VILLA FELICITAS#

Ischl
Villa Felicitas

Die Villa Felicitas ließ der Ischler Kurarzt Dr. Mayer als Gästehaus 1855 im ländlichen Stil errichten. Die Familie Koch die das Hotel Post betrieb, waren die nächsten Besitzer der Villa Felicitas. Katharina Schratt die ihre Sommer von 1886 bis 1888 bisher in der Villa Frauenstein am Wolfgangsee verbrachte, wechselte ab 1889 in die Villa Felicitas. Das freute Kaiser Franz Joseph und auch die Kaiserin die die Schratt oft auch in der Villa Frauenstein besucht hatte. Die Besuche des Kaisers bei der Schratt um hier das Frühstück mit dem berühmten Gugelhupf einzunehmen sind allgemein bekannt. Die berühmte Schauspielerin empfing in der Villa die dem Hotel Kaiserin Elisabeth gehörte, zahlreiche Künstler, wie Johann Strauß. Alexander Girardi ua. Auch ihre Freundin die Schauspielerin und Opernsängerin Emilie Krall die 1859 Franz Jauner ehelichte der 1900 Selbstmord verübte. Sie selbst starb 83 jährig am 16. Dezember 1914. Bis 1914 war die Schratt Ischl treu geblieben, dann kam der Erste Weltkrieg.

Es war interessant nach dem Sturz zu erfahren, dass die kaiserliche Familie und deren Anhang, wozu auch die Schratt zählte gar nicht beliebt gewesen sind. Um diese Zeit wurde das kaiserliche Anwesen die Kaiservilla und Park von dreißig Wächter bewacht, und man erfährt auch von ihnen, dass keiner den einstigen Landesherrn liebte, denn kein Mensch hat von dem Hof profitiert !!!!

1923 kündeten verschiedene Journale die Auktion von Antiquitäten, Mobiliar, Bilder und Einrichtungsgegenstände aller Art aus der Ischler Villa einer ehemaligen Hofschauspielerin die im Auktionshaus Kende zur Versteigerung kämen. Obwohl kein Name genannt wurde, wusste jeder um welche Person es sich dabei handelte. Daher drängten sich Kunstsammler und Kuriositäten Liebhaber, alte und neue Reiche alsbald im Auktionssaal. Vor den Vitrinen standen kleine Gruppen. Sie betrachten jedes Stück neugierig oder pietätvoll, nicht nur weil diese Schätze aus dem Besitz der berühmten und populären Künstlerin sind, sondern weil sie jedes Stück als gab es Souvenir einer anderen Persönlichkeit betrachten. Die meisten Stücke waren wirklich von hohem künstlerischen oder kunsthistorischen Wert. Da viele ein kleines Gedenken von der berühmten Künstlerin in ihren Besitz bringen wollten, gab es auch um einzelne Objekte einen sehr regen Wettlauf. Die Preise bewegten sich durchschnittlich um das Vierfache des Ausruf Preises. Schon allein die Gemälde brachten Millionen von Kronen ein.

Überaus lebhaft war der Wettbewerb bei den Gläsern, Porzellan, Fayancen, Silber, Bronze und ganz besonders Zinngegenstände und ostasiatischer Kunst. Hierbei seien noch einige bemerkenswerte Käufe erwähnt. Ein großer Zinnhumpen der Leinweber und Zeug Macher aus dem Jahr 1711 brachte 6 Millionen, eine lebensgroße Carara Büste einer jungen Dame vom Meister Colombo Ambrogio 1868 Milano, 12 Millionen Kronen....

Für den reichhaltigen Besitz der Schratt waren natürlich mehrere Auktionen notwendig geworden. Nun verbreitete sich das Gerücht, dass die Burgschauspielerin in Armut geraten sei und keinen anderen Ausweg als ihre Möbeln zu verkaufen. Es kamen tatsächlich Möbeln zur Auktion (1931) und diese stammen aus Ischl, aus der Villa Felicitas, die für die Schratt nun überflüssige geworden sind.

Husarenuniform
Kaiser Franz Joseph
Burgschauspielerin
Katharina Schratt

Die Wintermonate verbrachte die Schratt in ihrem Palais am Kärntnerring, in der wärmeren Zeit in ihrer zauberhaften Villa in der Gloriettegasse. Während des Ersten Weltkriegs leitete die Schratt als Oberin des von ihr mit Kriegsbeginn in Hietzing etablierten Verwundeten Sanatoriums, einer wahren Musteranstalt. Die Oberleitung übte der einstige Leibarzt Kaiser Franz Josephs, Dr. Kerzl aus. Kein Wunder, dass alle Verwundeten dort aufgenommen werden wollten. Als es mit den Lebensmittel immer schwieriger wurde wandte sich Dr. Kerzl an die Schratt.

Frau Schratt. die sich durch anziehende Fröhlichkeit und große Herzensgüte auszeichnete, genoss auch die warme Freundschaft der Kaiserin Elisabeth.

Am 17. April 1940 ist das ereignisreiche Leben Katharina Schratts zu Ende, die mit 87 Jahren verstarb. Sie hätte viel zu berichten gewusst, doch damals hatten die Menschen noch einen Charakter und ließen sich nicht durch Unsummen Geldes aus der Reserve locken oder konnten der Versuchung nicht widerstehen. Katharina Schratt konnte es.

Ischl
Franz Joseph zur Schratt Villa

Die Villa Felicitas wurde im Jahr 1932 von Fritz Löhner Beda erworben. Der Schriftsteller und Textdichter von Lehar „Land des Lächelns“ , schenkte diese seiner Frau Helene. Ab da verbrachte die Familie ihre Sommermonate in der Villa Felicitas. Ischl war damals einer der beliebtesten Sommerfrischen der Zwischenkriegszeit, wo sich die kulturelle Elite Österreich erholte.

Lange konnte sich die Familie allerdings an ihren neuen Besitz nicht erfreuen, denn bereits im März 1938 wurde der Hausbesitzer von der Gestapo verhaftet und im April ins KZ Dachau deportiert. Im September kam Löhner-Beda ins KZ Buchenwald und traf dort den aus Wien stammenden Komponisten Hermann Leopoldi, von ihnen stammt das verfasste „Buchenwaldlied“. Löhner-Beda hoffte, dass Lehar bei Hitler für ihn interveniere, doch nichts geschah, Lehar musste selbst wegen seiner Frau bangen. So wurde Löhner Beda am 17. Oktober 1942 ins KZ Auschwitz überstellt wo ihm Zwangsarbeit blühte, Diese schwere Arbeit konnte er nicht lange durchhalten, sein Zustand verschlechterte sich. Eine Auslese wurde getroffen wo Löhner-Beda der einst gefeierte Librettist, so geschlagen und mit Füßen getreten wurde, dass er als Sterbender zu seinem Lagerfreund zurückkam.

Der Kaufvertrag über die Villa Felicitas samt Inventar wurde am 23. November 1938 rechtskräftig und Grund bücherliche Übereignung in den Besitz des Landes Oberdonau durch Gerichtsbeschluss des Amtsgerichtes Bad Ischl vom 5. Dezember 1938 vollzogen. Der Wert der Villa , Liegenschaft und Inventar betrug 53.000 RM, Der Kaufpreis nur 8.000 RM. Verschiedene Zahlungen wurden noch gefordert und sollten auf ein Sperrkonto der Sparkasse Bad Ischl hinterlegt werden. Der Erlös der Villa Felicitas machte 6.200 RM aus, die Helene Löhner niemals bekam, denn am31.August 1942 wurde Helene mit ihren beiden Töchter nach Minsk deportiert und ermordet.

1948 wurde der in die USA emigrierten Schwester Helene Löhners die Villa Felicitas rückgestellt. Der Besitz der nur böse Erinnerungen weckte, wurde von der Schwester an den Schauspieler Maxi Böhm verkauft.

Ab 1964 gelangte die Schratt Villa in den Besitz der Wiener Opernsängerin Linda Plech und ihrer Familie.

Später wurde die Villa Felicitas ein „Hauben Lokal“ und dadurch wieder berühmt. Nun ist es ein Gästehaus Villa Schratt wo jeder seinen Urlaub verbringen kann.

QUELLE: Banater Deutsche Zeitung 21. April 1940 ANNO Österreichische Nationalbibliothek Unterlagen, Werbung Chroniken, Bildmaterial: Graupp Ingrid-Charlotte.

Hinweis. Zu diesem Thema noch weitere Beiträge - Rudolfshöhe

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/VILLA_FELICITAS