Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Ludwig Boltzmann

Ludwig Boltzmann

Im Alter von 58 Jahren

© Universität Graz,
Universitätsarchiv

Impressum

Geb. 20. Februar 1844 in Wien, gest. 5. September 1906 in Duino bei Triest (Italien) (Suizid).
Physiker.

Ludwig Eduard Boltzmann erblickte als Sohn des Kameralkonzipisten Ludwig Boltzmann und dessen Ehefrau Katharina, Tochter des angesehenen Salzburger Spezereihändlers Pauernfeind, das Licht der Welt.

Die Familie übersiedelte nach Salzburg und Linz, wo Ludwig das Gymnasium absolvierte und bei Anton Bruckner (1824–1896) Klavierunterricht bekam. Nach der Matura studierte er in Wien Physik bei Johann Josef Loschmidt (1821–1895) und Josef Stefan (1835–1893), dessen Assistent er 1867, im Jahr nach seiner Promotion, wurde. 1868 wurde er an der Universität Wien für Mathematische Physik habilitiert; dort wirkte er 1868–1869 auch als Privatdozent.

1869 erfolgte die Berufung zum o. Professor der Mathematischen Physik nach Graz. Nach Studienaufenthalten 1869 in Heidelberg bei Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) und 1871 in Berlin bei Gustav Robert Kirchhoff (1824–1887) und Hermann von Helmholtz (1821–1894) wurde Boltzmann 1873 als o. Professor für Mathematische Physik nach Wien berufen. 1878 kehrte er als o. Professor für Experimentalphysik und Nachfolger von August Toepler (1836–1912) nach Graz zurück, wo er vierzehn Jahre lang blieb und eine sowohl wissenschaftlich als auch privat glückliche Zeit verbrachte.

1876 heiratete er Henriette von Aigentler (1854–1938) und bezog auf der Platte bei Oberkroisbach (bei Graz) ein kleines Bauerngut. Er wurde Vater von fünf Kindern, von denen vier zwischen 1878 und 1884 in Graz geboren wurden; die jüngste Tochter kam in München zur Welt. Im Studienjahr 1878/79 war Boltzmann Dekan der Philosophischen Fakultät, 1887/88 Rektor der Universität.

Die Jahre 1890–1894 verbrachte er als o. Professor für Theoretische Physik an der Universität München, 1894–1900 lehrte und forschte er in gleicher Eigenschaft an der Universität Wien und 1900–1902 an der Universität Leipzig. 1902 kehrte er an die Universität Wien zurück. Boltzmanns letzte Lebensjahre waren durch ein körperliches Leiden getrübt, dem er während eines Sommeraufenthalts mit seiner Familie in Duino durch Suizid ein Ende bereitete.

Boltzmann gehört zu den Begründern der statistischen Physik. Er beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Thermodynamik. Er stellte die nach ihm benannte Boltzmanngleichung auf, die den Übergang vom Nichtgleichgewicht zum thermodynamischen Gleichgewicht für ideale Gase beschreibt. Seine Erkenntnisse bauen auf den Arbeiten des britischen Physikers James Maxwell (1831–1879) auf. Die Forschungen Boltzmanns bilden die Grundlagen für spätere Arbeiten von Max Planck (1858–1947) und Albert Einstein (1879–1955).

Boltzmann war Mitglied der Akademie der Wissenschaften Göttingen, der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (1885) und der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1888), auswärtiges Mitglied der königlich schwedischen Akademie (1888), ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie (1891) und Träger des Bayerischen Maximiliansordens sowie (Ehren-)Mitglied in zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften. Er wurde vielfach ausgezeichnet und erhielt u.a. 1894 von der Universität Oxford die Ehrendoktorwürde.

Die 1960 gegründete Ludwig Boltzmann-Gesellschaft ist Trägerorganisation von mehr als hundert Instituten und Forschungsstellen.

 

Werke (Auswahl):

Vorlesungen über Maxwell's Theorie der Elektricität und des Lichtes. 2 Tle. (1891/92); Vorlesungen über Gastheorie. 2 Tle. (1896–1898); Über die Prinzipien der Mechanik. 2 Bde. (1897–1904); Populäre Schriften (1905); Wissenschaftliche Abhandlungen. 3 Bde. (1909).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

NDB Bd. 2, S. 436f.
ÖBL Bd. 1, S. 100.
GdSG Bd. 4, S. 50f.
AEIOU.
Fasol-Boltzmann, Ilse M. (Hrsg.): Ludwig Boltzmann (1844–1906). Zum hundertsten Todestag. Wien, New York: Springer 2006.
Professorenkatalog der Universität Leipzig:
http://www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/leipzig/Boltzmann_747 http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/math/homo-heid/boltzmann.htm

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Eine Kaplan-Turbine im Walchenseekraftwerk