RITTER VON EPENSTEIN#

Lungau
Schloss Mauterndorf, Österr. Alpino

Am 5. Juni 1934 wurde der Schlossherr Dr. Hermann Ritter von Epenstein zu Mauternburg unter großer Beteiligung der Bevölkerung im Familiengrab auf dem Ortsfriedhof beigesetzt. In der von ihm prachtvoll restaurierten Schlosskapelle lag er im reichen Schmuck von Blumen und Kränzen aufgebahrt in der Jägertracht, die er hier mit Vorliebe getragen hatte.

Die Seelenmesse fand im Schlosshof statt, der Ortspfarrer hielt einen ehrenvollen Nachruf. Unter den Trauergästen waren zu erkennen Landeshauptmann Dr. Rehrl, Erzherzog Josef Ferdinand mit Gemahlin, Bezirkshauptmann Graf Colloredo mit Gemahlin, Oberrechnungsrat Sutter, Ing. Albert Göring mit Gemahlin aus Wien, Schul- und Kindergartenjugend nahmen teil, Bürgermeister Trattler hielt noch eine Rede am offenen Grab um von dem Ehrenbürger Mauterndorfs Abschied zu nehmen. Die zahlreich erschiene Bevölkerung gab lebhaft Zeugnis für seine Wertschätzung, deren sich der Schlossherr erfreute.

Dr. von Epenstein arbeitete in seiner Jugend als Arzt in den deutschen Kolonien. Der Verstorbene entfaltete später auch in Österreich wo er seit langer Zeit einen erheblichen Teil des Jahres verlebte, eine ausgedehnte karitative Tätigkeit, die sich in zahlreichen Wohlfahrtsstiftungen, Gründung von Spitälern und Dotierung von Kunstinstituten mit Geldspenden ausdrückte.

Hermann von Epenstein war durch viele Jahrzehnte mit der Familie des jetzigen deutschen Reichsministers Hermann Göring freundschaftlich verbunden. Der Vater des Ministers wirkte ebenfalls in den deutschen Kolonien, dort lernte Dr. Epenstein kennen und aus dieser Beziehung entstand eine so innige Verbundenheit, dass die Familie Göring sich meist in Mauterndorf aufhielt, so lange Dr. von Epenstein dort wohnte. So kam es, dass auch Minister Göring einen großen Teil seiner Jugend in Österreich verlebte und einige Geschwister Görings sogar heute noch in Österreich leben. So heiratete eine Schwester Görings den Mattseer Notar Dr. Hueber der seinerzeit als Abgeordneter des Heimatblockes eine Zeitlang österreichischer Justizminister war. Später trat Dr. Hueber aus dem Heimatblock aus und wendete sich wieder ganz seiner judiziellen Privatpraxis zu.

Ein Bruder Görings arbeitet seit Jahren fern von aller Politik in einem Wiener Industrieunternehmen als Ingenieur.

Hermann von Epenstein wurde 1850 in Berlin geboren, er studierte in Würzburg, Paris und Wien Medizin, war praktischer Arzt in Frankenhausen, München und Berlin. Da er vermögend war konnte er Reisen in verschiedene Erdteile der Welt unternehmen.

Im Jahr 1894 kaufte er das fast zur Ruine verkommene Schloss Mauterndorf, direkt vom damaligen Bürgermeister Isidor Gugg und baute sie zum Großteil mit heimischen Unternehmern und deren Arbeiter nach den Plänen des Architekten Berger und Kunsthistorikers Pieper in zehnjähriger Bauzeit wieder auf, als Wahrzeichen des Ortes, das noch so stolz in die Lande schaut wie zur Zeit, als es noch Sommersitz eines Leonhard von Keutschach war. Auch den Kindergarten erbaute er und überließ ihn kostenlos der Gemeinde zur Benutzung. Auch auswärtige Institute, wie in Salzburg das Josefsheim, Blindenheim, Mozarteum, Kinderspital. Die Rettungsabteilung fanden an ihm einen generösen Gönner. Seine vielseitige Wohltätigkeit fand Anerkennung durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone, die Gemeinde Mauterndorf ernannte ihn bereits 1898 zu ihren Ehrenbürger. Er hatte auch bedeutenden Besitz in Berlin und die Burg Veldenstein bei Nürnberg nennt ihn ebenso wie das Schloss Mauterndorf ihren Restaurator; die bayerische Regierung zeichnete ihn dafür durch Verleihung des königlich-bayerischen Ludwigskreuzes aus.

Enge Beziehungen verbanden ihn mit der Familie des nunmehrigen Reichsministers Hermann Göring, dessen Pate der Verstorbene war. Vor zwei Jahren wurde im Dom zu Salzburg Dr. Hermann von Epenstein in die katholische Kirche aufgenommen. Der Name Epenstein wird mit der Geschichte des Schlosses und des Marktes Mauterndorf auf immer verbunden bleiben.

1906 veranstaltete der Schlossbesitzer ein Kaiser Festschießen, das am 29. und 30. August auf seiner Privat-Schießstätte stattfand. Sämtliche Schützen beteiligten sich daran. Ein besonderer Gast war Graf Hans Wilczek der gerade auf seinem Schloss Moosham weilte.

Ritter von Epenstein besuchte 1913 die Rettungsstation in Mauterndorf und ließ sich vom Chefarzt Dr. Varnschein durch alle Abteilungen führen und zeigte ihm die Vorkehrungen die bei Unfällen getroffen wurden, das schien dem hohen Gast sehr zu interessieren, denn er spendete für den Automobilfonds den Betrag von 1500 Kronen.

Auch dem Tierschutzverein hatte er zu Beginn des Jahres den Betrag von 500 Kronen überlassen.

Lungau
Mauterndorf,Dillingers Reise Zeitung

1917 erschien ein Artikel „Wildfütterung und Heuabgabe“ dazu wurde folgendes über den wahren Sachverhalt vermerkt. Herr von Epenstein hat seit vielen Jahren bis zum Herbst 1916 das Wildfleisch seines Jagdbezirkes der hiesigen Bevölkerung zu dem ganz außerordentlich mäßigen Preis von 1 Krone das Kilo überlassen, allein im Jahr 1916 wurden gegen 6000 Kilo Wildfleisch zu diesem Preis mit besonderer Berücksichtigung der Minderbemittelten unter die Lungauer Bevölkerung verteilt. Als die Salzburger Chronik darüber berichtete gab es in ganz Österreich darüber großes Aufsehen. Es verblieb ein Restbestand von 150 bis 180 Stück, Ein weiterer Abschuss würde die Ausrottung der Tiere bedeuten.

Im Winter 1916/17 war der Heumangel derart groß, dass das Vieh mit Stroh gefüttert werden musste.

Die Versuche des damaligen Leiters der Bezirkshauptmannschaft Tamsweg, zur Schonung der Schlachtviehbestände und mit Rücksicht auf dem Mangel an Wildheu einen verstärkten Wildabschuss herbeizuführen, scheiterten aus Gründen, die zu erörtern mit Rücksicht auf die Zensur auch heute noch nicht ratsam erscheint. Zu dem Heumangel gesellt sich jetzt die bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Fleischnot, die den Bauern die letzte Kuh vom Barren zu reißen droht. Der hohen obrigkeitlichen Fürsorge erfreuen sich lediglich die Jagdherren und unter ihnen ganz besonders der neu gebackene Ritter von Mauternburg, Herr Epenstein. Bei aller Jagdfreundlichkeit und die liegt dem Lungauer sozusagen im Blut, muss doch darauf gedrungen werden, dass Epenstein von der Behörde verhalten werde, der Wildüberhegung im Twenger Revier Einhalt zu tun und einen verstärkten Wildabschuss durchzuführen. Aus dem Revier allein können ohne jede Schädigung der jagdlichen Interessen 100 bis 120 Hirsche abgeschossen werden, eine Menge, die nicht nur für die Fleischversorgung, sondern auch bei der Lieferung von Wildheu ins Gewicht fällt.

Die Landesregierung von Salzburg, bei der sich sicherlich jagdkundige Herren befinden, dürfte nicht unbekannt sein, dass die Hirsche mancherlei Schaden anrichten, also ein Grund mehr, den Abschuss zu fördern. Die Bevölkerung erhielte dadurch Fleisch, das Heu verbliebe den Viehbesitzern oder den Pferden der Heeresverwaltung, die Kulturen würden geschont und Herr von Epenstein könnte schließlich mit dem Verkauf des Fleisches ein gutes Geschäft machen, obwohl bei ihm Geld keine Rolle spielt.

Das Schloss Mauterndorf das mit viel künstlerischem Verständnis ausgestattet ist, aber auch allen modernen Komfort, so zum Beispiel ein großes Schwimmbad im Park enthält. Seltsamer weise bewohnte er nie das Schloss sondern hatte für Wohnzwecke eigens in der Nähe befindliches Bauernhaus adaptieren lassen.

1937 kursierte in der Presse das Gerücht, dass Ministerpräsident, Generaloberst Göring die Absicht habe, aus dem Besitz der Witwe nach dem Gutsbesitzer Hermann Ritter von Epenstein das Schloss Mauterdorf in Lungau käuflich zu erwerben. Wie es sich herausstellte liegt eine Verwechslung vor, Frau von Epenstein hat nämlich die Absicht das ferne Schloss Veldenstein bei Nürnberg an Görig zu verkaufen, der daran lebhaft interessiert ist.

QUELLEN: Die Stunde, 7. Juni 1934, Salzburger Chronik, 14. September 1927, S 5, 13. Juni 1934, S 5, 1. Dezember 1917, S 7, 8. Jänner 1913, S 4, Salzburger Wacht, 1. Dezember 1913, S 6, Der Volksfreund, 7. September 1906, S 3, Kärntner Zeitung, 26. Juni 1918, S 5. ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von-Graupp