MAUER-ÖHLING#

Urkunde
Kaiser unterfertigt die Urkunde

Am 2. Juli 1902 fand im Beisein des Kaisers die Schlussstein Legung in der Kaiser Franz Joseph Landes-Heil- und Pflegeanstalt in Mauer-Öhling statt.

„Die Anstalt für Geisteskranke und Sieche in ihrer großartigen praktischen Anlage eine musterhafte, hervorragende Schöpfung patriotischen Bürgersinnes.“ Diese Worte richtete der Kaiser an den anwesenden Landmarschall Freiherrn von Gudenus.

Zwischen Tannen und Föhren befindet sich diese Kolonie mit teils größeren und teils kleineren Baulichkeiten. Die Häuser der Anstalt sind durchwegs in einfachem sezessionistischen Style gehalten, haben lichte, breite Veranden, hellgrüne Dächer, das Mauerwerk trägt weißgelben Anstrich, der stellenweise durch Roh Ziegeln durchbrochen ist. Nach kaum 4 Jahren sind über 40 Baulichkeiten auf dem etwa 100 Hektar umfassenden Areals fertiggestellt und im Innern vollständig eingerichtet worden. Die Kosten betrugen zirka vier Millionen Kronen.

In der Mitte dieser Pavillon Anlage ist von einem schönen Garten umgeben, ein stattlicher Doppelbau errichtet, welcher in seiner westlichen Hälfte den Festsaal in seiner östlichen die Anstalt Kirche umfasst. Den Hochaltar schmückt ein schön ausgeführtes Altarbild.

Altar
Altarbild Kaiserin als Hl. Elisabeth

Ein hübsch gestalteter Pavillon das Schwesternheim, das für 16 Ordensschwestern und eine Oberin bestimmt war. Oberhalb des Einganges in diesen einstöckigen Villenbau ist unter einem Vordach aus Glasbausteinen ein Reliefbild der heiligen Elisabeth angebracht.

Schwesternheim
Hl. Elisabeth

Nach der feierlichen Zeremonie der Schlusssteinlegung fand ein Cercle statt. Zu diesem fanden sich ein: Ministerpräsident von Koerber, Statthalter Kielmansegg, Bürgermeister Dr. Lueger, Landmarschall Gudenus, Abg. Fürst Auersperg und Bischof Rößler. Der Kaiser unterhielt sich anschließend mit Baurat Carlo von Boog und sagte: „Sie haben ein großes Werk geschaffen. Es ist alles schön, vollendet. Sie haben auch Studienreisen gemacht?“ Boog darauf: „Jawohl Eure Majestät! Wir sind auch in der glücklichen Lage, unsere Anstalt als die erste und hervorragendste bezeichnen zu können, welche alle auswärtigen überragt!“

Der nächste Ansprechpartner war der Inspektor der Landes-Wohltätigkeitsanstalten Gereny, zu den er sagte: „Sie haben alle öffentlichen Anstalten des Landes unter sich? Das ist ein sehr ausgedehntes Gebiet. Es wird ja in Wien auch eine neue Irrenanstalt gebaut.“ Darauf antwortete der Gefragte: „Drei Anstalten werden gebaut - eine Heil-, eine Pflegeanstalt und ein Pensionat. Außerdem noch eine neue Gebär- und Findel Anstalt.“ Hierauf bemerkte der Kaiser: „Ja, es wird jetzt viel gearbeitet. Ich werde es freilich nicht mehr erleben bis das alles fertig ist.“ Der Bürgermeister Dr. Lueger benützte die Gelegenheit um dem Kaiser mitzuteilen, dass die Stadt Wien im September oder Oktober die Grundsteinlegung für das städtische Versorgungshaus in Lainz vornehmen werde. Während des Rundganges ging ein heftiger Wolkenbruch nieder, doch der Kaiser setzte den Rundgang fort. Mit einem Festmahl wurde die Feier beendet.

Quelle: Aus den Zeitungen der ÖNB. Alle Fotos von I. Ch. Graupp

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