SAMMLUNGEN#
Am 2. Jänner 1920 berichtet das „Neue Wiener Journal“ über die Sammlungen für das notleidende Österreich. Stockholm 1. Jänner: Die Geldsammlung für Wien und das notleidende Österreich hat in Stockholm beim Roten Kreuz, beim schwedisch-österreichischen Hilfskomitee und beim Verein „Rettet die Kinder“ bisher 1,175.000 schwedische Kronen (sind etwa 44 Millionen österreichische Kronen) erbracht abgesehen von den geschenkten Lebensmitteln. Am 3. Jänner geht ein Extrazug mit wertvollen Lebensmitteln und Kleidern ab.
Paris 1. Jänner In den Pariser Kirchen wurde vor einigen Tagen verkündet, dass nächstens auf Veranlassung des Papstes Sammlungen zugunsten der hungernden Kinder Zentraleuropas stattfinden. In manchen Kirchen wurden die österreichischen Kinder besonders hervorgehoben. Am letzten Sonntag ist nun an den Eingängen wie im Innern der Kirchen eifrig gesammelt worden. Während der Messe wurde eine Erklärung des Bischofs verlesen, dass die Sammlung nur zugunsten der mit Frankreich in Frieden lebenden Staaten Zentraleuropas stattfindet. Unter diesen Staaten wurde auch Österreich genannt.
Wie die „Neue Zeitung“ bereits im Dezember 1919 meldete, sollen Wiener Kinder nach Italien reisen und Erholung durch einen viermonatigen Aufenthalt bei italienischen Familien finden. Der Bürgermeister von Mailand, der von Bologna und von einer Reihe anderer italienischer Orte sind nach Wien gereist, um persönlich die Kinderzüge nach Italien zu begleiten und es darf wohl gesagt werden, dass diese großherzigen Aktion der Völkerversöhnung Bahn brechen muss. Professor Tandler empfing die Delegierten der italienischen Gemeinden um die notwendigen Anordnungen zur Abreise der Wiener Kinder zu treffen. Nach der Begrüßung des Bürgermeister Neumann erwiderte der Bürgermeister von Mailand in längerer Rede ausführte, dass die italienische Bevölkerung niemals die deutschösterreichische Bevölkerung hasste. Die Kinder werden in Italien gehegt und gepflegt werden zum Zeichen der freundschaftlichen Gefühle für Wien und seine Bewohner.
Die Zahl der Kinder, die abreisen, wird etwa 1500 betragen. Es werden auch deutsche Lehrerinnen den Kindern beigegeben werden. Ursprünglich wollten italienische Familien Lebensmittel nach Wien senden, die Transportschwierigkeiten veranlassten aber diese Familien, die Kinder lieber nach Italien komme zu lassen. An den Liebeswerk sind sozialistische Organisationen stark beteiligt.
Wie der „Neue Tag“ am 8. Jänner 1920 berichtet, haben schwedische Ärzte für die Klinik Hajek 83.384 Kronen österr. Währung für das Allgemeine Krankenhaus in Wien in Behandlung stehenden Kinder gesammelt.
Schwedische Liebesgaben: Infolge des übergroßen Andranges bei der Verteilung der Staats-, Landes- und Gemeinde Pensionisten, wird die Verteilung der schwedischen Liebesgaben in der Großmarkthalle , Abteilung „Polnische Fleischhalle“ auch morgen und Samstag den 10.d., von 9 bis 4 Uhr stattfinden, Le Abgabe der Liebesgabe erfolgt nur durch Vorweisen eines Ausweises. Außerdem müssen Gefäße für Marmelade und Heringen mitgebracht werden.
Die Deutschen in Amerika wetteifern in dem Bestreben, den Notleidenden in Deutschland und Österreich kräftig beizustehen. Besondere Erfolge hat die Hilfsorganisation in Milwaukee aufzuweisen, an deren Spitze Frau Anna Richard stehe, die mit einem großen Stab von freiwilligen weiblichen Hilfskräften die Sammlungen leitet. Durch das Hamburger Rote Kreuz wurden an die Filialen in Deutschland und Österreich 10.000 Kilo Reis, 47.000 Kilo Milch, 5.500 Kilo Seife, 17.000 Kilo Schmalz und 5000 Kilo Lebertran, ferner 305 Ballen Kleider, Wäsche, Strümpfe und Schuhe im Gesamtwert von 18 Millionen Kronen gesendet.
Aus Berlin wird gemeldet: Wie der Lokalanzeiger aus Heidelberg meldet, haben sich im Heidelberger Bezirk um viele Hunderte Familien mehr zur Aufnahme von Wiener Kindern, als Wiener Kinder angekommen sind. Deshalb wurden noch 300 Kinder für den Bezirk Heidelberg verlangt.
Quelle: Verschiedene Zeitungen der ÖNB
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/SAMMLUNGEN