn nach zwei Monaten verstarb sie.

In den Nachmittagsstunden des 12. Juli 1908, einem Sonntag, brach plötzlich ein verheerender Brand aus. Im Restaurationsgarten waren als das Feuer aus dem Dach hervorschoss und rasend schnell um sich griff, viele Sonntagsgäste, die sich gerade nach dem Mittagessen befanden, versammelt. Viele der Hotelgäste befanden sich in ihren Zimmern und hielten wegen der große Hitze, eine Siesta, als sie von einem Alarmruf geweckt wurden. Zum Glück trieb der starke Ostwind die Flammen und den Funkenflug in die entgegengesetzte Richtung, so dass wenigstens das neu erbaute Haus den Flammen nicht zum Opfer fiel. Während das Haus mit dem großen Saal und das nebenan kleinere Gebäude, das ebenfalls der Unterkunft diente, in kurzer Zeit von den knisternden Element ergriffen. . Viel trug dazu bei, dass das Gebäude ein Schindeldach und durch die Sonnenglut ausgetrocknet und daher die Mansardenzimmer ebenfalls ein Opfer des Feuers wurden. Es dauerte eine Stunde bis die Löschmannschaft eintraf.

Mittlerweile mussten das Hotelpersonal, die Ausflügler und die Sommergäste eifrig Wasserkübel herbeischaffen und die vorhandenen Hotelschläuche mit Wasser füllen, ohne, dass sich ihre Mühe lohnte, damit konnte man dem Feuer nicht Herr werden.

Krainerhütte
Brand

Die Löschmannschaften kamen mit der Dampfspritze aus Siegenfeld, Leesdorf, Alland, Raisenmarkt und Baden. Es wurden rasch aus der nebenan fließenden Schwechat drei Schlauchlinien auf die brennenden Gebäude gerichtet, die auch die Wirkung nicht verfehlten. Besondere Aufmerksamkeit musste bei der Löschaktion der Acethylengasanlage gewidmet werden, da hier Explosionsgefahr drohte.

Nach zwei Stunden war das Feuer lokalisiert. Bald nachdem die Gebäude der alten Krainerhütte in Flammen standen hatte der Funkenflug die Häuser der Kleinhäusler Steiner und Wallner sowie fünf Stallungen und Scheunen in Brand gesetzt. Das zahlreiche Vieh konnte gerettet werden, doch die bereits eingebrachte Ernte wurde ein Raub der Flammen. Auch die Bäume des nahen Waldes begannen bereits zu glimmen, so dass ein Waldbrand befürchtet werden musste. Als die Flammen endlich eingedämmt waren, war jede Gefahr gebannt. Die Feuerwehr aus Raisenmarkt verblieb über Nacht hier . Hinter der Krainerhütte waren noch zwei Bauernhäuser niedergebrannt worden. Dem Feuer waren 16 Hotelzimmer mit ihrer Einrichtung verbrannt.

Gastgarten
Krainer Hütte

Später wurde ein Spenden Aufruf gestartet, deren Erlös den nicht versicherten Bauern zukommen sollte.

Nach einigen Monaten erstand im neuen Glanz wieder das Gebäude , stets auf die Modernisierung seine Unternehmens bedacht, entschloss er sich nach eigenen Entwürfen ein Strandbad zu errichten. Im Juni des Jahres 1927 war auch diese Schöpfung vollbracht, ein 36 Meter lange Beton Badebassin, 40 Kabinen, Sonnen- und Luftbadeanlagen betriebsfertig.

Kommerzialrat Dietmann ist in zweiter Ehe (1903) mit Ludmilla Dorfstätter, einer Neunkirchner Gastwirtstochter, glücklich verheiratet und hat eine Tochter und drei Söhne.

Dietmann war nicht nur auf fachgewerblichen Gebiete tätig sondern stellte sich auch in den Dienst der Allgemeinheit mit bewundernswerter Opferbereitschaft. Er sorgte dafür, dass die Helenentalstraße, die durch die Holztransporte großen Schaden erlitten hatte, und Wien nicht gewillt war, in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen, war es Dietmann der die Straße herrichten ließ und das notwendige Geld bereit stellte. Er gehörte verschiedenen Ausschüssen an, gehörte dem Gemeinde- und dem Fürsorgerat an. Ihm war durch Propaganda gelungen den Zustrom der Fremden zu vermehren.

Am 22. Mai 1933 feierte Josef Dietmann seinen 70. Geburtstag.

Josef Dietmann starb nach einem arbeits- und erfolgreichen Leben am 15. Jänner 1945 mit 81 Jahren.

QUELLEN: Badener Zeitung, 25. Februar 1933,S 2, 8.März 1933, S 4. 21. Mai 1930, S 4, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bildmaterial: I.Ch. Graupp

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