MARIENKAPELLE#
Im Jahr 1892 wurde der Architekt Max Freiherr von Ferstel, der älteste Sohn Heinrich von Ferstel, von Grafen August Zichy beauftragt, an die, auf seinem Gut Bellatincz im Zalaer Komitat befindliche große Patronatskirche eine Doppelkapelle anzubauen, die in ihrem Untergeschoss eine Krypta im Obergeschoss eine Marienkapelle zu enthalten hätte. Die letzte ist über quadratischem Grundriss von zirka 6.5 Meter Seitenlänge erbaut und nach oben durch eine Kuppel auf Pendentifs abgeschlossen; dem Treppenaufgang gegenüber ist eine plattgeschlossene Apsis angefügt. Dem Charakter der übrigen, aus den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden Kirche und dem Wunsch des Bauherrn entsprechend wurde der ganze Innenraum im Stil Louis XVI., gehalten. Die vier Zwickeln erhielten in Stucco aufgetragene Engelfiguren mit Marien Attributen, über den vier Scheiteln wurden die überlebensgroßen Köpfe des hl. Stephan, des hl. Gregor, des hl. Domenicus und des hl. Bernhard angebracht, während die Kuppelfläche selbst mit ganz flachem, aus freier Hand aufgetragenem Ornament dekoriert wurde.
Der Altar ist der Hauptsache nach aus hellem Veroneser Marmor und verdepolcevere, alles Ornament aus gegossenem, oder getriebenem, ganz aus vergoldeten Metall ausgeführt. Auch die Marienstatue von Prof. Hausmann in Frankfurt /Main, einem Österreicher, ist in Bronze gegossen und ganz vergoldet, ebenso die Altarleuchter, Canontafel, das Kruzifix und die Tabernakeltüre. Der geschliffene, polierte Marmorfussboden ist aus weißem Carrara und schwarzem belgischen Marmor hergestellt.
An der rechtsseitigen Wand befindet sich ein Glasfenster mit der ganzen Figur der heiligen Hedwig, an der linksseitigen ein Epitaph aus hellrotem afrikanischen Marmor mit Bronzeappliken, darüber eine Madonna mit dem Kind und zwei anbetenden Engeln, ein Meisterwerk italienischer Frührenaissance, das in die Wand eingelassen und mit einem, in freier Hand aufgetragenen Stuccorahmen umgeben wurde. Die Baukosten der Doppelkapelle samt Altar belaufen sich exklusiv der von der Gutsherrschaft beigestellten Ziegel, des Sandes und des gesamten Fuhrwerkes auf zirka 30.000 Gulden.
QUELLE: Österreichische Monatsschrift , Baudienst ÖNB
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