MORITZ VON AUFFENBERG-KOMAROW#
Wien 3. Bezirk, Salesianergasse 31 starb am 18. Mai 1928 um 12 Uhr mittags, der einstige österreichisch-ungarische Kriegsminister General der Infanterie Moritz von Auffenberg-Komarow, nur wenige Tage vor seinem 76. Geburtstag an einem Herzleiden.
Ungefähr vor einem Jahr erkrankte der General, der bis dahin sich guter Gesundheit erfreute, die selbst durch die schweren seelischen Kämpfe nicht gebrochen werden konnten, die er nach der Enthebung von seinem Armeekommando durchstehen musste. Von dieser Grippe konnte er sich nicht wieder erholen
Unter riesiger Beteiligung des Publikums und großem militärischen Gepränge fand am 22. Mai 1928 nachmittags das Leichenbegängnis des vor kurzem verschiedenen Kriegsministers, General der Infanterie Moritz von Auffenberg-Komarow mit großen militärischen Ehren statt.
Um 14 Uhr 30 nachmittags nahmen die ausgerückten Truppen des Bundesheeres unter dem Kommando des Heeresinspektors General Schilhawsky, Aufstellung: das Infanterieregiment Nr, 4, zwei Radfahrkompanien, drei Reiterzüge und eine Batterie mit vier Geschützen. Das selbständige Artillerieregiment hatte die Leichenwagenlafette, mit sechs Rappen bespannt, beigestellt.
Im Festsaal des Militärcasinos am Schwarzenbergplatz, dem einstigen Palais Erzherzog Ludwig Victors, erhob sich von mächtigen Leuchtern umgeben der Eichensarg mit der irdischen Hülle des verstorbenen Heerführers auf einem großen Katafalk, über und über mit Blumengewinden und Kränzen bedeckt. Unter den Kränzen befanden sich auch solche des Exkönig Ferdinands von Bulgarien und der ungarischen Regierung. Auf dem Sarg selbst lagen der Generalshut, der Säbel und die Feldbinde des Toten, zu beiden Seiten des Katafalks waren auf roten Samtpolster die Orden ausgestellt
Unter den Trauergästen sah man den Bundespräsidenten Dr. Michael Hainisch, Bundeskanzler Dr. Seipel, Ex-Bundeskanzler Polizeipräsident Schober, Vizekanzler Hartleb, Heeresminster Baugoin, den deutschen Gesandten Grafen Lerchenfeld, die Präsidenten des Nationalrates Miklas und Dr. Waber, Vorsitzende des Bundesrates Frau Rudel-Zeynek, Nationalrat Kunschak, viele hohe Militärs waren erschienen.
Nachdem der Militärprovikar die Leiche feierlich eingesegnet hatte, trat General Meixner an den Katafalk und hielt namens des Offiziersverbandes dem Verstorbenen eine überaus herzliche Gedenkrede, in der er die überragende Bedeutung Auffenbergs als Heerführer und seine Güte als Mensch rühmte. Der Heeresminister Baugoin schloss sich mit einer weiteren Rede an, und erinnerte daran, dass Auffenberg es gewesen sei, der der alten Armee die Wundergeschütze von Maubeuge und Namur gegeben hat, jene Geschütze, die am Beginn des Weltkrieges den Sieg erringen halfen, und dass er dann als Feldherr draußen bei Komarow als Held wie der Bravste unter seinen Braven gestanden sei.
Nachdem die Trauerzeremonie beendet war formierte sich der schier endlose Zug führte vom Schwarzenbergplatz. vorbei bei der Oper zur Babenbergerstraße wo ein Truppenkörper unter den Klängen der Bundeshymne die Ehrenbezeigungen leistete. In raschem Tempo ging es zum Hietzinger Friedhof wo er zur letzten Ruhe gebettet wurde.
Die Arbeiter Zeitung findet zum Tod Auffenbergs folgende Worte: „Von den österreichischen Generälen, die im Weltkrieg an leitender Stelle standen, waren nur ganz wenige Männer von eigenem Gepräge, die über die Anforderungen der Karriereschablone hinaus auch noch etwas Persönliches ihrer durch scharlachrotes Mantelfutter und grüne Federbüsche gekennzeichneten Autorität hinzuzufügen hatten. Zu ihnen gehörte der gestern im Alter von 76 Jahren verschiedene General der Infanterie Moritz Auffenberg, der Sieger von Komarow und bei Beginn des Krieges Armeekommandant neben den völlig farblosen Gestalten Dankl, Brudermann und Böhm-Ermolli. Ein kleines Männchen war dieser General, eine Figur von nicht gerade soldatischem Habitus, aber springlebendig, temperamentvoll und geistig beweglich, immer auch darauf bedacht, über das rein Militärische hinauszuspähen, zur Politik und ihren Problemen Beziehungen zu gewinnen, auch in wirtschaftliche Dinge seine Nase hineinzustecken und überhaupt geschäftigt zu sein, Das hat ihn schon vor dem Krieg bei den Bonzen seiner Branche etwas verdächtig gemacht, er galt ihnen als Schlaumeier, der es ausgezeichnet versteht des k. k. Militarismus über den Berg zu bringen. Vieles wurde über Auffenberg getuschelt....“
General Auffenberg wurde am 22. Mai 1852 in Troppau als Sohn eines Landesgerichtspräsidenten geboren, wandte sich nach Absolvierung der Hainburger Kadettenschule, der militärischen Laufbahn zu und avancierte, nachdem er bereits Generalstäbler, des Okkupations .Feldzug in Bosniem mitgemacht hatte, sehr rasch. Er wurde 1909 kommandierender General in Sarajewo und 1911 als Nachfolger des Generals Freiherrn von Schönaich Kriegsminister.
Als General Auffenberg in Sarajewo Kaiser Franz Joseph die Truppen des 15. Korps zur Defilierung vorführte, fiel ihm beim Salut vor dem Monarchen der Säbel aus der Hand. Für Kaiser Franz Joseph bedeutete dieser Vorfall ein schlechtes Vorzeichen. Das Missgeschick auf den Paradefeld von Sarajewo war wirklich ein Omen.
Auffenberg wird Korpskommandant des wichtigsten Korps der Monarchie. Der Balkan das Gebiet des Zündstoffs. Er, ein Jahrgangskamerad Conrads von Hötzendorf aus der Neustädter Akademie, setzt mit energischen Reformen ein. Dieses Vorgehen machte ihn sogleich beim Landeschef und bei den Beschwichtigungshofräten der Wiener Kamarilla unbeliebt. Er war für sie ein Emporkömmling den sie los werden wollten. Als der Marschallsrat wieder unter dem Vorsitz Kaiser Franz Joseph die Personalfragen erörtert wurden , bekam der Kaiser nur Schlechtes über Auffenberg zu hören. Doch Conrad von Hötzendorf machte sich ans Werk, die dringend gewordene Reorganisation des gesamten Heeres durchzuführen. Ihm und dem Thronfolger Franz Ferdinand erschien Auffenberg als die richtige Persönlichkeit für diese wichtige Aufgabe. So wurde Auffenberg Kriegsminister.
Gemeinsam mit Conrad konnte Auffenberg sein großes organisatorisches Talent entfalten. Der Schöpfer der Reorganisation war Conrad, der Durchführende war Auffenberg. Diese Arbeit war mehr als schwierig, denn er hatte gegen zwei Parlamente zu kämpfen, und gegen einen Kaiser der mitunter gegen jede Neuerung war. Außerdem hatte dieser noch dazu eine Aversion gegen alles was von Franz Ferdinand kam. Als er merkte wie aussichtslos die Sache stand hat er ohne Zustimmung der Parlamente Dreadnoughts auf Stapel legen und schwere Artillerie bestellen lassen. Das war sein gordischer Knoten. Die Mannschaftsstände zu erhöhen ohne die Bewilligung der Parlamente einzuholen kostet ihn den Ministerposten. Er musste nun mit der Stelle des Truppeninspektor vorlieb nehmen.
Doch der Hofkamarilla war das nicht genug. Der General sollte ganz verschwinden. Die Manöver bei Tabor 1913 gaben ihnen Gelegenheit Auffenberg eine Falle zu stellen und platzierten seine Truppen in eine aussichtslose und schlechte Ausgangsposition. Und gerade bei diesen Manövern zeigte Auffenberg sein ganzes militärisches Genie. Auffenbergs Feinde waren die Blamierten. Auffenberg hatte seine Fähigkeit zum Führer einer Armee glänzend bestanden. Nun erhielt er das große Kriegskommando, aber an seiner Seite der besiegte Gegner von Tabor, General Brudermann der bei den Einleitungsschlachten völlig versagte und somit war der Krieg verloren.
Auffenberg hatte Gelegenheit als Feldherr seine Lorbeeren im August 1914 bei Komarow zu holen. Als die österreichisch-ungarischen Armeen, vom San fächerförmig nach Nord und Ost ausstrahlend, gegen die Russen angesetzt wurden. Befehligte Auffenberg die nördliche Armee. Die Absicht war, viele russische Kräfte auf die österreichischen Armeen zu locken um den Deutschen freie Hand im Westen zu sichern. Die Armee Auffenbergs ging im stürmischen Siegeslauf gegen die russische fünfte Armee unter General Plehwe vor. Auch dort zeichnete sich Auffenberg aus und vollführte ein geniales Umgehungsmanöver, und es wäre fast gelungen, den Großteil dieser Armee einzukreisen und gefangen zu nehmen. Doch zwischen Brudermann dem Versager und Auffenberg entstand plötzlich eine große Öffnung in die sich die Russen hindurch wälzten. Die anbahnende Katastrophe Brudermann konnte Auffenberg in letzter Minute dank seiner Genialität und seinem militärischen Geschick verhindern. Er gab die vollzogene Einkreisung auf, führte seine vorderen Truppen mit raschen Ruck zurück und setzte die rückwärts befindlichen Reserven den eingedrungenen Russen entgegen. So war die Front wieder hergestellt. Auffenberg war nicht nur Sieger sondern Retter der Armee.
Über den Erzherzog Peter Ferdinand übte Auffenberg gleichfalls Kritik weil dieser seinen Intentionen und Weisungen nicht nachgekommen ist und die Armee in Gefahr brachte.
Erzherzog Peter Ferdinand hatte Auftrag, mit seiner Gruppe in der Schlacht bei Komarow am 30. August 1914 über Dub vorzurücken und derart komplett in den Rücken der Russen gegen Süden einzuschwenken, was tat er, sondern ist nach Westen abgeschwenkt und gab dadurch den Rücken des Gegners frei.
Die Kamarilla die Auffenbergs großartigen Sieg missgönnte fand einen Grund den Erfolgreichen in den Arrest zu schicken mit der Begründung, Auffenberg hätte sich beim Abverkauf von Waffen als Kriegsminister Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen lassen und hätte militärische Geheimnisse preisgegeben. Diese Beschuldigung führte zur Enthebung vom Dienst und zur Verhängung der Untersuchungshaft.
Graf Uexküll-Güllenband, General der Kavallerie und Gardekapitän Kaiser Franz Josephs musste Auffenbergs Säbel abnehmen.
Beim Prozess zeigten sich die militärischen Richter unbeeinflussbar, überprüften genau das Anklagematerial und kamen zu dem Ergebnis, dass Auffenberg völlig unschuldig war und sprachen ihn frei. Um ihn zu rehabilitieren, verlieh ihm der Kaiser den Titel eines Freiherrn von Komarow.
Auffenbergs Sturz ist wohl eine der schändlichsten Taten des als Mensch von seinen fanatischen Anhängern so hoch gerühmten Conrad von Hötzendorf.. Auffenberg war für immer erledigt und bekam nie wieder ein Kommando.
Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte Auffenberg mit seiner Gemahlin in ärmlichen Verhältnissen, war ohne Vermögen und nur kleiner Pension. Ab da, schrieb er seine Finger wund. In verschiedenen Blättern erschienen seine Artikeln, Memoiren, Erinnerungen um sich seinen Lebensunterhalt ein wenig aufzubessern. Meist wurden seine Erinnerungen nur als Mitleid angenomme.
Auffenberg repräsentierte den Typus des klugen und kenntnisreichen und gebildeten, dabei bescheidenen und allem glanzvollen Auftritten abholden militärischen Führers. Der nicht nur die wissenschaftliche Organisation, sondern sowohl die Strategie und Taktik beherrschte. Neider und Verleumder versuchten das Bild Auffenbergs in der Öffentlichkeit zu entstellen, zu verzerren, den geistig Verarmten ist es trotz allem nicht gelungen, ihn hinzurichten.
Auch in dieser für ihn bitteren Zeit hatte er Seelengröße bewiesen und sein Schicksal erduldet ohne zu klagen.
Eine Woche nach dem Begräbnis hatte sich eine große Trauergemeinde im Saal der Österreichischen politischen Gesellschaft eingefunden, um das Andenken des großen Feldherrn zu ehren. , S 3 QUELLEN: Neues Wiener Journal 20 Mai 1928, S 4, Arbeiter Zeitung 19. Mai 1928, S 4, Der Tag 19. Mai 1928, S 6. Neues Wiener Journal 19. Mai 1928, S 4, Freiheit 19. Mai 1928, S 2, BILDER: Auffenberg Interessante Blatt 10. September 1914, S 3, 23. Mai 1928,Augartenpalais September 1914, S 9 ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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