KARL WURMB#
Die Sitzung des Subkomitees des Eisenbahnausschusses am 24. März 1905 nahm einen interessanten und bewegten Verlauf. In Fortsetzung der Debatte über die Kreditüberschreitung bei den Alpenbahnen richteten Dr. Kolischer, Dr. Ellenbogen und namentlich Abgeordneter Kaftan heftige Angriffe gegen die Eisenbahnleitung. Daraufhin erhob sich Eisenbahndirektor Sektionschef Wurmb und sagte, dass er, so lange die Angriffe gegen ihn persönlich gerichtet waren, sie ruhig auf sich genommen habe; wenn aber nun die Ingenieure, die gewiss alles, nur nicht Tadel verdienen, beschuldigt werden, fühle er sich verpflichtet zu erkläre, dass er an den Verhandlungen des Subkomitees nicht mehr teilnehme und sein Amt als Eisenbahndirektor niederlege.
Nach dieser Erklärung verließ Sektionschef Wurmb in Begleitung des Eisenbahnministers R. von Wittek den Beratungssaal. Dieser unerwartete Zwischenfall machte starken Eindruck auf die Mitglieder des Subkomitees. Die Sitzung wurde unterbrochen und in einer unverbindlichen Besprechung erklärten sämtliche Mitglieder, dass ihnen jeder persönliche Angiff auf Sektionschef Wurmb fern gelegen sei. Abg. Dr. Sylveste wurde ermächtigt von diesen Erklärungen dem Sektionschef Wurmb Mitteilung zu machen; er begab sich in das Ministerzimmer und ersuchte den Sektionschef, in den Beratungssaal zurück zu kehren; aber erst, als auch Dr. Ellenbogen, bekanntlich einer der schärfsten Opponenten, sich zu Sektionschef Wurmb begab und in seinem wie im Namen aller übrigen Mitglieder des Subkomitees versicherte, dass die Angriffe keine persönliche Spitze hatten, dass man seinen Fähigkeiten die größte Anerkennung zolle, ließ sich Sektionschef Wurmb zur Rückkehr in das Beratungszimmer bewegen. Hierauf wurde die Sitzung wieder aufgenommen und die Debatte beendigt. Der Obmann des Subkomitees, Abg. Kaftan, wollte unter allen Umständen die Beratungen zum Abschluss bringen und schritt zur Abstimmung. Von den neun Mitgliedern des Subkomitees fehlte Abg. Mazorana. Bei der Abstimmung gaben vier Mitglieder , die Abgeordneten Kaftan als Obmann, Dr. Ellenbogen, Dr. Kolischer und Stwiertnia, ihre Stimmen für den Antrag Ellenbogen ab, der der Regierung das Mißtrauen ausspricht, während die Abgeordneten Dr. Sylvester, Dr. Steinwender und Christ gegen das Misstrauen votierten, Abg. Dr. Tavcar gab einen leeren Stimmzettel ab. Unter großer Bewegung wurde die Sitzung daraufhin geschlossen. In parlamentarischen Kreisen herrschte allgemein die Ansicht, dass die Abstimmung des Subkomitees keinerlei Konsequenzen nach sich ziehen werde, da die Regierung das Votum des Gesamtausschusses abwarten will, weil Voten des Subkomitees bekanntlich nicht als endgültig angesehen werden können.
Wie der Zwischenfall in der Sitzung bewiesen hatte, besaß Wurmb in hohem Grad die Eigenschaften des Mutes, der Rechtschaffenheit, der Voraussicht, des edlen Ehrgeizes und diese Eigenschaften, so unerlässlich für den führenden Ingenieur, kennzeichnen die glänzende Laufbahn, welche Wurmb zurückzulegen vergönnt war.
Mit begeisterter und geistiger Tatkraft wurden die Alpenbahnen in Angriff genommen und eine Fülle von neuen Ideen und Richtungen schien zur Verwirklichung zu kommen. Aber der Optimismus Wurmbs stieß bald auf die raue Notwendigkeit der Berücksichtigung der bestehenden Verhältnisse und als die technischen Schwierigkeiten bei Inangriffnahme und Führung der Bauten, durch Unkenntnis der Terrainverhältnisse und Bodenbeschaffenheit, sich in finanziellen Mehrforderungen auszudrücken begannen, entstanden jene peinlichen Situationen, in welchen die Schaffensfreude Wurmbs langsam zerrieben wurden. Wenn Wurmb im Kampf mit den oft zügellosen Naturkräften stets ruhiges Blut bewahren und durch seine Entschlossenheit und Hingebung seine Mitarbeiter anzufeuern verstand, so litt er in den Verhandlungen, welche durch die namhaften Kostenüberschreitungen hervorgerufen wurden, in auffallender Weise. Seine Wahrheitsliebe, sein Gerechtigkeitssinn konnten die kalte finanzielle Kritik des Parlaments nicht ohne Aufregung ertragen und er schied inmitten der großen baulichen Erfolge aus dem Staatsdienst, die Vollendung der Arbeiten anderen überlassend. Aber so trefflich war er in der Wahl seiner Mitarbeiter, dass auch nach seinem Scheiden aus dem aktiven Dienst die Weiterführung der Bauten in seinem Sinn, in seinem Geist gesichert blieb. Und damit ist mit vollem Recht zu sagen, dass die großartigen Bahnen, welche die Hohen Tauern überschienen und die sogenannte zweite Verbindung mit Triest herstellen, Wurmbs Werk sind. Von der Ausarbeitung der Projekte bis zur Durchführung war Wurmb unermüdlich tätig und die Art seiner durchdachten Arbeit kann dadurch gekennzeichnet werden, wenn angeführt wird, dass er in allen wichtigen Fragen seine Anschauung zur Diskussion stellte und dass auch der im Rang jüngste Ingenieur Gelegenheit erhielt, seine Ansicht vertreten zu können. Es mutet dieses an wie ein technisch wissenschaftliches Parlament, in welchem eine autokratische Vergewaltigung verhindert war. Durch diese Art der Arbeitsführung gewann aber Wurmb die Hochschätzung und Verehrung aller seiner untergebenen Ingenieure und wurde ihr berufener Führer, ein nachahmenswertes Vorbild für so viele andere sogenannten Führer.
Wurmb wurde am 18. September 1850 in Neumarkt Oberösterreich geboren, seine erste Schule war von 1855 bis 1861 die Werktags Schule in Straubing, Bayern, welche er dann von 1862 bis 1865 mit der königl.-bayerischen Landwirtschafts- und Gewerbeschule in Straubing vertauschte. Im noch jugendlichen Alter von etwas über 15 Jahren bezog er dann das eidgenössische Polytechnikum in Zürich, welches er bis Ende 1868 frequentierte. In demselben Jahr begann Wurmb seine praktische Laufbahn als technischer Hilfsarbeiter bei der Südbahn, mit Abrechnungsarbeiten bei der Bausektion Brixen der Brennerbahn beschäftigt. Im Jahr 1869 zum Ingenieur-Eleven ernannt, wurde Wurmb bei den Trassierungsarbeiten für die Linie Villach – Franzensfeste verwendet und änderte 1870 seinen Standort Mühlbach mit Villach, als Zugeteilter zur dortigen Bausektion. Nach Ernennung zum Ingenieur-Assistenten im Jahr 1871 verließ Wurmb 1872 die Dienste der Südbahn, um bei dem Bau der Linie Villach-Tarvis beschäftigt zu werden. Nach zweijähriger Verwendung trat Wurmb in die Dienste der damals überaus tätigen Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen und wurde der Bausektion Raibl zugeteilt. Im Jahr 1875 trassierte Wurmb am Arlberg in der Strecke Klösterle-St. Jakob und als k. k. Direktion für Staatseisenbahnbauten geschaffen wurde, fand Wurmb im Büro für Oberbau, Mechanik und Fahrbetriebsmittel als Ingenieur-Assistent erster Klasse vorübergehende Verwendung. Im Herbst 1876 arbeitete Wurmb bei den Feldaufnahmen für die Wasserversorgung der Bahnhöfe und Städte Sebenico und Spalato, verfasste dann 1877 das Detailprojekt und Vergebungsoperat für die Wasserleitung von den Kerkafällen nach Sebenico und übernahm dann später auch die Leitung der Ausführungsarbeiten. Außer diesen Arbeiten betätigte sich Wurmb auch bei den Wasserversorgungsprojekten für die Eisenbahnlinien Kriegsdorf-Römerstadt, Tarvis-Pontafel und brachte es 1877 glücklich zum Ingenieur-Stellvertreter. Im Jahr 1879 übertrug ihm die k.k. Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen geodätische und sonstige Vorarbeiten am Arlberg und erhielt Wurmb 1880 die Aufgabe, Vorstudien für die Installation und Kraftwasserbeschaffung für beide Seiten des zu erbauenden Arlbergtunnels zu machen. Die mittlerweile kreierte k.k. Bauleitung betraute ihn sodann mit der Bauführung für den eigentlichen Tunnelbau und die erste Serie der Installationsarbeiten auf der Westseite des Tunnels.In dieser Verwendung verblieb Wurmb bis 1882, bis Krankheit ihn zwang die Bürotätigkeit in Bludenz aufzusuchen, welche sich auf die Mitwirkung an den geodätische Verifikationsarbeiten der Tunnelachse über Tag und andere Kontrollarbeiten erstreckte. Im 1883 erfolgte die Ernennung zum Ingenieur dritter Klasse. Wie ganz anders waren damals die Vorrückungsverhältnisse für den Bauingenieur, in wie bescheidenen Grenzen bewegten sich Anerkennung und Wertschätzung der technischen Arbeit! Wurmb als Baudirektor der Alpenbahnen hatte für seine Untergebenen ein anderes Maß, als es für die Eleven des Arlbergbahnbaues in Übung stand. Im Jahr 1883 als die Arlbergbauten zu Ende gingen, trat Wurmb in die Dienste der k.k. Direktion für den Staatseisenbahnbetrieb, wechselte also den Bau mit der Erhaltung. Wurmb erhielt 1884 das Goldene Verdienstkreuz als Anerkennung seiner vorzüglichen Dienstleistung am Arlberg. Die Bürotätigkeit war nicht nach seinem Sinn gegen Karenz der Gebühren nahm er Urlaub für zwei Jahre, um Studien über die zahlreichen Varianten der Tauernbahn zu pflegen. Im Jahr 1890 wurde Wurmb zum Oberingenieur ernannt, seine Mitwirkung an der Herausgabe der Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, welche Dr. Röll in jener Zeit in Angriff genommen hatte, dauerte zwei Jahre. Schon zu Ende dieser Zeit hatte Wurmb als Vorstand des steiermärkischen Landeseisenbahnamtes eine neue fruchtbringende Bautätigkeit begonnen,um nach Scheiden aus dem Dienst der Staatsbahnen sich ganz der Ausführung der steiermärkischen Landesbahnen zu widmen. Wurmbs Bevorzugung der Schmalspur weckte das Interesse für diese Gattung von Bahnen auch in anderen Ländern und die Aktion des Staates auf dem Gebiet des Lokalbahnwesens fand in Wurmb eine ausgezeichnete Kraft. So kam es, dass Graf Wurmbrand, welcher Wurmb bei den steiermärkischen Bahnbauten kennen zu lernen Gelegenheit nahm, nach Ernennung zum Handelsminister im Jahr 1894 auch Wurmb in die Regierungskreise zog und ihm als Ministerialrat die Leitung des österreichischen Lokalbahnamtes anvertraute. Damit stieg der Stern Wurmbs immer höher und als 1896 das Eisenbahnministerium neu geschaffen wurde, erhielt Wurmb das Departement für den Bau von Lokalbahnen und Bahnen niederer Ordnung. Bis zu dem Jahr 1901 verblieb Wurmb im engeren Verbandes des Ministeriums und als die große wirtschaftliche Aktion mit dem beschlossenen Bau der Alpenbahnen begann, wurde Wurmb als Sektionschef zum Vorstand der Eisenbahnbaudirektion ernannt. Damit begann für ihn eine Ära begeisterten Schaffens, aber auch der herben Enttäuschungen und wie schon eingangs erwähnt wurde, waren es nicht technische Gründe, welche Wurmb schließlich veranlassten, die Leitung der großen Bauten anderen Händen zu überlassen. Als der damalige Eisenbahnminister Dr. von Wittek infolge des Mißtrauensvotums des Parlaments demissionierte, schien es als ob es seinem Amtsnachfolger Wrba gelänge Wurmb in seiner Stellung festzuhalten, aber als die ungestörte Fortführung der Bauten gesichert schien, schied Wurmb endgültig aus dem aktiven Staatsdienst. Das Scheiden aus dem schönen Wirkungskreis, aus der Reihe der ihn verehrenden Ingenieure fiel ihm nicht leicht. Wurmb zog in die Einsamkeit der Berge, auf den Hohen Tauern hatte er sich ein Heim geschaffen, wo er fern dem hastenden Gedränge der Menschen seinen Gedanken über Glück und Leid nachhängen konnte. Der hat es nie überwunden, dass sein fröhliches, begeistertes Schaffe so jäh zerschnitten werden konnte. Als die Linie Klagenfurt-Aßling-Görz-Triest eröffnet wurde, nahm auch Wurmb an der Eröffnungsfeier teil und da durchbrach die allgemeine Verehrung für den Exilierten die offizielle Schranke als der Eisenbahnminister Dr. von Derschatta ihn als den geistigen Schöpfer der Alpenbahnen begrüßte. Zu derselben Zeit verlieh die Wiener Technische Hochschule Wurmb ehrenhalber den Doktortitel und diese Ehrung seiner Verdienste brachte ihm ungewöhnliche Genugtuung. Eine außerordentlich schöne Feier im Festsaal des Österr. Ingenieur- und Architektenvereines, wobei der Rektor der Technischen Hochschule in glänzender Rede die Verdienste des Ehrendoktors würdigte, war ein Anlass um Wurmb die allgemeinen Sympathien seiner Ingenieure in erneuerter Weise zum Ausdruck zu bringen. Das Ehrendiplom hatte folgenden Wortlaut: „Das Professorenkollegium der Technischen Hochschule in Wien hat, um der stolzen Freude an den bewunderungswürdigen Leistungen österreichischer Ingenieure bei dem Bau der neuen Alpenbahnen feierlich Ausdruck zu geben, den Beschluss gefasst, dem Sektionschef im Eisenbahnministerium Karl Wurmb in Anerkennung seiner Verdienste um die Projektierung und Durchführung dieser technisch und wirtschaftlich so hochbedeutsamen Ingenieurbauten die Würde eines Ehrendoktors der technischen Wissenschaften zu verleihen.“
Es war der letzte Sonnenschein im Leben Wurmbs, nur wenige Monate später war dieses Leben erloschen! Während der Übersiedlungsvorbereitungen für eine dauernde Niederlassung in Salzburg, holte sich Wurmb die Todeskrankheit und starb nach kurzer Krankheit. Eine aufrichtige tief gehende Trauer um den Geschiedenen umfing die österreichischen Ingenieure. Bahnbrecher des Fortschrittes in jeder Beziehung, Führer im sozialen Leben des Ingenieur, war Wurmb einer der wenigen, einer der besten. Sein Andenken wird nie verlöschen. Stöckl.
Karl Wurmbs Tod kam überraschend und unerwartet. Alle Zeitungen brachten einen entsprechenden und ausführlichen Nachruf, so auch der „Volksfreund“ …. „Zwei einhalb Jahre sind kaum verflossen, seit Wurmb das Gut Wiesenegg in Obertauern käuflich erwarb, und heute steht „Neu Obertauern“ in neuem schmucken Gewand, vollständig adaptiert und renoviert, vor den Augen des Reisenden. Der Name Wurmb allein schon verhieß dem Tauern eine glückliche Zukunft – und heute sind alle Hoffnungen mit einem Schlag vernichtet! Speziell für die Gemeinde Untertauern ist der Hingang Wurms von erschütternder Tragik; mit ihm verliert die kleine Gemeinde binnen Monatsfrist schon den dritten Besitzer. Als Wurmb bei den vorjährigen Gemeindewahlen in den Ausschuss gewählt wurde, nahm er bereitwillig das Mandat an, und bei der Vorstandswahl erklärte er offen, dass er die an ihn ergangene Einladung zum Eintritt ins Parlament bisher ablehnte, weil es im eigenen Haus stets genug Arbeit gebe. Das hieß, er wolle sich der Gemeinde widmen, den Worten folgten Taten. Die Gemeinde erhielt zur Schule und zur neuen Feuerspritze zwei namhafte Spenden; in seiner Bescheidenheit verbat er sich dass er öffentlich aufscheine. Die ganze Gemeinde freute sich einen solchen Mann in ihrer Vertretung zu haben – und heute ist die große Freude in ebenso große Trauer verwandelt, der Verlust ist unersetzbar. Karl Wurmb der Wiesenegger.
Das Tauernhaus am Radstädter Tauern wird bereits 1558 erwähnt. 1562 ließ der Erzbischof Johann Jakob Kuen von Belasi Wiesenegg restaurieren. Nach Josef Kaswurm der das Tauerhaus übernahm und 31 Jahre führte. Karl Wurmb erwarb es 1904 und baute es zu einem Hotel um. Sein Tod kam dazwischen und am 19. Jänner 1919 wurde das Tauernhaus ein Raub der Flammen. Nur in Wurmbs Vikarhaus wurde da Hotel vorübergehend untergebracht. Seine Söhne konnten erst Jahre später mit Unterstützug vom Land Salzburg das alte Tauernhaus wieder errichten.
Im April 1907 startete der Ingenieur- und Architekten Verein in Wien einen Aufruf um Spenden für ein Denkmal für den Großen aus ihrer Reihe Karl Wurmb.
Wie aus dem Salzburger Volksblatt zu erfahren war, wollte sich Karl Wurmb ständig in Salzburg niederlassen um hier seinen Ruhestand zu verbringen. Er hatte sich im Schloss Arenberg eine Wohnung gemietet, deren Instandsetzung so weit vorgeschritten war, dass er mit 1. Februar von Wien hierher übersiedeln wollte. Wie er sich wiederholt geäußert, freute er sich innig darauf, sich dauernd in der Stadt deren Ehrenbürger er auch war, niederzulassen. Am letzten Donnerstag in Wien angekommen, erkrankte er an einer Lungenentzündung, die einen derart rapiden Verlauf nahm, dass sie die Kräfte des anscheinend so wetterfesten Mannes im Verlaufe weniger Tage vernichtete und den kaum 56jährigen jäh dahinraffte.
Der Tod Wurmbs hatte so manche Hoffnung die man in ihn gesetzt hatte , grausam vernichtet. Seiner politischen Gesinnung nach war Sektionschef Dr. Wurmb durch und durch freisinnig und national. Ihm lag das Wohl des deutschen Volkes in Österreich warm am Herzen. Der Deutschen Volkspartei hatte er sich vom Anfang an angeschlossen. Aber schwerer noch wiegt der Verlust, den Österreich durch seinen Tod erleidet, denn Wurmb war einer der genialsten Techniker, dessen bahnbrechende Tätigkeit der österreichische Technik auch im Ausland zu einem ebenso ehrenvollen als weitverbreiteten Ruf verholfen hat.
Mit seinem letzten Willen hatte er sich ebenfalls zu beschäftigen begonnen, doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Infolge der hochgradigen Anspannung seiner eminenten Arbeitskraft hatte sich bei ihm ein nervöses Leiden eingestellt, das ihm schwere Sorgen bereitete, und als er nach dem Unglücksfall im Pyhrntunnel, bei dem zahlreiche Arbeiter den Tod gefunden haben, da verlangten die Ärzte kategorisch, dass er von seiner aufregenden Tätigkeit zurücktreten, und sich Ruhe gönnen solle. Widerwillig leistete Dr. Wurmb diesem Verlangen Folge . und überreichte im Jahr 1904 sein Pensionsgesuch. Er besaß in Murau eine schöne Villa – den Urlaub verbrachte. Aus der Verlassenschaft erwarb er das Kaswurm Anwesen in Obertauern, das von Grund auf zu einem modernen Gasthof renoviert wurde.
Dr. Karl Wurmb hinterlässt eine Witwe und 5 Kinder; der älteste Sohn ist Adjunkt im Ackerbauministerium, die ältere Tochter mit dem Oberingenieur Hochegger in der Eisenbahnbaudirektion verheiratet; ein jüngerer Sohn Alexander studiert an der Akademie der bildenden Künste in Wien, der jüngste Sohn endlich ist Schüler des Gymnasiums in Cilli und die jüngste Tochter ist noch im Haus. Ing. Wurmb fand am Gersthofer Friedhof seine letzte Ruhe. Am Sterbehaus Wien 6. Bezirk, Dreihufeisengasse 3, wurde am 11. Juni 1942 eine Gedenktafel enthüllt. Seine Witwe lebte noch hochbetagt. Eine weitere Gedenktafel wurde an seinem Geburtshaus in Neumarkt am Hausruck bereits 1907 angebracht.
Der österr. Ingenieur- und Architektenverein hat beschlossen dem früh Verstorbenen ein Denkmal zu setzen. Die Stadt Salzburg, als der Knotenpunkt der neuen Schienenstränge, wurde als Aufstellungsort bestimmt. Die Lösung der Platzfrage bereitete dem Ausschuss große Schwierigkeiten, denn Salzburg bietet wenig Raum für Denkmäler. Die Preisrichter waren sich über die eingesandten Entwürfe des Wurmb Denkmals bereits schlüssig. Den ersten Preis hat Hans Rathausky errungen, ein in letzter Zeit viel beschäftigter Künstler. Zwei weitere Künstler hatten von Wurmb eine andere Auffassung. Über 30 Bildhauer hatten Entwürfe eingebracht, doch die Salzburger sahen davon nichts.
Am 13. Oktober 1913 um 11 Uhr vormittags hat die feierliche Enthüllung des Denkmal für den Erbauer der Alpenbahnen dann stattgefunden. Das Denkmal erhebt sich gegenüber dem Mozarthaus in der Schwarzstraße. Wie bei all diesen Anlässen wurden zahlreiche Reden gehalten
Von der Familie waren anwesend: Die Witwe Anna Wurmb mit Tochter, die Familie Stefan Wurmb, Prof. Klaudy, Oberbaurat Hoheneger, Frau Mathilde Wurmb, Frau Fanny Wurmb....
Das Bankett für die Festteilnehmer fand um 1 Uhr im Hotel de l'Europe statt.
Der Landtag hat am 22. November 1922 die Landesregierung ermächtigt, den Wiederaufbau des abgebrannten Alpengasthauses Wiesenegg am Radstädter Tauern durch Übernahme einer Landesgarantie für ein von den Brüdern Wurmb aufzunehmenden Darlehen per 500 Millionen Kronen zu fördern. Bedingung war, Aufrechterhaltung des Winterbetriebes, und arme Reisende zu verköstigen. Die Brüder waren damit einverstanden. Mit der Summe die ihnen zur Verfügung stand, konnte der Bau nicht vollendet werden. Über Ansuchen des Besitzers Prof. Wurmb schlägt die Landesregierung vor die Haftung von 500 Millionen auf 1500 Millionen zu erweitern bis längstens 31. Dezember 1925. Die zu Wiesenegg gehörenden Realitäten durften ohne Genehmigung der Landesregierung nicht veräußert werden daher eine Pönale von 200 Millionen grundbücherlich eingetragen.
QUELLEN: Österr. Monatsschrift 107 Ausgabe 11 S 6 und 7, Agramer Zeitung 27. März 1905 S 3, Volksfreund 9. Februar 1907 S 3, Salzburger Nachrichten 14.September 195 S 3. Denkmal Salzburger Nachrichten 14. September 1950 S 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek. BILDER: Tauernbahn und Wiesenegg/Graupp
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