Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Constantin von Ettingshausen

Constantin von EttingshausenQuelle: Universitätsbibliothek Graz

Impressum

Geb. 16. Juni 1826 in Wien, gest. 1. Februar 1897 in Graz (Steiermark).
Paläobotaniker, Naturforscher; Universitätsprofessor.

Constantin Freiherr von Ettingshausen kam als Sohn des Andreas Freiherrn von Ettingshausen (1796–1878), Physiker, Mathematiker und Mitbegründer der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (heute: Österreichische Akademie der Wissenschaften) und dessen Ehefrau Antonie geb. Skarnitzl (1800–1861) zur Welt.

Er studierte anfangs in Kremsmünster (Oberösterreich), danach in Wien, wo er 1848 zum Doktor der Medizin promovierte. Bald jedoch wandte er sich naturwissenschaftlichen Studien zu und wurde Assistent des Botanikers Stephan Ladislaus Endlicher (1804–1849), der seit 1836 Kustos am Hofnaturalienkabinett und seit 1840 Professor der Botanik an der Universität Wien sowie Direktor des botanischen Gartens in Wien war. Von Endlicher gefördert, unternahm Ettingshausen als Kustos-Adjunkt der k.k. Geologischen Reichsanstalt Forschungsreisen zu den wichtigsten Fundorten fossiler Pflanzen in Österreich, von wo er große Sammlungen mitbrachte, über die er nach seiner Heimkehr zahlreiche Abhandlungen und Monografien schrieb.

Bereits 1853, im Alter von nur 27 Jahren, wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1856 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.

1854 wurde Ettingshausen Professor der Physik, Zoologie, Botanik und Mineralogie an der k.k. medicinisch-chirurgischen Josephs-Akademie Wien ("Josephinum"), wo er bis zur Auflösung dieser Institution 1871 blieb. Im selben Jahr wurde er zum ordentlichen Professor der Botanik und Paläophytologie an die Universität Graz berufen, wo er, seinem Forschungsschwerpunkt entsprechend, ein paläobotanisches Institut gründete. Er studierte vor allem die Flora des Tertiärs und untersuchte deren Beziehungen zur Flora der Gegenwart. Er sammelte Material aus den österreichischen und besonders den steirischen Tertiärfundstätten, welches er sorgfältig präparierte. 1880/81 wirkte Ettingshausen als Rektor der Universität Graz.

Sein Ruf als ausgezeichneter Kenner der Tertiärfloren verschaffte ihm den Auftrag, an der Bearbeitung der umfangreichen Sammlungen des Britischen Museums in London – es handelte sich um Funde aus Java, Sumatra, Japan, Australien, Südafrika und Brasilien – mitzuwirken. So umfasst sein wissenschaftliches Werk neben Monografien verschiedener österreichischer Fundstellen auch Arbeiten über überseeische Tertiärfloren.

Ettingshausen gehört zu den Begründern der Paläobotanik in Österreich. Sein Nachlass befindet sich an der Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz.

 

Werke (Auswahl):

Physiotypia plantarum Austriacarum. Der Naturselbstdruck bei seiner Anwendung auf die Gefässpflanzen des österreichischen Kaiserstaates (1855–73, gemeinsam mit Alois Pokorny); Die Blatt-Skelette der Dikotyledonen mit besonderer Rücksicht auf die Untersuchung und Bestimmung der fossilen Pflanzenreste (1861); Physiographie der Medicinal-Pflanzen nebst einem Clavis zur Bestimmung der Pflanzen mit besonderer Berücksichtigung der Nervation der Blätter (1862); Ueber die Entdeckung des neuholländischen Charakters der Eocenflora Europas und über die Anwendung des Naturselbstdruckes zur Beförderung der Botanik und Paläontologie (1862); Photographisches Album der Flora Österreichs (1864); Die Farnkräuter der Jetztwelt zur Untersuchung und Bestimmung der in den Formationen der Erdrinde eingeschlossenen Überreste von vorweltlichen Arten dieser Ordnungen (1865); Das australische Florenelement in Europa (1890).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

ADB Bd. 48, S. 435f.
Wurzbach Bd. 4, S. 111f.
ÖBL Bd. 1, S. 272.
GdSG Bd. 4, S. 113.
AEIOU.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Eine Kaplan-Turbine im Walchenseekraftwerk