ROBERT AUER#

Maler
Robert Auer,Moderne Ill.Zeitung

1917: Die kroatische Kunst ist eigentlich noch sehr jung, denn sie reicht erst bis in die Fünfziger Jahre zurück. Bisher äußerte sie sich in rein volkstümlicher, traditionell auf rustikaler Basis. Ihre Kunst konnte sich frei und üppig entfalten, in Form und Farbe.

Das erste Mal, dass bildende Kunst im Zusammenhang mit Kroatien genannt wurde, war um 1850, wo der österreichische Landschaftsmaler Hugo Conrad von Hötzendorf, ein naher Verwandter unseres verdienstvollen Feldherrn, sich in Esseg, der slawonischen Landeshauptstadt niederließ und sich daselbst mit der malerischen Verwertung slawonischer Motive befasste; obwohl damals Kroatien die klassische Malkunst noch kaum wertete und ein Kunstmarkt als solcher gar nicht bestand, zog er den Wiener Porträtisten Zasche gleichfalls nach Agram, wo übrigens unser Altmeister Waldmüller bereits im Jahr 1848 als Zeichenlehrer des damaligen Banus Gyulay fungierte, von dem im dort befindlichen archäologischen Museum ein Original an seine Zagreber Aufenthalt erinnert. Um 1860 begannen später namhaft gewordene einheimische Künstler wie Bukovac, Medovic, Masic und andere zu Studienzwecken ausländische Akademien und Spezialschulen in Paris, München,Wien und Rom zu besuchen., . Um 1880 kehrte Krsnjavi, welcher in Wien und München bei Raab, Dietz und Lindenschmidt so wie bei Simiradzky in Rom seine Studien beendet hatte, nach Agram zurück, wohin er an der Universität als Professor der Kunstgeschichte berufen wurde. Er gründete zur Förderung der Kunst, der Nationalkunst insbesonder, den kroatischen Kunstverein, aus welcher Zeit die eigentliche kroatische Kunstära rührt. 1891 zum Kulturchef der Landesregierung ernannt, berief er die im Ausland lebenden kroatischen Künstler in die Landeshauptstadt, wo sich langsam ein immer reger werdendes Kunstleben entwickelte. Die älteren Meister scharten bald eine Zahl Jünger um sich, die sich auf immer höhere Stufen der Kunst emporarbeiten und eine hell begeisterte Kunstgemeinde begründeten. Au dieser Epoche stammen Künstler wie der Marienmaler und Radierer Crncic, Racki, Csikos, die Bildhauer Franges, Valdec und der Maler Robert Auer.

Gemälde
Dame in Rot und Weiss,Mod.Ill.Zeitung
Auer
Glaser,Mod.Ill.Zeitung

Robert Auer wurde am 27. Oktober 1873 als Sohn des noch heute etablierten Papier- und Buchhändlers Ferdinand Robert Auer geboren und war ausersehen, einst das väterliche Geschäft zu übernehmen. Eine natürliche Zeichentalent aber wies den jungen Mann, der die Realschule und die Handelsakademie besuchte, auf einen anderen Weg. Schon im Betrieb seines Vaters interessierte ihn vor allem die Lithographie in der sein Zeichentalent sogleich zum Vorschein kam, wurde er wegen des besseren Verdienstes Zeichenlehrer, der ihn für die Aufnahme an die Wiener Kunstgewerbeschule vorbereitete, deren zwei Jahrgänge er in einem Jahr absolvierte und darauf in die k.k. Akademie der bildenden Künste bei Professor Griepenkerl eintrat.

Nach längerem Studium kehrte er auf einige Zeit nach Agram zurück, malte dort an der kroatischen Akademie, kehrte wieder nach Wien zurück, wo er seine Vervollkommnung bei Ribarz und Matsch und 1905 bei Karl Marr in München erlangte. Es folgten Kunstreisen nach Paris und Italien ließ sich nun dauernd in Agram nieder, wo er seitdem mit Ausnahme eines zweijährigen Aufenthaltes in Amerika, als Professor an der Kunstakademie tätig ist. Er heiratete eine Wienerin, die gleichfalls eine großartiges Maltalent besitzt und dasselbe auch auf ihre beiden Söhne vererbte.

Von Agram aus beschickte Robert Auer Ausstellungen in der Münchner Sezession, die ihm in dem bekannten Knopf- und Böcklinsaal einen Ehrenplatz zuwiesen, ferner den Pariser Salon, Kopenhagen, St. Petersburg, Moskau, New York und Pittsburg.

Auer hat sich den Akt Spezialfach gewählt, arbeitet jedoch mit Glück auch Porträts, Landschaften und Genrebilder.

Auer
Akt,Mod.Ill.Zeitung
Auer
Luxus,Mod.Ill.Zeitung

Seine Akte weisen, abgesehen von einer souveränen Handhabung und Beherrschung der Anatomie und Perspektive, eine stark erotische Note auf, die möglicherweise eine national bodenständige ist, aber dennoch nie mit Frivolität und Freude am Lasziven kokettiert. Er ist ein inkarnierter Frauen- und Mädchenmaler und ein hingebungsvoller Hohepriester des Frauenleibes. Ob er nun duftige Mädchenblüten, reife und überreife Weiblichkeit darstellt, so hält er sich bei aller Sinnlichkeit seiner Motive immer in den Grenzen eines keuschen, ästhetischen Geschmackes. Alle seine Akte prangen in leuchtendem Fleisch, liebkosend dichtet er in klassischsten Linien, predigt das Ewig-Weibliche und girrendes Weibchentum in allen Tonarten: Krankes und Widerwärtiges bannt er aus seinen Werken und lässt seiner schöpferischen Phantasie in gesunden, rein klingenden Tönen freien Lauf. Dabei arbeitet er mit Farben freudigster Liebe das Milieu stimmungsvoll aus, setzt, legt oder stellt seine Figuren günstig in Raum und Licht, ohne dabei zu unterlassen, über all die duftigen Köstlichkeiten einen zarten Schleier zu breiten, der die Nacktheit in Weihrauchwolken und Narzissparfüm hüllt. Dabei steht er mit beiden Füssen fest auf dem Boden zeichensicherer und logischer Gestaltung, was ihn auch zum wirkungsvollen Porträtisten prädestiniert. Sein ganz außerordentliches Nuancierungsgefühl im genauen Abschätzen der Farbtöne und -werte zueinander verleihen auch seinen Stilleben den Charakter des Bohemieninterieurs, in dem das Dekorative als starke Note mitschwingt. Er spielt gerne brillierende und matte Tondifferenzen gegeneinander aus und aufeinander ein, wirft irgendeine Laune mit Geschmack mitten in den Vorwurf hinein, ohne damit Dissonanzen, sondern höchst anmutige Kontraste auszulösen......

Auer versteht es, im Ernste der Zeit seine Heiterkeit zu bewahren und sie mit der Geste des Grandseigneurs seiner Mitwelt zu vermitteln. Alexander Max Vallas

QUELLE: Moderne illustrierte Zeitung für Reise und Sport 1917, H 6, Seite 23, alle Bilder daraus.

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