MIT WASSER HEIZEN#

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Berghütte

Der Wiener Chemiker Dr. Paul .Tschelnitz hatte 1932 für eine aufsehenerregende Erfindung gesorgt, die nicht nur verblüffend wirkt, sondern auch von größter praktischer Bedeutung zu werden verspricht. Bietet diese Erfindung doch die Möglichkeit, mit einem gewissen Pulver und gewöhnlichen Wasser beliebige Wärmemengen für alle wünschenswerte Zwecke hervorzuzaubern.

Ein halber Kaffeelöffel Wasser wird in ein kleines Kissen eingeträufelt. Und schon beginnt das Wunderding seine Künste zu spielen. Ohne jeden elektrischen Anschluss, ohne jede Heizung, scheinbar aus dem Nichts, bildet sich Wärme. In wenigen Minuten ist das Kissen so heiß, dass man es kaum anzufassen vermag. Geheizt mit Wasser. Die Wärme hält stundenlang an, ebenso lange, bis der „Heizstoff“ Wasser verbraucht ist. Will man dann weiter heizen, so gießt man einfach neues Wasser dazu un die chemischen Heinzelmännchen gehen wieder an ihre wohltätige Arbeit. Erst nach ungefähr hundert Stunden Betriebsdauer erschöpft sich das Hitze spendende Pulver, kann jedoch sofort mit einer Pastille reaktiviert werden.

Die Nutzanwendungen des „Heizens mit Wasser“ lassen sich in ihrer Vielgestaltigkeit kaum noch absehen. Sie beschränken sich natürlich nicht auf Thermophore für medizinische Zwecke. Ein paar Tropfen Wasser stehen ja überall zur Verfügung. Im Hochgebirge rettet man sich vor dem Erfrierungstod, indem man etwas Schnee in das Kissen einführt; wer im Winter stark unter der Kälte leidet, wird nunmehr stets den Behälter mit dem Wunderpulver bei sich tragen, um im Nu mit ein wenig Wasserzusatz seine starren Hände wohlig anzuwärmen.

Dr. Tschelnitz denkt aber noch weiter. Er ist dabei, Öfen zu konstruieren, die unabhängig von Kohle und Holz, von Gas, von Strom sind, die vielmehr allein mit dem allgegenwärtigen und kostenlosen Wasser geheizt werden. Mit äußerst geringen Mitteln wird es möglich sein, auch in den fernsten Erdenwinkeln, etwa auf einer hochalpinen Schutzhütte, behagliche und lang andauernde Raumheizung vorzunehmen. Endlich wird man auch überall ein warmes Mahl bereiten können; man taucht einen nach Art der Bierwärmer konstruierten Behälter in das Wasser, das nun in kürzester Zeit zu kochen beginnt. Selbst das leidige Problem der Straßensäuberung im Winter sieht dank der Erfindung des Wiener Chemikers seiner probaten Lösung entgegen. Das Pulver wird auf den Schnee oder das Glatteis gestreut und man wird künftighin nicht mehr auf auf die Sonne warten müssen, die den Schnee zum Schmelzen bringt. Denn dieses Pulver hat die Eigenschaft, in Kontakt mit Wasser augenblicklich große Wärmemengen auszustrahlen, so dass sich der bestreute Schnee alsbald in Wasser verwandelt und abfließt.

Der Chemiker Dr. Paul Tschelnitz hat seine Erfindung zum Patent angemeldet. Seine Erfindung soll besonders den Bergsteigern ermöglichen, sich zumindest für zwei Tage vpr dem Erfrierungstod zu schützen.

Tschelnitz hat ein Gemenge aus verschiedenen Metallabfällen und billigen Salzen hergestellt, das bei der Berührung mit Wasser Wärme entwickelt.

Die Selbstkosten für diesen Auffrischungsprozess betragen nicht mehr wie 10 g für je 75 Stunden weitere Heizdauer, so dass diese Heizkissen sich im Betrieb billiger stellen wird als ein elektrisches.

Einige dieser Heizkissen sind zur allgemeinen Zufriedenheit bereits auf der letzten Fahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ in mehreren Kabinen verwendet worden. Sie eignen sich ebenso für die Mitnahme in Kraftwagen während des Winters, zur Verwendung auf Schutzhütten usw.

QUELLEN: Oedenburger Zeitung 25. Dezember 1932, S 11, Der Abend 19. August 1932, S 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/MIT_WASSER_HEIZEN

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