SAFRAN#
Zu den schönsten und lieblichsten Frühlingsboten gehört unstreitig der Safran. Er wird aus den Narben der Iridacee Crocus sativus eine Schwertlilien Pflanze gewonnen, welche ihre Heimat in Ostasien, sowie in Persien und Kleinasien hat und daselbst wild wachsend vorkommen. Die Araber kultivierten Safran in großen Maßstabe. Nach dem westlichen Europa wurde Safran zuerst durch die Kreuzfahrer gebracht.
Unbestimmt ist es noch, ob diese im Handel wichtige Pflanze durch die Araber über Spanien zu uns kam, oder ob sie den Weg vom Kaukasus her nahm. Die sonderbare Eigenschaft dieser Pflanze ist, dass die Funktion ihrer Vegetationskraft in jener Jahreszeit äußert, wo sich die übrigen Pflanzen sich zur Ruhe vorbereiten, nämlich im Oktober. Jetzt bricht die Knospe hervor, aus welcher sich 2 bis 4 Blumen entfalten, Ein Feld mit Safran ist ein zur Blütezeit überraschend schöner Anblick.
Safran ist das teuerste Gewürz der Welt. Die Römer haben mit dem roten Gold ebenso wie mit den Rosen einen äußerst kostspieligen Luxus getrieben. Der Safran wurde als hochgeschätzte Spezerei, als Arznei und als Färbemittel seit den ältesten Zeiten bekannt, angebaut und verwendet, etwa 1500 Jahre vor Christi Geburt, durch ein Papyrus bekannt.
Die Griechen schätzten ihn und die damit gefärbten Stoffe ungemein. Homer erwähnt den Safran in seiner Ilias wiederholt. Ein anderer altgriechischer Dichter Sophokles nennt ihn den „goldglänzenden Safran“ , Pindar singt vom safrangelben Gewand. Auch die altrömischen Schriftsteller priesen die Vortrefflichkeit des Safrans .
Zur Zeit des römischen Kaiserreiches musste der Orient große Massen nach Italien liefern, wo die Fußböden der Tempel, der Theater und Speisesäle mit Safran bestreut oder Bäder mit angenehmen Düften versetzt wurden.
Auch war er schon damals als Würze von Speisen und Getränken, besonders bei den alten Römern, beliebt und wurde in medizinischen Mixturen als Aqua matrix und anderen Namen vielfach angewandt.
In Persien lässt sich die Kultur des Safrans bis ins 10. Jahrhundert zurück verfolgen. Nach Europa wurde die Safran Zwiebel durch die Araber gebracht, nach Österreich, das einst viel Safran baute, durch den Ritter von Rauheneck im Jahr 1198, der trotz des strengen Ausfuhrverbotes eine Safran Zwiebel in einem ausgehöhlten Stockgriff verwahrt, durchbringen konnte.
Im Mittelalter bildete der Safran einen sehr wichtigen Handelsartikel, der wegen seiner hohen Preises auch weite Transporte vertrug. Verfälschungen dieses wertvollen Gewürzes und Heilmittels werden schon von Plintius erwähnt. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden in Deutschland und in der Schweiz Safran Fälschungen oft mit grausamen Todesstrafen bestraft. So wurde nach einer alten Chronik am 17. Jakobstag 1449 Jobst Friedenkern, der gefälschten Safran statt guten verkaufte, samt dem gefälschten Safran lebendig verbrannt.
Im 15. Jahrhundert wurde Safran in und um Basel sehr eifrig von Edlen und Unedlen“ gebaut und jedes sonnige Fleckchen Erde dazu benützt. Als der tropisch heiße Sommer des Jahres 1420 eine reiche Ernte versprach, nahm der Rat die Safran Kultur unter seine Obhut und bestellte eine Safran Schau. Alles was über ein halbes, später ein Pfund ging, musste ins Kaufhaus gebracht werden, wo es auf einer eigens dafür hergestellten Safran Waage gewogen und zugleich auf seine Qualität geprüft wurde. In einer besonderen Verordnung hieß es „Man soll den Safran (die Narben) sauber aus den Blumen nehmen. Ohne Zweifel hat der 1492 darauf gelegte hohe Ausfuhrzoll viel zur Vernichtung der ganzen Kultur beigetragen.
In den Arzneibüchern fast aller Staaten ist Safran angeführt. In der Neuzeit hat Safran viel von seiner Heilkraft eingebüßt und findet nur noch als Gewürz und als Färbemittel von Gebäck und Zuckerwerk sowie von Likören Beachtung. Heute besitzt er lange nicht mehr seine frühere Bedeutung wie im Mittelalter wo zum Beispiel in Venedig ein sogenanntes Safran Amt bestand.
Der österreichische Safran gehört zu den besten, und wird mehr gesucht, als der türkische, französische und spanische. Dieser Vorzug liegt allein in der sorgfältigeren Behandlung desselben, so wie in der Ursache, dass bei den ausländischen die Verfälschungen noch leichter eintreten können. Die Nutzbarkeit der Färbung ist demnach ausschlaggebend.
Um das Jahr 1899 hat ein Kilo französischer Safran 70 Gulden gekostet und der österreichische Safran bis zu 100 Gulden. Seit dieser Zeit ist die Safran Kultur in Niederösterreich zurückgegangen.
Damals war Wien die berühmte Stadt des Safrans und aus allen Ländern Europas kamen die Safran Händler zur Zeit der Ernte in die Donaustadt und ließen für das kostbare Gewürz gutes Geld zurück, das den Wienern nebst den Erträgen des Weinbaus zu Reichtum verhalf. Die Wiener befassten sich eifrig mit dem Anbau von Safran und musste schon befürchten, dass der Weinbau dadurch verdrängt werden würde. Neben den Weingärten dehnten sich auf weiten Strecken die Safran Gärten der Wiener Bürger aus. In den ehemaligen Vorstädten Gumpendorf, Mariahilf, Margarethen, Landstraße mit dem Belvedere und dem Schwarzenberg Garten alles Safran Felder..und waren für ihre Besitzer wahre Goldgruben.
In der Monarchie war „Crocus Austriacus“ als der beste in Europa erhältliche Safran. Niederösterreich exportierte nahezu 4.000 Kilogramm und Wien etwa 2.000 Kilogramm in alle Welt.
Nach Marquarts Berechnung kamen ungefähr 120.000 Narben auf ein Kilogramm. Darum der hohe Preis. Der große Wert des Safrans und sein geringes Volumen als Handelsware reizte die Habgier all jener die auf Raub aus waren und brachte Gefahren für Händler und Besitzer. Es war die Zeit in der das Raub- und Strauch Rittertum blühte. Es gab Überfälle der Wegelagerer auf offener Straße, Kämpfe und Morde, die Opfer, Bauern, Händler und Safran Besitzer. Felder wurden verwüstet. Der Zoll wurde für Wein- und Safran Ernte unermesslich gesteigert. Die Verbrecher wurde daraufhin hingerichtet, der Safran ihr Todesurteil.
Im Jahr 1924 schreibt man, dass die einst hochgeschätzte, jetzt fast ganz in Vergessenheit geratene Droge ist der Safran Crocus sativus. Nur in der Medizin hat Safran einen bescheidenen Stellenwert. Die Chemie hatte den Safran auf mehreren Gebieten verdrängen können.
Da der Safran in Wahrheit zu den Giftpflanzen zählt wurde dadurch auch viel Unheil angerichtet. Der Genuss von Safran kann zu Blindheit, Betäubung und sogar zum plötzlichen Tod führen. Sich in einem geschlossen Raum aufzuhalten wo eventuell Safran gelagert, ist höchst gefährlich.
Mit der Abnahme der Wertschätzung des Safrans ist auch der mühevolle Anbau zurückgegangen, so dass nur noch wenig in Mitteleuropa angebaut wird.
Langsam kommt Safran wieder in Mode. In Lech wird auf 1.500 Meter Höhe Safran geerntet, das einzigartig ist. Die Gastronomie ist darüber sehr erfreut, denn der Safran ist ausgezeichnet. Auch ein Oberösterreicher erntet in der Wachau das teuerste Gewürz der Welt.
QUELLE: Drogisten Zeitung 15. Februar 1934 S 1 u 2, 31, August 1924 S 21, Reichspost 26. Juli 1899, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bilder: I.Ch.Graupp
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/SAFRAN