ZINSKASERNEN#
Derzeit ist im ORF III jeden Dienstag die Serie Erbe Österreich zu sehen. Das Thema an und für sich ist nicht uninteressant. Doch mit Vorliebe werden immer wieder die sogenannten „Zinskasernen“ Alt Wiens aufs Tapet gebracht. Wie furchtbar doch diese Wohnungen, mit den finsteren Höfen, der Bassena und WC auf dem Gang, gewesen sind. Und mit Stolz verweist man dann auf die modernen Wohnungsanlagen die von der Gemeinde Wien errichtet werden.
In meinen Augen sind diese ebenfalls Zinskasernen nur mit dem Unterschied, dass diese von etwas Grün umgeben sind. Dass diese Wohnungen hell und luftig sind bleibt dahingestellt, denn durch die Balkone die mit der Hauswand abschließen, rückt die Wohnung ins Innere zurück, dadurch dass die Höhe der Räume sehr niedrig gehalten, befinden sich diese im Halbdunkel, daher muss sehr viel Strom für Helligkeit dieser Wohnungen sorgen. In Zeiten wie diesen, wo Strom gespart werden soll, der noch dazu in den letzten Monaten sehr teuer geworden ist, wird die Rechnung einen Schock auslösen.
Seitdem es Mode geworden ist, statt des Namens an der Türe nurmehr mit Top bezeichnet zu werden, alles nur wegen des Datenschutzes, ist nun ungewiss wer sich hinter dieser Person nebenan, verbirgt, meist handelt es sich um einen Neu Wiener. Daher sind die Beziehungen zu den Nachbarn, wenn man sie überhaupt zu Gesicht bekommt, oberflächlich, ohne nähere Bekanntschaft oft nur Gleichgültigkeit entgegenbringt.
Wie ich außerdem feststelle, werden Kinder nicht dazu angehalten, ihre Nachbarn zu grüßen, eine seltsame Erziehungsmethode.
So bleibt daher verborgen, ob jemand allein und verlassen, krank geworden, Hilfe benötigt, oder nach Wochen tot in der Wohnung aufgefunden wird.
All das sind die Nachteile der modernen, viel umjubelten Gemeindebauten.
Ingrid-Charlotte Graupp
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp