TIVOLI#

Wien der damaligen Zeit hatte eine große Auswahl von Unterhaltungsmöglichkeiten mit der die Bewohner dieser Stadt reichlich verwöhnt wurden.

Wien
Tivoli
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Tivoli

Am 5. September 1830 haben die Herren Gericke und Wagner aus Berlin dem Publikum Wiens einen neuen Belustigung Ort unter dem Namen Tivoli eröffnet. Die schöne Aussicht macht auch unseren Tivoli höchst anziehend. Wien die Residenz, zeigt sich im schönsten Panorama bis hin zu den herrlichen Gebirgen. Außer diesem Reiz, den die Lage des grünen Berges bietet, haben die Unternehmer noch durch durchaus großartige Anlagen für die Ergötzung des Publikums Sorge getragen. Ein herrliches. Ein herrliches mit zirka 80 Säulen versehenen Gebäude beherrscht die Höhe des Gartens eine Rutschbahn hinab schlängelt in vier Gleisen zwölf bis sechzehn zweisitzige Wagen wellenförmig die Bahn hinab und das geschieht in einer solchen Schnelligkeit, dass man glauben könnte man fliege.

Zur Eröffnung fanden sich nicht nur die Strauß Kapelle ein sonder auch andere Kapellen waren zugegen. Hat die Anlage bereits am Tag ihren Zauber, wird es so richtig romantisch bei Einbruch der Dunkelheit, wenn alles strahlend beleuchtet ist. Die Eröffnung wurde durch das Erscheinen der Majestäten und ihrem Anhang ausgezeichnet. Es bleibt nichts zu wünschen übrig.

Am 8. September erfreute sich Tivoli über 2.000 Besucher, darunter auch der Hochadel. Als Jausen Station wurde bei den Wienern sehr beliebt. Des öfteren fanden hier große Feste und Feuerwerke statt. Bald mussten die Besitzer feststellen dass das Unternehmen wegen der hohen Betriebskosten für sie unrentabel wird. Sie suchten für die Liegenschaft einen Käufer der in einer Lotterie die am 19. März 1836 ermittelt werden sollte. Erst am 31. Juli 1836 fanden sie durch Johann Junge einen neuen Besitzer.

Das Tivoli, bekannt und beliebt, befand sich in Obermeidling, in einer der schönsten Umgebungen von Wien und gehörte unstreitig zu den Unterhaltungsorten ersten Ranges. Schon die vortrefflichen Gartenanlagen , das geschmackvolle Gebäude, so wie die mit vornehmer Eleganz ausgestatteten inneren Einrichtungen , mit Hallen und Galerien versehen, rechtfertigen die besondere Hervorhebung und jede andere Hauptstadt der Welt wäre stolz auf einen solchen prachtvollen Vergnügungsort. Schon allein die Fernsicht auf dem Plateau des Tivoli war einzig.

Herr Junge der gegenwärtige Besitzer hatte weder Mühen noch Kosten gescheut um die ziemlich desolate Anlage vor dem gänzlichen Verfall zu retten. (1837). Der Eintrittspreis von 20 Kreuzer war äußerst billig. Jeden Sonntag und Donnerstag spielte hier der in neuester Zeit der beliebt gewordene Musikdirektor Karl Bendl, der durch seine lieblichen Walzer, die Tanzlust der vergnügten Paare im schön dekorierten Tanzsaal anregte. Auch die schöne Rutschbahn ist in steter Bewegung und gewährt viel Vergnügen. Johann Strauß Vater hatte den Tivoli Rutschwalzer komponiert und dazu beigetragen, dass das Tivoli immer bekannter wurde. Man trauerte der Zeit nach als noch die unzähligen weiblichen Namensfeste im Tivoli illuminiert wurde.

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Tivoli Rutschbahn

Ab 1837 führte Karl Dermuth der die Rutschbahn Strecke verlängert hatte, den Betrieb weiter. 1844 durch Franz Lehner, Pächter des Fürstlichen Schwarzenberg Meierhof in Neuwaldegg der das Tivoli mit vorzüglichen Milchprodukten aus dem eigenen Gutsbetrieb mit 84 Kühen, zu neuer Blüte brachte. Johann Wallner war der Nächste, der diesen Betrieb übernommen und prominente Gäste begrüßen durfte.

Der Zweite Weltkrieg war für das berühmte Tivoli der Todesstoß, nachdem es geschlossen blieb verfiel es langsam, dann wurde es durch Brandstiftung total verwüstet und der Rest 1991 abgetragen. Als Erinnerung blieben nur Benennungen von Gassen und Brücken.

QUELLE: Allgemeine Theaterzeitung Nr. 112, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Kartensammlung: Graupp I.Ch.

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