SALZBURGER MARMOR#
Die bedeutendsten und bekanntesten Marmorvorkommen in Österreich sind wohl die vom Untersberg und von Adnet in Salzburg, die schon seit Römerzeiten ausgebeutet wurden. Die Brüche sind im Betrieb der Marmor-Industrie Kiefer AG., in Oberalm bei Hallein. Durch Aufstellung moderner Motoranlagen und Maschinen, durch den Bau einer Bergbahn zum Abtransport der gewonnenen Blöcke und zur Bergbeförderung der für den Betrieb notwendigen Werkzeuge und Materials durch Einführung des sogenannten Drahtschnittes, statt des bisher üblich gewesenen Schrottes wurde eine rationell und vorteilhafte Gewinnung in den vier Untersberger Brüchen ermöglicht.
Die in Umlauf befindlichen Untersberger Marmorarten führen folgende Handelsbezeichnungen:
1. „Untersberger Hofbruch“, es ist das ein dichter Kreide-Kalkstein von zartroser bis rotgelb gefärbtem Ton, durch helle, gelblich rote und lichtgelbe Flecken mit weißen Tupfen unterbrochen. Dieses Material kann sowohl im geschliffenen Zustand als Ziergestein als auch bautechnisch wegen seiner hohen Druckfestigkeit 1300 bis 2000 kg/cm2 verwendet werden. 2. „Untersberger Neubruch“, der wegen seiner forellenartigen, roten Tupfung auch „Forellen Marmor“ genannt wird, Dieser dichte Marmor weist graugelben Grundton, mit roten und weißen Tupfen auf und gehört ebenfalls der Ober Kreide an. 3. „Untersberger Mittelbruch“. Der gleichnamige Bruch liefert blassrot und gelblich gefärbten Marmor der geologisch als Hippuritenkalk anzusprechen ist. 4. „Untersberger Veitlbruch“, manchmal auch „Fürstenbrunner Bresche“ genannt, zeigt gegenüber angeführten eine ganz andere Tracht. Die einzelnen Splitter dieses Konglomerates lassen vorwiegend gelblichgraue und rote Farbtöne erkennen. Der Veitlbruch liefert eine Bresche von vorteilhafter dekorativer Wirkung, kann auch im Freien gut verwendet werden und liefert so einen vollwertigen Ersatz für teure ausländischen Breschenmarmor. Neben diesen genannten, größten Unterberger Brüchen, sind noch weitere Vorkommen zu verzeichnen, die oft herrlichen Marmor, wenn auch in weniger großer Ausmaßen liefern. Dazu zählen der „Reichenhall-Neugrün“, ein Marmor der Ober Kreide von gelbgrüner Farbtönung mit weißen Kalkspatadern und dunklen Flecken, der „Reichenhall Weiß“, mit blassgelber Farbe und zarten, dunklen Adern, beide für Altarsäulchen und kleine architektonische Zierglieder sehr gut geeignet. Von schöner blassrosa Färbung mit weißen Flecken und zarten Adern ist der „Barbarossa“, der in der Hofburg zu Säulen verwendet wurde.
Ein Hippuritenkalk von ockergelber Farbe mit schwachen, braunen und grauen Flecken und Adern, ist der „Melnhofbruch gelb“ der Firma Mayr-Melnhof gehörig, der unter anderen in Gastein vorteilhaft verwendet wurde. Schließlich finden sich in Salzburg noch zahlreiche „Findlinge“, die im geschliffenen Zustand herrliche Zeichnungen und Farbmuster aufweisen, aber nur örtliche Bedeutung haben. Als Vertreter dieser seien Hallstätter Marmore vom Salzberg angeführt, die eine breschiöse Tracht aufweisen. Der Grundton ist bald Fleisch rot, bald grau, eingebettet sind weiß und blaugrau gefärbte Einsprenglinge. Untersberger Marmor kann in den größten Ausmaßen gewonnen werden, wie die beiden Riesenfiguren am Wittelsbacher Brunnen in München beweisen. Beispiele seiner Verwendung; außer den schon früher angeführten Baulichkeiten in Salzburg aus dem Mittelalter sind noch von Meister Raphael Donner geschaffene, berühmte Marmortreppe im Schloss Mirabell und der sogenannte Hofbrunnen in Salzburg anzuführen.
Zur architektonischen Innenausschmückung wurden die Untersberger Marmore im reichen Maße an der Hofburg in Wien, an der Pinakothek, Glyptothek, Ruhmeshalle und Basilika in München in geschmackvoller Weise zur Geltung gebracht.
In Salzburg sind als weitere Beispiele seiner Anwendung noch das Domportal, der Bahnhof und das Justizgebäude und schließlich das Grillparzer Denkmal in Gastein, in Wien die Kamine der Hofburg, zwei Treppen der Universität, die Säulen des Industriepalastes, das Moritz von Schwind-, das Adalbert Stifter- das Alexander Girardi Denkmal, die Sockel des Erzherzog Karl- und Prinz Eugen Denkmals, das Lueger Denkmal, und vieles andere zu erwähnen.
Im deutschen Reich sind außer den vorhin beschriebenen Schöpfungen in München noch das König Ludwig II., Denkmal, das Richard Wagner und einige Kirchenaltäre, die Walhalla bei Regensburg, die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche, das Kaiserin Augusta Denkmal in Berlin, der Bismarck Sarkophag, der Universitätsbrunnen in Breslau, die Ballustraden, Treppen und Fassaden vieler öffentlicher Gebäude und aus der jüngsten Zeit von der Frankfurter Messe das „Haus der Moden“ anzuführen, dessen ganze Fassadenverkleidung aus Untersberger Hartgestein ausgeführt wurde.
Eine strenge Prüfung auf seine Frostbeständigkeit hat der Unterberger Marmor im Winter 1928/9 bestanden. Der Verfasser konnte sich selbst überzeugen, dass die von ihm besichtigten Denkmäler, die keinerlei Schutzabdeckung hatten, keine nennenswerten Frostrisse aufwiesen.
Wird der Untersberger Marmor zu Nutzzwecken und zu künstlerischen Schöpfungen verwendet, so finden demgegenüber die Adneter Marmore meist für dekorative Zwecke Verwendung. Doch haben auch daraus im Freien ausgeführte Monumente, wie die im 17. Jahrhundert errichtete Mariensäule in München der Verwitterung gut widerstanden. Die Adneter Marmore sind im wissenschaftlichen Sinne dichte Kalksteine des Rhät., und Lias, mit Druckfestigkeitswerten von 1000 bis 1700 kg / cm². Die bei Hallein gelegenen Brüche waren bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Besitz des Erzbistums Salzburg, welches dieses Material in allen seinen Kirchen und Palästen zur Ausschmückung verwendete.
Adneter Marmor sind an allen kirchlichen und öffentlichen Bauten von den südlichsten Gauen Österreichs bis weit hinauf nach Nord Deutschland zu finden. Besonders Wien weist eine stattliche Reihe von Kunstschöpfungen aus diesem heimischen Gestein auf.
Die in der Praxis zur Anwendung kommender Adneter Marmorarten sind unter folgenden Bezeichnungen bekannt:
1. Der „Lienbacher“ Marmor ist braunrot bis feurigrot gefärbt, mit kleinen schwarzen Ringen und weißen Adern und hat eine lagerfreie Schichtenstärke bis zu 30 cm. Er findet Verwendung zu Monumenten, Kaminen, Säulen, Ballustern, Stufen und als Fußboden- und Wandbelag. 2. In unmittelbarer Nachbarschaft nur etwa 100 m höher als der Lienbach-Bruch, liegt der Adneter „Wimberger“, der fast denselben Grundton wie der Lienbacher Marmor hat, aber eine mehr breschiöse Tracht zeigt. Die Verhältnisse bezüglich Ausbeutung und Verwendung liegen, ähnlich, wie bei dem unter Punkt eins angeführten Gestein. 3. Der „Motzauer“ Marmor ist dunkelbraun und gelb mit weißen Adern und reich an Koralleneinschlüssen. Seine lagerfreie Schichtungsstärke beträgt bis 40 cm. Er wird in ähnlicher Weise verwendet, wie der Lienbacher Marmor. 4. Die „Schnöll“ Marmore werden je nach dem Vorherrschen eines bestimmten Grundtones als „Rot-Schnöll“, „Rotgrau Schnöll“ oder „Grau Schnöll“ bezeichnet. Der „Rot-Schöll“ ist von heller, braunroter Farbe und zart getüpfelt. Der Rotgrau.Schnöll hat kräftige, blaugraue Adern und Flecken. Der Grau-Schöll weist blaugrauen Grundton auf und ist von weißen Adern und schwarzen Zeichnungen durchzogen. Die lagerfreie Schichtenstärke dieser Marmore beträgt 40 cm bis 100 cm . Auch hier ist das Verwendungsgebiet ein ähnliches wie bei den vorangeführten Gattungen, doch werden für dieses Gestein massivere Ausführungen empfohlen. 5. Der „Langmoosbruch“ liegt zwischen Lienbach und Rot-Schnöll und liefert einen antikroten Marmor mit grüner, weißer und gelber Zeichnung .Die zu beschaffenden Ausmaße sind bei ihm geringer als bei den vorangegangenen Marmoren. 6. Der „Rot-Scheck“ und der „Grau-Scheck“ Marmor. Der Rot-Scheck ist von dunkler, feuerroter Färbung mit leopardartiger Zeichnung, wodurch der Stein ein lebhaftes Aussehen erhält. Dies bedingt auch die große Beliebtheit dieses Marmors, der in großen Blöcken gewonnen, gerne zu Säulen verwendet wird. Bei größeren Flächen kommen manchmal blaugraue Zeichnungen vor. Der Grau-Scheck hat blaugrauen Grundton mit weißen Einsprengungen. Er kann nicht mehr in so großen Blöcken gewonnen werden und soll mehr zu massiven Arbeiten verwendet werden. 7. Die „Adneter Tropf“ Marmore sind reich an Koralleneinschlüssen und kommen als Grüntropf, Rottropf und Lebertropf vor. Bei großen Stücken sind meistens alle drei Farben zusammen anzutreffen. Für kleinere Werkstücke können die gleichfarbigen Flächen heraus gearbeitet werden. Über die Verwendung der Adneter Tropfmarmore, gilt das für die Lienbacher Marmore angeführte. 8. „Rosa-Urbano“-, „Licht-Urbano“ und „Kirchenbruch“ Marmore sind durch zarte Farbtöne gekennzeichnet. Der Grundton spielt vom hellen Rosa bis ins Gelbliche. Allenthalben treten dunkelrote Adern und rosa gefärbte Einsprengungen, sowie weiße Korallenversteinerungen auf. Auch bei diesen Marmoren werden Ausführungen von massiven Arbeiten empfohlen. 9. Der „Vigauner“-Marmor tritt nur in beschränktem Ausmaße auf und hat als Findling weniger praktische Bedeutung. Er zeigt eine fleischrote bis violette Farbtönung und ist von einem starken, graugrünen und weißen Netzwerk durchzogen. Unter den vielen Ausführungen aus Adneter Marmor sind nur als nennenswerteste anzuführen: 24 große und 48 kleine Säulen in der Mittelhalle des Parlaments, das Starhemberg Denkmal im Stephansdom, die Säulen vom Rathaus, das Haydn Denkmal, die Wandverkleidung von der Haupttreppe der Nationalbank in Wien, die Altäre im Dom und der Peterskirche, das Stadttheater und der Bahnhof in Salzburg, die Säulen im Rathaus und an der Technischen Hochschule in Graz, die Säulen der Walhalla bei Regensburg, die Prachtstiegen der Universitätsbibliothek und des Rathauses in Leipzig, die Basilika in Budapest, der Dom zu Fünfkirchen, die Kirche in Bad Hall in OÖ., und Türgewände und Verkleidungen in öffentlichen und privaten Bauten, Grabsteine, Ziergegenstände usw. Die im folgenden angeführten Salzburger Marmore haben sich zum Teil wegen der geringen Mächtigkeit ihres Vorkommens, oder aus sonstigen technischen oder wirtschaftlichen Gründen noch nicht allgemein eingeführt und haben daher nur örtliche Bedeutung erlangt. Zu den technischen Ursachen, wie sie im allgemeinen bei Steinbrüchen auftreten können, ist sehr oft die schwere Zugänglichkeit des Bruches, manchmal der zu mächtige Abraum und vielfach leider auch die durch den Raubbau herbeigeführte Verrammelung des Zuganges zu zählen. So liegt in Österreich manches wertvolle Marmorlager brach, bis vielleicht doch einmal unter besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen auch diese Werte dem Volksvermögen zugute gebracht werden können.
Der Marmor aus „Breitenberg“ bei St. Wolfgang ist ein dichter Jurakalkstein von roter Farbe, reich an Eisenverbindungen, mittel gut, polierbar und unter der Bezeichnung „Zinkenbacher Stein“ verbreitet. Vom „Paß Lueg“ bei Golling wird ein dichter Kalkstein, der Triasformation angehörig, gewonnen, der eine graue Grundfarbe mit dunklen Flecken und weiße Ringen zeigt, gut polierbar ist, und im Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichtes zur Anwendung kam. In „Oberalm“ bei Hallein finden sich noch mehrere Sorten von einem rötlichen, dichten Liaskalk der zu Grabsteinen, Pflasterungen und gewöhnlichen Bauarbeiten in der Umgebung verwendet wird. Auch in „Dürrenberg“ bei Hallein werden dichte und breschiöse Kalke der Hallstätter Schichten gewonnen, die in verschiedenen Farbtönungen vom sattem Rotbraun bis zum hellen Graugrün schwanken und mehr oder minder stark von weißen Kalkspatadern durchzogen sind, Bei „St. Pankraz“ lagern braune dichte Kalke mit schön erhaltenen Nummulithen Einschlüssen. Der in „Thurn“ bei der Bahnstation Puch, abgebaute Marmor ist von roter Farbe, dichtem Korn und gehört der Juraformation an. Für den Bruch in „Torren“ bei Golling, der den sogenannten „Göllmarmor“ liefert, ist die Ursache seiner beschränkten Ausbeutung in den Transportschwierigkeiten gelegen. Der dort gewonnene Marmor ist ein dichter Triaskalk, von helldraper Farbe mit weißen Flecken und Ringen. Dieser Marmor ist besonders Wetter beständig. Der räthische „Lofer Marmor“ wird bei Lofer gewonnen und ist ein gut polierbarer rötlicher Marmor mit weißen Flecken und schwarzen Umrandungen, der beim Rudolfsbrunnen in Innsbruck und lokal verwendet wurde.
Als Findlinge sind dann noch die schwarzen Lithodendronkalke vom Donnerkogel, dichte Kalke vom Ramsaubach und gewisse Hierlatzkalke zu nennen. Von den Salzburger Serpentinvorkommen ist das von „Gastein“ von Bedeutung und kommt dieser, dem italienischen „Verde di Polceverra“ ähnliche Stein unter dem Namen „Gasteinergrün“ oder „Alpengrün“ in den Handel. Der hell- und dunkelgrün gefleckte Grund ist vielfach von weißen, manchmal auch goldgelben Adern durchzogen. Dieser Serpentin findet vor allem für innenarchitektonische Ausschmückung, kombiniert mit anderen Marmorgattungen weitgehende Verwendung.
QUELLE: Zeitschrift der Baumeister österr. 15 August 1931 S 5 und Bilder, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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