LESACHTAL#
Oktober 1898: Die Klosterkirche in Luggau ist eine einschiffige, monumentale gotische Kirche, deren Turm an der Vorderseite der Kirche sich erhebt und durch die offene Turmhalle den Zugang zum Hauptchor der Kirche bildet. Prof. Dr. Hann bedauert es mit Recht, dass die gotische Architektur dieses Baues Firtalers im Innern völlig vernichtet wurde, indem die Wände in der Barockzeit der Rippen beraubt und mit prunkvollem Barockornament überzogen wurden.
Für den flüchtigen Wanderer und Pilger ist ist es aber stets am besten, wenn er sich überall des Guten freut, soweit er selber findet. Und des Guten und Schönen gibt es in der Luggauer Kirche genug. Es ist eine Servitenkirche, das erkennt man bald. Auf dem Hochaltar steht das Bild der sieben Schmerzen, vor demselben hängen sieben Ampeln. Auf der Decke sind die sieben schmerzhaften Geheimnisse Mariens dargestellt und in Bildern sieht man die sieben heiligen Ordensstifter der Serviten. Der hl. Philippus Benitius und die hl. Juliana Falconieri, sowie andere Selige des Ordens stehen am Altar.
Das Gotteshaus glänzt vom vielen Gold- und Silberschmuck, aber noch mehr erfreut es das Herz des Katholiken durch die stille, erbauliche Schar der frommen Beter die schon am frühen Morgen andachtsvoll in den Holzbänken knien. Dass man nicht vergebens aus weiter Ferne zur Gnadenmutter von Luggau kam, das kann man drüben im Klostergang an den vielen Votivbildern lesen. Da hängen blonde und braune Haarflechten von jungen Mädchen geopfert, Krücken, eine hölzerne Hand, gestickte Danktafeln, bunt bemalte Votivbilder. Und was erzählen alle die vielfarbigen, mitunter gar nicht übel gemalten Erinnerungszeichen? Nehmen wir einige Fälle aus der Chronik heraus:
Im Jahr 1705, in der Nacht des ersten Oktober, überfielen Räuber das Gasthaus des Andrä Seibald zu Pirbaum, mißhandelten den Wirt und schlugen ihm vier schwere Kopfwunden. Damit nicht zufrieden, schleppten sie ihn in den nahen Wald und hingen ihn an einem Baum auf. Es schien bereits das letzte Stündlein für ihn geschlagen zu haben - doch fasste er, so gut es ihm in diesem elenden Zustand möglich war Vertrauen zur Gnadenmutter in Luggau und verlobte sich dorthin. Da gelang es ihm wirklich, sich seiner Fesseln zu entledigen, er konnte nach Hause kriechen, und in ganz kurzer Zeit war er vollkommen gesund.
1724 am 28. August, begab sich Nikolaus Holzmann von Villach auf die Jagd. Beim ersten Schuss zersprang das Gewehr, der Daumen der linken Hand war fort und der ganze Arm verletzt. Was sollte der Arme beginnen auf dem hohen Berg, drei Stunden von der Stadt? Schon chwoll der Arm fürchterlich an, der Brand bedrohte sein Leben. Menschliche Hilfe gab es keine, also sah er sich um höhere um, er rief Maria, die Helferin der Christen, in ihrem Gnadenorte in Luggau an, und wirklich fühlte er sich kräftig genug, den beschwerlichen Weg in die Stadt machen zu können, woselbst er auch auffallend schnell und glücklich geheilt ward.
Das sind Beispiele, der prüfende Blick erkennt bald, das es dem Unglauben leicht sein wird, an solche Erzählungen zu nörgeln und billigen Spott dabei auszulassen. Verbohrter Unglaube ließ sich aber auch durch die Wunder Christi, durch Toten Erweckung, Brot Vermehrung un Blindenheilungen nicht bekehren, sondern schrieb sie lieber den Zaubereien und dem Teufel zu, als dass er sich in der Leidenschaft der Sünde stören ließ. Gebetserhörungen sind nun gewöhnlich von einer Art, dass sie immer noch eine natürliche Erklärung zulassen.
QUELLE: Kärntner Zeitung der ÖNB
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