OTTO VON GUGGENBERG#
Otto von Guggenberg wurde am 30. April 1848 als drittältester Sohn des Bezirksarztes in Brixen im Lieblhaus, das sich in der Runggadgasse befand, und Eigentum der Familie war, geboren. Seine Kinderjahre verbrachte er auf dem Familienbesitz Seeburg, das der Vater durch das Erbe seiner Frau erwerben konnte, Seeburg hatte eine rege Vergangenheit. Der Edelsitz gehörte einst den ausgestorbenen Geschlecht Goret von Seeburg, dann erwarb den schönen Besitz ein Sohn des genialen Wiener Architekten Freiherrn von Ferstel. Die nächsten Besitzer waren die Guggenbergs. Oder Otto verbrachte sie bei seiner Großmutter in der Vintl, einer Schwester des bekannten letzten Abtes der Benediktiner Abtei in Gries, Nagele, am Ansitz Gruben, wovon er noch im Alter gern und oft sprach. Die Volksschule besuchte Otto in Brixen, das Gymnasium in Brixen, Meran und Innsbruck. Während seiner Studienjahre in Brixen war Professor Unterweger sein Religionslehrer und Professor Mitterrutzner sein Klassenvorstand. Seine Universitätsstudien wurden in Wien in der alten Universität absolviert unter den Professoren von Hyrtl, Freiherrn von Rokitansky, Oppolzer und Skoda sowie Arlt, Braun und Billroth, also in einer Zeit, in der die Wiener medizinische Schule eine ihrer Blütenzeit erlebte. Zum Doktor der gesamten Heilkunde promovierte Otto von Guggenberg in Wien im Jahr 1873 und genoss hierauf noch seine weitere klinische Ausbildung an den Kliniken der Professoren Gustav, Braun und Weinlechner in Wien und an der Charite in Berlin. Unter den damals in Wien weilenden Tiroler Universitätshörern standen ihm am nächsten der später bekannte Augenarzt Professor Kerschbaumer und sein Vorgänger im Landeskulturrat Baron Wiedmann von Staffelfeld-Ulmburg mit dem ihm eine lebenslange aufrichtige Freundschaft verband. Seine Militärdienstzeit leistete er bei den damals neu organisierten Tiroler Landesschützen und wurde Leutnant der Reserve. Gelegentlich seiner späteren Waffenübungen nach absolviertem Doktorat avanzierte er bis zum Regimentsarzt 1. Klasse.
Seine ärztliche Praxis begann Dr. Otto von Guggenberg in Bodenbach an der Elbe in Böhmen, wohin er durch verwandtschaftliche Beziehungen gelenkt wurde. Schon damals zeigte sich seine hervorragende ärztliche Begabung, so dass er sich in aller kürzester Zeit einen großen Ruf und Zulauf erwarb. Schon zu jener Zeit erzielt er durch sein sicheres, rasches, nie zauderndes Eingreifen, seine unermüdliche Aufopferung und Tatkraft, gepaart mit Herzensgüte und innigsten Verständnis für die körperlichen und seelischen Leiden der Kranken und einem nie versagenden christlichen Optimismus, der sich denselben mitteilte, und nicht an letzter Stelle durch seine Selbstlosigkeit gegenüber der armen Bevölkerung Erfolge ganz eigenartiger Natur, so dass sich in seinem Fall die medizinische Fakultät von Prag sogar veranlasst fühlte, ihm ihre besondere Anerkennung zu zollen, dadurch, dass sie den Fall in medizinischen Blättern veröffentlichen ließ.
Neben seiner ausgedehnten Praxis war er auch Kurarzt in Obergrund in Böhmen, wo er seine spätere Gemahlin Berta Stark kennen lernte, die Tochter eines Villen- und Pensionsbesitzers, der, nachdem er in jungen Jahren seine Staatsbeamtenkarriere aufgegeben hatte, sich dort ansässig machte und durch öffentliche Tätigkeit besonders für Kirchen und Schulbau sich um das Gemeinwesen große Verdienste erwarb,
Nach 11 Jahren wirken zog es Dr. Otto von Guggenberg Sehnsucht in seine Heimat nach Tirol zurück, wo er anfangs über Winter in Meran und über Sommer in Brennerbad als Kurarzt wirkte und 1886 schließlich gänzlich in seine Vaterstadt zurückzog. Die Anstalt gründete er im Jahr 1890, angeregt durch zwei Heilungserfolge Kneipps an Einheimischen, darum sollte er Pfarrer Kneipp aufsuchen um dessen Heilmethoden zu studieren. Pfarrer Kneipp bewahrte ihm stets eine große Anhänglichkeit und lebhaftes Interesse und suchte ihn einmal auch in den ersten Jahren des Bestehens in der Anstalt auf, bei welche Gelegenheit er in der bischöflichen Burg einer seiner so originellen Vorträge hielt.
Wie sich die Kuranstalt aus kleinen Anfängen langsam, aber stetig bis zu der heutigen Höhe entwickelt hat, ist allgemein bekannt, erfreut sie sich ja eines weit über die Grenzen Österreichs hinausgehenden Rufes.
Der Stadtgemeindevorstehung von Brixen gehörte er fast 20 Jahre als Gemeindeausschuss und Gemeinderat, in den letzten 10 Jahren als Bürgermeister an. Von den Landgemeinden des Bezirks Sterzing wurde er zum ersten Mal 1895 in den Landtag gewählt und er vertrat diesen Wahlkreis seither ununterbrochen bis zu seinem Tod. Der Kaiser ernannte ihn im Jahr 1908 zum Landeskulturratspräsidenten und geruhte ihn in Anerkennung seiner Verdienste auch zum Komtur des Franz Josephs Ordens zu ernennen. Zahreiche Körperschaften und Vereine ehrten seine großen Verdienste durch die Ernennung zum Ehrenmitglied und Ehrenbürger. Bei vielen Gelegenheiten, insbesondere anlässlich seines 60jährigen Geburtstages erfreute er sich der Auszeichnung und Ehrung seitens hoher und höchster Persönlichkeiten. Der Bürgermeisterausschuss von Brixen ernannte ihn damals zum Ehrenbürger der Stadt und veranstaltete eine glänzende Feier. Gleichzeitig wurde ein großes Gemälde des Malers Albert Plattner, Dr. Otto Guggenberg darstellend, enthüllt und im Rathaus Brixens angebracht.
Der Kaiser hat erst kurz vor dem Tod noch abermals dem Verstorbenen durch die Verleihung des Sternes zum Komtur des Franz Josephs Ordens eine hohe Auszeichnung für seine unvergänglichen Verdienste zuteil werden lassen. Diese kaiserliche Auszeichnung wurde dem Verstorbenen in seinen letzten Lebenstagen von den Familien Angehörigen überreicht und hat dem Schwerkranken sichtliche Freude bereitet.
Samstag am 10. Jänner 1914 nachmittags zog die schwarze Flagge über dem Gebäude des Landeskulturrates auf, um Stadt und Land die Trauerbotschaft zu künden vom Hinscheiden des Präsidenten Dr. Otto Guggenberg.
Fürwahr ein herber Schicksalsschlag. Nach fast einjährigem, schweren Leiden, das er mit bewundernswerter Geduld ertragen hat, wurde seine Seele am 10.Jänner um dreiviertel 2 Uhr nachmittags in ein besseres Jenseits berufen.
Die Trauernachricht langte bald von der Seeburg herab in die Stadt und machte einen erschütternden Eindruck auf die hunderte von Bewohnern, die mit inniger Liebe und Verehrung an ihren großen Bürgermeister hingen.
Der Leichnam des teuren Toten wurde, umgeben von Zierpflanzen und 16 brennenden Kerzen in der Hauskapelle von Seeburg aufgebahrt. Lange Strähne weißen Haares ziehen sich über das Haupt des Toten, dessen Antlitz, von einem weißen Vollbart umrahmt, einen friedlich schlummernden Eindruck macht. Die Hände, das Sterbekreuz haltend, umschlingt der Rosenkranz des Verstorbenen.
Von früh morgens bis in die Abendstunden zogen heute mehrere Hunderte von Stadt- und Landbewohnern nach Seeburg zu stillem Gebet an der Bahre des oft gefeierten Volksmannes. Dieser Massenbesuch trotz des ungünstigen Wetters, war so recht ein Beweis, welche Hochschätzung Dr. von Guggenberg, der im Leben von Gegnern viel geschmähte Mann, genossen hat. Eine große Anzahl von Kränzen und Blumen schmücken die Totenkapelle.
Nach dem Tod von Otto von Guggenberg, folgte das nächste Unglück, der Erste Weltkrieg. Danach ging die ärztliche Leitung an Hans von Guggenberg über. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Kurhaus als Hilfskrankenhaus.
Nach dem Krieg übernahm der Sohn Markus die Ordination und kurierte nach bewährten Methoden Kneipps zahlreiche Patienten.
Im Jahr 1962 übernahm Markus zusammen mit seiner Frau die Führung des Kurhauses, Die Geschwister wurden ausbezahlt.. Nach Markus Tod 2003, führte die Witwe mit ihren Kindern das Haus weiter.
Obwohl zahlreiche Nachkommen vorhanden, Markus hatte allein 6 Kinder, hatten alle andere Interessen. Er war somit der letzte Kurarzt gewesen.
Für Brixen nahte eine Katastrophe, so der Bürgermeister. Guggenbergs Privatklinik galt als „Prestigesache für Brixen“ und diesen Schatz wollten sie nicht verlieren und mussten verhindern, dass das Anwesen in die Hände von Spekulanten gelang..
Wann begann es mit der Kuranstalt bergab zu gehen? Der typische Fehler war, den Familienbetrieb oft begehen. Es sollte immer jemand aus der Familie den Betrieb weiter führen, und sollte vor allem männlich sein. Doch von den drei Söhnen, studierte nur einer Medizin, ohne jedoch das Studium abzuschließen. Die Mädchen spielten in der Erbfolge wie so oft , keine Rolle.
Im Jahr 2017 gab es bereits einen Verlust von 1,3 Millionen Euro, Schulden in der Höhe von 3,5 Millionen Euro, eines negativen Nettovermögens sowie Null Reserven und Null Liquidation gab es nur eine Möglichkeit, Einstellung des Betriebes.
Seit Dezember 2017 war das Kurhaus geschlossen und stand zum Verkauf.
Im Oktober hat der Verwaltungsrat der Stiftung Südtiroler Sparkasse beschlossen und der Stiftungsrat zugestimmt, das unterbreitete Angebot zum Kauf des Kurhauses anzunehmen. In der Folge wurde vom Liquidator Alexander Tauber und dem Stiftungspräsidenten Konrad Bergmeister der diesbezügliche Vorvertrag unterzeichnet. Als nächstes erfolgt die Übergabe des Kurhauses an eine gemeinnützige Trägerorganisation, um es als Wohn-, Betreuungs- und Pflegeheim für Senioren weiter zu führen.
QUELLE: Verschiedene Zeitungen der ÖNB, sowie Unterlagen der Hauschronik. Bildmaterial I.Ch. Graupp
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