MARIA THERESIEN TALER, DER VIELGELIEBTE#

Österreich
Maria Theresien Taler,Foto:Graupp

1900: Wie die Pol.Corr: meldet, steht die Pforte, respektive das Finanzministerium mit den verschiedenen Geldinstituten, wie der Tabakregie, hauptsächlich jedoch der Tumbeki (Tabak) Gesellschaft, in Unterhandlung behufs allmählicher Einziehung der im Jemen und überhaupt in Arabien seit jeher im Umlauf befindlichen Maria Theresien Taler und deren Ersetzung durch türkische Münzen. Der Maria Theresien Taler und deren Ersetzung durch türkische Münzen. Der Maria Theresien Taler, welcher seinen Silbergehalt nach augenblicklich etwas über 10 Piaster (etwa 200 Heller) wirklichen Wert besitzt, wird an den öffentlichen Kassen mit 12 Piastern eingelöst. Nach Ansicht von fachmännischen Kreisen wird es kaum möglich sein, die von der Pforte gewünschte Maßregel durchzuführen, da die ohnehin ungefügige Bevölkerung Arabiens zur Annahme der ungewohnten türkischen Münze nicht zu bewegen sein dürfte. Haben doch auch alle Verbote bezüglich der Einfuhr von Maria Theresien Talern bisher absolut nichts gefruchtet.

1935: Jede Macht, die mit Abessinien Krieg führt, braucht große Mengen von Maria Theresien Talern, weil er die einzige Münze ist, die anstandslos überall von Einheimischen und Fremden genommen wird. Die Löhnung der Truppen muss deshalb teilweise in Maria Theresien Talern durchgeführt werden. So wird es auch diesmal im Krieg Italiens gegen Abessinien geschehen. 1867 hat sogar das stolze England, dessen Münzsystem die halbe Welt umfasst, im Feldzug Lord Napiers gegen Kaiser Theodor von Abessinien große Mengen von Maria Theresien Talern in Österreich gekauft und verwendet. 1875 musste Ägypten im Feldzug gegen Abessinien das gleiche tun. In den Jahren 1889, 1896, 1897 hat Italien riesige Posten von Maria Theresien Talern für seine Feldzüge gegen Kaiser Menelik aus Österreich sich beschaffen müssen. Auch jetzt muss Italien wieder Maßnahmen treffen, um seine Versorgung in dieser Münze sicher zu stellen. Es hat daher in Eritrea im Mai die Ausfuhr von Maria Theresien Talern verboten und jetzt durch Dekret in Italien die Einziehung der Lire Silbermünzen verfügt, um sich billiges Silber für die Ausprägung von Maria Theresien Talern zu verschaffen.

Das Gebiet , in dem der Maria Theresien Taler noch jetzt die beliebteste Währugsmünze ist, umfasst Arabien, Jemen, Hadramaut, Oman, die Nordostküste Afrikas, Somali, Eritrea, Abessinien, Uganda, Sudan, Kordosan und Darfur, streift im Persischen Golf und in Sansibar an das Herrschaftsgebiet der Anglo-Indischen Rupie, in Ägypten an das Pfund und in der Sahara an den französischen Francs.

Es verließen die österreichischen Münzstätten in den Jahren 1751 bis 1931, 246 Millionen Stück.

Maria Theresia hat der Ausprägung der Münze ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wiederholten Erlass nahmen auf schönes Aussehen und gewichtige scharfe Ausprägung Bezug.

1753 wurde mit Bayern die österreichisch-bayerische Münzkonvention geschlossen, die für den Konventions Taler (Maria Theresien Taler) einen Feingehalt von 23.389 Gramm Silber festsetzte. Auf die Ausprägung wurde in den Münzstätten Wien und Hall besonderes Augenmerk verwendet. Der Erfolg stellte sich auch ein. Damals hätte man nicht daran gedacht, dass der Maria Theresien Taler dereinst die Handelsmünze des Orients werden würde. Die schöne Prägung, der stets gleichbleibende Feingehalt, das Bild der Kaiserin, das dem Schönheitsideal der Orientalen zusagte, verschafften ihm ohne jede Absicht den Eintritt in den Orient. Die Frauenmode bemächtigte sich seiner, so dass er nicht nur als Münze, sondern als viel begehrter Schmuck verwendet wurde. Außerdem lieben die Orientalen Silber. Er muss die Jahreszahl 1780 , das Todesjahr der großen Kaiserin, tragen. Das Bild Maria Theresias mit dem Witwenschleier muss scharf hervortreten. Das Diadem der Kaiserin muss sieben Perlen und die Agraffe neun Perlen haben. Vereinigt das Stück alle diese Eigenschaften, dann wird der Taler „Abu Gnuchte“, das ist „Vater der Zufriedenheit“ genannt

Als Eigenbedarf durfte man nur ein gewisses Quantum besitzen. Das Bankhaus Fries wurde der Verschleiß von Maria Theresien Taler übertragen, war aber an ein Agio von 10 % gebunden an dem das Münzamt zur Hälfte beteiligt war. Die Firma sorgte dann für die Ausfuhr, teilweise durch Verkauf an die Mittelmeerhafenplätze, oder direkte Lieferungen in die Türkei.

All diese Gebiete hatten seit dem Mittelalter stets mit fremden Münzen ihren Zahlungsverkehr bedient. Sehr beliebt war vor dem Maria Theresien Taler die spanischen Dublonen, die seit Karl V., regelmäßig von Spanien aus den Silberschätzen Perus in großen Mengen geprägt wurden.

Politisch vielleicht wurde Österreich bevorzugt weil es keinerlei Herrschaftsrechte in Asien oder Afrika beanspruchte. Die einheimische Bevölkerung hatte eine Aversion gegen Münzen, die schon durch ihr Gepräge und das Bild des fremden Souveräns sie ständig an die Macht und an die Ansprüche der betreffenden Länder erinnerten. Die Münze mit dem durch Jahrhunderte gleichgebliebenen, also vollständig neutralen, direkt zum Symbol gewordenen Bild der Kaiserin hatte ihre dauernde Sympathie, von der sie sich nicht abbringen ließen. Vielleicht war auch Mahdi von dem Maria Theresien Taler so begeistert, denn als er halb Afrika erobert hatte und jede andere Münze als den Maria Theresien Taler in seinem Herrschaftsgebiet verbot, um nicht durch die englischen und ägyptischen Münzen an die Staaten, mit denen er Krieg führte, gemahnt zu werden.

Vergeblich versuchten Frankreich, Preußen und Venedig gleich aussehende und gleichwertige Münzen mit ihrem Souveränszeichen zu installieren. Nein, diese Münzen lehnten sie ab, und es ist ihnen nie gelungen diesen Tausch vorzunehmen.

Als Napoleon in Mailand die österreichischen Prägestücke bei der Eroberung vorfand, prägte der Vizekönig Eugen eine Zeit lang Maria Theresien Taler aus. Doch wurde in beiden Fällen die Ausprägung auf den nachdrücklichen Protest Österreichs eingestellt.

Der Maria Theresien Taler ist die berühmteste Silbermünze und war die wichtigste Handelsmünze der Welt. 1741 wurde der erste Taler geprägt mit dem Bildnis der österreichischen Kaiserin, die seither in der Welt der Münzen den Rekord hält.

QUELLEN: Vaterland , 5. Dezember 1900, S 6, Badener Zeitung, 3. August 1935, S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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