NEDBAL#
Oskar Nedbal der Komponist der Operette „Polenblut“ ist heute fast vergessen. Polenblut erlebte ihre Uraufführung 1913 im Carltheater mit einem durchschlagenden Erfolg. Fast alle Nummern mussten wiederholt werden. Von 1913 bis 1926 wurde die Operette 3.376 Mal aufgeführt. Komponiert wurde das folkloristische Meisterwerk 1912 auf der Trauminsel Brioni. Diese zauberhafte 750 Hektar große Insel in der Adria kaufte Paul Kupelwieser 1893 um 75.000 Gulden (800.000 Euro). Viel musste damals getan werden um sie zu einer Trauminsel werden zu lassen, die dann Treffpunkt der eleganten Welt wurde. Sein Sohn Karl, der 1930 in finanzielle Schwierigkeiten geriet erschoss sich. Nach Karls Freitod fiel die Inselgruppe an seine Nichte Maria die mit dem Bierkönig Mautner Markhof verheiratet war. Oskar Nedbal, Sohn eines Juristen wurde am 26. März 1874 in Tabor geboren. Besuchte das Prager Konservatorium, studierte bei A. Dvorak Komposition. Beherrschte Trompete und Schlagzeug sowie Bratsche. Gehörte einige Jahre dem Böhmischen Streichquartett an, das im Jahr 1881, die triumphale Künstlerreise aufnahm.
Oskar Nedbal der sich bereits als Student in Josefa Setunska, Tochter eines Hoteliers verliebte und die er 1898 heiratete, begleitete ihn oft auf seinen Reisen. Das Glück währte nicht lange, denn am 6. Jänner 1903 raffte sie der Tod hinweg. Seit 1896 war er als Dirigent der Tschechischen Philharmonie eingesetzt. Nach dem Tod seiner Frau war er froh freundschaftliche Beziehungen zu dem Ehepaar Karl Horrmann gefunden zu haben. Doch als in ihm die Leidenschaft zu dessen Ehefrau aufkam, ergriff er 1906 die Flucht aus Prag.
Er hatte bereits in jungen Jahren den künstlerischen Ruhm erworben und zählte zu den hervorragendsten Dirigenten, der den modernen Orchesterapparat den er mit virtuoser Technik meisterhaft beherrschte, dabei ging er immer sorgsam ins Detail, ohne den Blick für die große Linie zu verlieren und das Technische bereitete ihm keinerlei Rätsel. Mit dem Taktstock hatte er das Orchester zu jeder Zeit in seiner Gewalt. 1902 gastierte er im Prater in Venedig in Wien wo er das Riesenorchester im Englischen Garten dirigierte und Smetanas „Mein Vaterland“ erstmals erklingen ließ.
Standen seine Kollegen Dvorak und Smetana auf dem Programm, war Nedbal in seinem Element, das slawische Temperament sprühte und die Begeisterung übertrug sich auf das Orchester das besondere Klangeffekte zuwege brachte.
Nedbals bekannte Werke sind „Der faule Hans“, das Ballett „Die schöne Hyazinthe“ und die Operette „Die keusche Barbara“ „Das Winzerfest“ und zahlreiche Symphonien.
1907 gründete Nedbal das Orchester des Vereins Wiener Tonkünstler mit dem er im Wiener Volksgarten, Sophiensaal und Arbeiterheim auftrat und bekannt war für seine populären Konzerte die viel besucht wurden.
Er scheint die Abwechslung zu lieben, denn auch als Direktionsmitglied des Neuen Wiener Konservatoriums, dann wieder als Kapellmeister an der Volksoper taucht sein Name auf.
Später war er Direktor des Pressburger Rundfunks, wurde Direktor des Slowakischen Nationaltheaters, gründete das Pressburger Symphonieorchester.
Ihn lockte die Operette, denn es gab ergiebige Vorschüsse und Tantiemen, dazu kam eine Operetten für das Nachtlokal. Die klassische Musik war in den Hintergrund gedrängt, denn die Operette verhieß Reichtum, rasch erworbenen Reichtum, denn das Komponieren fiel ihm sehr leicht.
Da gab es noch eine andere Geschichte. Über Frauen in seinem Leben erfährt man fast nichts. Als Witwer verliebte er sich in die Gemahlin des Primarius Dr. Hoffmann. Das sündige Pärchen flüchtete nach Kairo, doch dort hielten sie es nicht lange aus und kehrten bald wieder nach Wien zurück.
Manja und Oskar waren beide katholisch und es gab in Österreich noch nicht das passende Scheidungsgesetz. Doch in Ungarn gab es Abhilfe für das verliebte Paar. Man musste sich nur von einem Ungar adoptieren lassen, so wurde man ungarischer Staatsbürger und konnte sich scheiden und dann standesamtlich heiraten. Ungarische Freunde waren ihnen dabei sehr behilflich.
Oskar Nedbal und seine Gemahlin führten bis zum 1. Weltkrieg ein aufwendiges Gesellschaftsleben.
Mit dem Ende der Monarchie gab es eine neue Wendung. Die in Wien lebenden Tschechen versäumten es sich rechtzeitig auf die Seite der Sezessionisten zu schlagen, denn sie glaubten nicht an den Erfolg Masaryk. Und als sie es taten, war es zu spät. Es wurden nur diejenigen aufgenommen, die von allem Anfang an der Loslösung von Österreich sich ergeben hatten. Obwohl Nedbal nach Prag eilte und sich zu seiner Zugehörigkeit zur tschechischen Nation bekannte wurde er in den neu gefügten Bund nicht aufgenommen. Von seinem Wiener Posten musste er zurücktreten, weil er hier nun unerwünscht war. In Prag ließ man ihn nicht aufkommen und musste sich schließlich damit zufrieden geben mit einer staatlichen Subvention Theaterdirektor in Bratislava zu werden. Auch hier war er anfangs eine viel gefeierte Persönlichkeit, doch der Geschäftsgang verschlechterte sich mit der Zeit und bald hatte er mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Im Dezember 1930 reiste Nedbal zu einem Gastspiel nach Agram. Das Ballett „Der faule Hans“ hatte am Sonntag im Nationaltheater Premiere und dieses selbst dirigiert. Die Aufführung war von Erfolg begleitet und hatte auch in der Presse beste. Kritiken Es war Mittwoch der 24. Dezember 1930 als um 11 Uhr 30 ein Fenster im zweiten Stock des Agramer Nationaltheaters geöffnet wurde und ein Mann sich in die Tiefe stürzte und mit zerschmetterten Schädel tot liegen blieb. Oskar Nedbal wurde 57 Un Jahre alt. Die Nachricht vom Tod des berühmten Komponisten verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Gattin des Künstlers hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten und musste in ein Sanatorium eingeliefert werden. . Und im Blätterwald wurde nun gerätselt was der Grund sein könnte zu dieser furchtbaren Tat. Gerüchte tauchten auf, Vermutungen wurden laut. Aller Wahrscheinlichkeit eine Nervenzerrüttung. Man erinnerte sich plötzlich, dass er bei seiner Ankunft den Eindruck eines schwer Nerven leidenden machte. Später erklärte seine Frau, dass er an Depressionen litt. Angeblich hatte Nedbal einen anonymen Drohbrief erhalten. Die darin erhobenen Beschuldigungen waren unwahr und die Polizei musste nun den Übeltäter eruieren.
Am 27. Dezember 1930 fand die Leichenfeier statt, Der Tote wurde in einem Ehrengrab auf dem Agramer Friedhof zur Ruhe gebettet.
QUELLEN: Die Stunde 28 Dezember 1930 S 4, Neues Wiener Journal 27. Dezember 1930, S 5, Badener Zeitung 24. März 1915, S 2,Humorist, 1. November 1913 S 2, Signale 1915 Heft 15, S 8, Agramer Zeitung 11.April 1906, S 6, Bild: Humorist, 1. November 1913, S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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