SCHLOSS FRAUENBERG#

Böhmen
Schloss Frauenberg

Im Juli 1871 reiste Kronprinz Rudolf von Hohenfurth wo er genächtigt hatte, über Rosenberg nach Krumau, wo er im festlich geschmückten Schloss dinierte. Er wurde auch dort, wie überall von der Bevölkerung freudigst und herzlich begrüßt, Um 3 Uhr nachmittags setzte er seine Reise fort und traf um 18 Uhr auf Schloss Frauenberg ein, wo ihm ein enthusiastischer und glänzender Empfang bereitet wurde. Den Abschluss bildete ein farbenprächtiges Feuerwerk. Kronprinz Rudolf war Gast des Fürsten Schwarzenberg. Am nächsten Morgen wurde das weitläufige Zinnen gekrönte Schloss besichtigt, es folgte eine Teichjagd, sowie eine Pürsch. Und am Abend eine Illumination. Am folgenden Tag reiste Kronprinz Rudolf wieder ab.

Am 20. Oktober 1878 fand sich eine auserlesene illustre Gesellschaft auf Schloss Frauenberg ein, um ihnen Gelegenheit zu bieten im Gefolge Dianas im reichsten Masse sich zu vergnügen. Kronprinz Rudolf, seine Schwester Erzherzogin Gisela mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Leopold von Bayern und weiteren 50 der höchsten Aristokratie waren Gäste des Fürsten Schwarzenberg, dessen Sohn, der Erbprinz Adolf, der Jäger par excellence, die Jagden auf einem Gebiet selbst leitet, das zu den wildreichsten und best gehegten Böhmens zählt. Die Domäne Frauenberg, ist drei Quadratmeilen groß. Von diesen sind 17.954 Joch mit Hochwald bedeckt. Der Wildstand, den diese Forste bergen, im Verein mit jenem der hundert Teiche, welche 3662 Joch einnehmen, dürfte die Jagdlust der unersättlichen Nimrode mehr als zufrieden stellen. Außerdem befinden sich zwei geschlossene Tiergärten, und zwar der „Alttiergarten“ mit einem Areal von nahezu 3000 Joch und der „Poneschicer Hochwald-Tiergarten“ mit 3500 Joch. All das untersteht einem zahlreichen Personal.

Die Domäne und Schloss Frauenberg war urkundlich 1258 im Besitz eines Zawisch von Falkenstein, aus dem Geschlecht der Rosenberger Witigonen, Gatten Kunigundens, der Witwe Przemysl Ottokar II. Er wurde unterhalb der Strafwiese am 24. 8. 1290 hingerichtet.. wechselte Frauenberg als königliches Pfandschaft öfters seine Besitzer, bis es Kaiser Ferdinand I. 1562 an Joachim von Neuhaus verkaufte. Dieser veräußerte die Herrschaft 1598 an die Herren von Malovece, welche sie aber in Folge ihrer Beteiligung am böhmischen Aufstand 1620 verloren. Frauenberg wurde konfisziert und kam 1628 durch Kauf an den kaiserlichen General Don Bartholomeo Soler de Marrada und Vigne, Graf von Solert, welchr es samt den freiherrlich Malowec Gütern Zirnau Wlhlaw, Lischau und Chwalsowic am . 1. Oktober 1661 an den damaligen Grafen Johann Adolf Schwarzenberg um 385.000 Gulden verkaufte. Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts war der Umfang der Herrschaft so groß, dass sie 113 untertänige Ortschaften zählte. 1741 wurde Frauenberg von französischen Truppen besetzt, und unter Prinz Carl von Lothringen versuchten die kaiserlichen Truppen einen Entsatz. Als dieser misslang, folgte eine förmliche Belagerung der herbeigeeilten französischen Hilfstruppen siegten in der Schlacht von Zahaj, aber die Besitzung von Frauenberg musste sich endlich doch ergeben und abziehen.

Im ersten Hof befinden sich an den Wänden Geweihe mit Inschriften über ihre Herkunft , zumeist mit dem Namen Schwarzenberg Im zweiten Hof fällt an einem Erker das Monogramm „R“, darüber eine Erzherzogkrone, darunter das Datum 29. Juli 1871 auf, eine Erinnerung an den ersten Besuch des Kronprinzen. Auch vom Kaiser gibt ein Andenken , zwei Birkhähne die er geschossen und dem Fürsten Schwarzenberg verehrt hat. Berühmte Tiermaler sind hier gleichfalls stark vertreten.

Habsburger
Kronprinz Rudolf

Im Treibhaus blüht in Fülle die Lieblingsblume der Fürstin. Die Rose. Das Schloss Frauenberg, böhmisch Hluboka genannt, erhebt sich auf einem steil vorspringenden Felsen, 264 Fuß über den Wasserspiegel der Moldau. Hier wurde Felix, als Nachfolger Metternichs Staatskanzler und Friedrich, Kardinal und Prager Erzbischof, geboren.

Johann Adolf II. Fürst zu Schwarzenberg, war Gesandter in London 1823 bis 1835 auch bei der Krönung Victorias, schien von Schloss Windsor als Kunst- und Schönheit sinniger Mensch inspiriert worden sein, er war nicht allein nach London gekommen, sondern seine bildhübsche Gemahlin durfte ihn begleiten. Für die englische Presse wurde sie einstimmig „zur schönsten Frau des Festes“ bezeichnet. Außer dem Walzenturm wurde Frauenberg durch Franz Beer und von Ferdinand Damasius Deworetzky vollendet, neu errichtet präsentiert sich die Perle unter den böhmischen Schlösser ab 1863 im Zinnen gekrönten Tudorstil. Kaiser Franz Joseph legte am 3. September 1867, wie eine Inschrift besagt, den Schlussstein.

All die märchenhafte Schönheit ist einer Frau zu verdanken. Fürstin Eleonore, die Gemahlin des regierenden Fürsten, deren beliebter Repräsentationssitz er wurde. die jedoch bereits 1873 verstarb. Sie war Sternkreuz-Ordens- und Palastdame der Kaiserin Elisabeth.

Palastdame
Eleonore zu Schwarzenberg

Auf den Plateau des Schlossberges, zu welchem man durch einen herrlichen Park gelangt, ist es äußerst schwer seine Blicke von dem grandiosen, herrlichen weiß leuchtenden Schlossbau oder der wunderbaren Aussicht zu trennen, die sich dem Beschauer von da bietet und von wo die früheren Besitzer voller Stolz zu behaupten pflegten: „So weit das Auge reicht, gebiete ich diese Gegenden.“

Das freundliche Budweis, die vielen reichen Ortschaften und Besitzungen im Tal, das von der Moldau durchflossen, von vielen Teichspiegeln belebt ist, frischgrüne Wiesen, herrliche Auen liegen zu Füßen der mächtigen Burg, auf deren höchstem der sieben Türme, dem „Wartturm“ wo die Flagge in den Hausfarben weht, zum Zeichen dass der Herr und Besitzer anwesend und fürstliche Gastfreundschaft übt.

Über den großen Schlosshof gelangt man in das im gotischen Stil erbaute, von Säulen getragene, mit Wappen, Waffen und Bildern geschmückte, imposante herrliche Stiegenhaus. Auf einer kolossalen Marmor Doppeltreppe besteigt man nun das erste Stockwerk. Hier residierte Fürstin Eleonore, deren Gemächer im Renaissancestil eingerichtet, bergen Kostbarkeiten, die aus allen Weltteilen zusammengetragen,um ihren Liebligssitz auszuschmücken. In derselben Flucht befinden sich auch die mit Ahnenbildern geschmückten Prunkräume des Schlosses und der herrliche Bibliothekssaal.

Unter diesen Gemächern befinden sich die gewöhnlichen Wohnräume des regierenden Fürsten, aus welchen man durch einen langen Gang in das elegant eingerichtete Schlosstheater und die Schlosskapelle gelangt, mit einem uralten Schrankgemälde.

Die Gemächer der Fürstin sind durch eine glasgedeckte, schwebende Treppe mit dem herrlichen, in Gestalt einer Glashalle erbauten Wintergarten verbunden, dessen höchste Zierde, Schwanthaler „Donau“ bildet. Durch den Glasgang gelangt man auch in die riesige Winterreitschule um die eine Galerie läuft, deren Geländer reich geschnitzt ist. Die hohen Fenster verbreiten ein angenehmes Licht in dem ungeheuren mit Waffen und Trophäen geschmückten Raum, um welchen die großartigen, durch ihre Eleganz bemerkenswerten Pferdeställe laufen, die viel edles Blut bergen. Erwähnenswert ist der im dritten Hof des Schlosses ein 66 Klafter tiefer in Fels gehauener Brunnen und das Schloss, Garten und Gebäude durch eine von zwei Turbinen getriebene, das Wasser über 300 Fuß hoch aus der Moldau in ein Reservoir auf den höchsten Punkt hebende Maschine mit Wasser versehen werden.

Im Juli 1871 wurde in Frauenberg eine Telegrafenstation eingerichtet.

Im gleichen Jahr war zu den zwei Hauptjagden sogar Kaiser Franz Joseph angesagt, natürlich ganz geheim sollte sein Kommen und Anwesenheit verlaufen. Ein weiterer hoher Gast war der Großfürst Michael von Russland.

Zu dieser Festlichkeit ließ sich die Fürstin Eleonore aus Paris eine kostbare Robe senden die 1600 Francs Wert war. Als Forst und Jagdmuseum dient das Schloss Ohrad bei Frauenberg. KP Rudolf besuchte das Museum in Begleitung Dr. Brehm. Auch Thronfolger Franz Ferdinand zeigte Interesse für die Sammlungen des Museums.

QUELLEN: Prager Tagblatt , 11. Juli 1877, S 1, Österreichische Forstzeitung, 23. Dezember 1898, S 3, Illustrierte Sport Zeitung, 27. Oktober 1878, S 2, Prager Abendblatt, 20. Juli 1871, S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

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