KAISER FRANZ DENKMAL#

Prag
Kaiser Franz I. Denkmal

In Prag der historischen Hauptstadt Böhmens zählt das Denkmal Kaiser Franz I., zu den vorzüglichsten Schöpfungen der Bildhauerkunst. Am Moldauufer in einem kleinen Park erhebt sich das prachtvolle hoch ragende gotische Denkmal. Es besteht aus feinkörnigem Nehvizder Sandstein sein Aufbau ist dem bekannten Schönen Brunnens in Nürnberg aus dem Jahr 1390 nachempfunden. Das Wasserbassin im sternartigen Grundriss von 13.50 m Durchmesser. Der Rand ist mit einem schönen gotischen Gitter umgeben, im Inneren desselben erfolgt eine zweite Einfassung mit Bogennischen in denen sich gleichfalls aus Sandstein, 16 Statuen von lebensnaher Natürlichkeit auszeichnen. Die Statuen stellen die 16 Kreise Böhmens dar, eine siebzehnte Statue verkörpert Prag, als böhmisches Mädchen dargestellt mit einer Krone auf dem Haupt. In der Mitte des Bassins auf einem vierseitigen Postament erhebt sich eine gotische Pyramide von stattlicher 23.7 m Höhe die sich in halber Höhe bereits stark verjüngt und endet in einer Spitze mit gotischer Fiale. In der Mitte des Denkmals auf vier Säulen ruhender Baldachin befindet sich die aus Bronze bestehende Reiterstatue Franz I., als König von Böhmen im Krönungsornat und der böhmischen Königskrone und in der Rechten hält er das Szepter. Dieses ausnehmend gelungene Werk wurde 1847 vom Bildhauer Josef Max gestaltet und in München gegossen. Weibliche Gestalten die sich an den Ecken der Pyramide befinden stellen Wissenschaft, die Kunst und den Frieden, vier männliche Figuren stellen Ackerbau, Bergbau, Industrie und Handel dar.

Der Brunnen wird von der städtischen Wasserleitung mittels Rohrnetz aus Marmor bestehend., versorgt. Aus 16 Öffnungen rauscht das Wasser über Kupferplatten, durch vier Öffnungen entschwindet das überflüssige Nass. Bei günstiger Jahreszeit verbraucht der Brunnen in 12 Stunden 260 m³ Wasser.

Das Denkmal war zu Ehren Franz I., deshalb entstanden, weil unter seiner Regierungszeit die Franzosenkriege beendet wurden. Die böhmischen Stände dachten sofort nach des Kaisers Tod im Jahr 1832 an die Errichtung eines Denkmals. Bekanntlich erfolgte unter Franz I., der Staatsbankrott, der Hunderttausende zu Bettler werden ließ, daher war er nicht sehr beliebt, und forderten nun eine andere Bilddarstellung eines würdigen Herrschers. Man schlug Ferdinand den Gütigen vor, da unter ihm die Konstitution eingeführt wurde. Sieger blieb jedoch Franz I.

An dem Denkmalprojekt beteiligten sich österreichische und deutsche Künstler, die Dotation betrug 500 Dukaten.

Die Pläne wurden dem Prager Architekten übertragen, die Bildhauerarbeiten wie schon erwähnt war Josef Max zugedacht, und die Steinmetzarbeiten durfte Karl Swoboda ausführen.

Der Grundstein wurde am 22.August 1845 gelegt. Die Herstellung des Denkmals dauerte drei Jahre, und kostete 70.000 Gulden. Nach Vollendung des Denkmals wurde es Eigentum der Stadtgemeinde Prag.

Das Urteil der Fachleute über den künstlerischen und ästhetischen Wert fiel günstig aus, Architekt Kramer beherrschte die Formen des gotischen Stils, besser wäre es allerdings gewesen, wenn er den Stil der Zeit Franz I., gewählt hätte.

Anfangs wurde das Denkmal von der Feuerwehr gereinigt. Im Jahr 1901 waren größere Reparaturen notwendig geworden, ab da ließ man nur mehr Fachleute an die Denkmalreinigung heran. Die Reinigungsarbeit wurde schließlich im Jahr 1902 an den Bildhauer Prochaska vergeben.

Nach der Restaurierung wurde das gesamte Denkmal mit einer Mischung von Bimsstein, Venezianerseife, Gallenseife und Ammoniak gestrichen.

Als die Monarchie zu Ende war, war auch die Zeit Franz I., vorbei, denn das Denkmal wurde geächtet, mit einem Schleier umhüllt und verschwand wie so viele Denkmäler der Monarchie 1919 in Abstellräumen.

QUELLE: Wiener Bauhütte 1912 Ausgabe 12 S 4 bis 7. Bild Seite 2, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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