PFAFFSTÄTTEN#
Der Nachbarort Pfaffstätten der so eng an Baden grenzt, dass es nur Ortskundige wissen, wo Stadt und Land anfängt und aufhört begeht in diesem Jahr 1935 seinen 800jährigen Bestand. Natürlich als Gemeinwesen, denn Mythos und Sage führen viel weiter zurück, daher die Mär vom Einödriesen und anderen Sagen umwobenen Gestalten. Doch auch Tatsachen sprechen, wie z. B., eine 1909 im Einödtal aufgedeckte Wohngrube, die beweist, dass dort schon zur Steinzeit Menschen gewohnt haben, oder der Fund einer römischen Fibel, die für das Dasein römischer Legionen spricht und die Vermutung bestätigt, dass Pfaffstättens Kirchlein auf römischen Mauerresten steht, einst umspült vom Wassergraben der Eina.
Die Gründung des Ortes als feste Siedlung fällt in das Jahr 1136, also mit der Gründung des Stiftes Heiligenkreuz zusammen. Viele Häuser aus dem 12. und 13. Jahrhundert sind heute noch erhalten, so das Stadelmannhaus, die Häuser von Kernbichler, Schnöller, Friedl, Karner-Denk, der Lilienfelder, Melker-, Heiligenhof und das Rathaus. Es ist bekannt, dass der Lilienfelderhof 1216 erbaut und 1238 vom Stift von Otto von Kaßenberg gekauft wurde. Die ganze Anlage weist heute noch deutlich auf den ursprünglichen Zweck hin, als Verteidigungsobjekt gegen feindliche Angriffe zu dienen. Um dieselbe Zeit dürfte auch der Pfarrhof erbaut worden sein.an dem bis heute alles echt und unentstellt geblieben ist.
Pfaffstätten machte im Laufe der Jahrhunderte alle Schicksalsschläge seiner großen Nachbarin Baden mit. Leid und Freud, Zerstörung und Wiederaufbau, Bedrängnisse durch Ungarn und Türken, Bruderzwiste im Innern. Auch bei den Haueraufständen des 16. Jahrhunderts gingen die Pfaffstättner Hand in Hand mit den Badenern.
Über den letzten berichtet die amtliche Wiener Zeitung vom 15. April 1597: Erzherzog Matthias hat allen Landherren und den Adel aufgeboten, jeder mit seinen Pferden nach Vermögen zu erscheinen, also mit 300 Pferden auch ein Fähnlein und zu Fuß Freitag nachts 11. April auf und nach Meidling, Baden und Pfaffstätten die aufrührerischen Hauer überfallen, Trommel schlagen und samt Rädelsführer hängen.
Trotz aller Nöte entwickelte sich Pfaffstätten zu einem ganz ansehnlichen Ort und wird sogar in einer Landmarschallsverordnung vom 8. März 1587 ausdrücklich als Markt bezeichnet. Noch jetzt wird hier alljährlich am 2. Juli ein Jahrmarkt abgehalten, welche Gerechtsame im Jahr 1820 vom Kaiser Franz I., erneut bestätigt wurde. Diese Urkunde befindet sich noch heute unter Rahmen im Rathaussaal.
Dass der Weinbau und alles Drum und Dran seit Bestehen des Ortes den wesentlichen Teil der Gemeindewirtschaft ausmacht, ist selbstverständlich und zeigen davon viele Paragraphen der alten Protokolle.
In bescheiden schlichter Weise will Pfaffstätten am Pfingstsamstag den 8. Juni ein Erinnerungsfest begehen: um 8 Uhr früh ein feierliches Hochamt, nach einer Ehrung der Toten vor dem Kriegerdenkmal, um 9 Uhr eine Feier vor dem Rathaus, Festsitzung des Gemeindetages.
Die Winzergenossenschaft als Vertreterin der Hauerschaft veranstaltet aus diesem festlichen Anlass im Winzerhaus eine Weinkost, die am Samstag den 8. Juni um 10 Uhr vormittags in feierlicher Weise eröffnet wird und auch Pfingstsonntag und Pfingstmontag von 9 Uhr früh bis 10 Uhr nachts ihre Pforten geöffnet hält.
Pfaffstättens Perle ist zu bekannt, um sie besonders anpreisen zu müssen. Traminer. Neuburger, Sylvaner, Veltliner, Rotgipfler und Zierfandler werden zum Kosten bereit stehen und nachher winken lieb traute Heurige im großen Lilienfelderhof oder in vielen netten, idyllisch kleinen Höfen und Gärten des 800jährigen Pfaffstätten. R.Wurm
Unser schöner Wienerwald ist um eine Sehenswürdigkeit, um ein Ausflugsziel reicher geworden, das sich bald großer Beliebtheit erfreuen wird. An Höhlen ist unser Voralpenland ziemlich arm. Darum muss es eigentlich wundernehmen, dass die Einödhöhle in dem felsigen Gebiete hinter Pfaffstätten, von deren Vorhandensein man selbstverständlich Kenntnis hatte, so lange unbeachtet und unerschlossen blieb. Um sie besser zugänglich zu machen, hat nun über Ansuchen der niederösterreichischen Landesregierung das Pionierbataillon Nr. 1 in Klosterneuburg eine Arbeitspartie zur Sprengung eines zirka 7 Meter langen, 1,80 Meter hohen und 1,20 Meter breiten Stollen beigestellt. Die Höhle ist unlängst eröffnet worden.
QUELLE: Badener Zeitung der ÖNB Bildmaterial Werbung
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