Geb. 4. August 1791 in Erbach (Rheingau), gest. 6. Mai 1875 in Graz (Steiermark).
Baumeister.
Georg von Hauberrisser der Ältere war der Sohn von Lambertus und Catharina Haubenrisser (die ältere Namensform). Er hatte noch eine Schwester Charlotte. Früh verwaist, ging er 1805 zu einem verwandten Maurer in Mainz in die Lehre und bald darauf auf Wanderschaft. Bereits 1808 war er vermutlich bei einem Meister Rönig in Frankfurt am Main tätig, begab sich dann in den Elsass, nach Basel und München, wo er bei Hofbaumeister Carl Deiglmayr eine Stellung erhielt. Im November 1811 kam er nach Graz, wo er bei Baumeister Joseph Rothmayer zunächst als Polier, dann als Zeichner angestellt war und zu dessen Stellvertreter aufstieg. Nach Rothmayers Tod übernahm Hauberrisser 1828 die Firmenleitung und wurde 1830 in die Grazer Maurerzunft aufgenommen. Vermutlich bildete er mit Georg Lindner (1794–1879), den er bereits bei Rothmayer kennen gelernt hatte, seit 1838 eine Architektengemeinschaft. Beide scheinen gemeinsam bei zahlreichen Projekten auf, wobei Lindner, wie beim Lambrechter Hof (1838) oder beim Palais Kees (1843), die Pläne zeichnete und Hauberrisser die Bauten ausführte.
1849 musste er die Geschäftsführung aus gesundheitlichen Gründen Baumeister Joseph Mixner übergeben, fungierte aber noch oft als Sachverständiger.
Hauberrissers Leistung liegt in der Weiterführung und Überwindung des josefinischen Plattenstils seines Lehrherrn Rothmayer über den Klassizismus bis hin zum romantischen Historismus, der nicht nur in der Fassadengestaltung, sondern auch im Grundriss der Gebäude seinen Ausdruck findet. Kennzeichen von Hauberrisser sind in den Präsentationsbauten des Klassizismus die quadratischen Stiegenhäuser, die als Kommunikationszentren mitten in den Bau eingeplant wurden. Einzigartig ist beim Palais Meran in Graz der dominierende, zur Gartenseite gelegene zweistöckige Risalit (vor die Flucht des Hauptbaukörpers vorgezogener Bauteil). Typisch für seinen romantischen Historismus sind die Blockverbauungen über mehrere Parzellen und die nach oben hin anspruchloser werdenden Fassaden der biedermeierlichen Bürgerhäuser.
Hauberrisser war imstande, ganze Straßenzüge zu planen, weshalb er bei der Stadterweiterung von Graz im 19. Jahrhundert maßgeblich als Stadtplaner beteiligt war.
Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde am St.-Peter-Friedhof in Graz begraben.
Hauberrisser war dreimal verheiratet und hatte neun Kinder. Mit der ersten Frau Maria geb. Groder (gest. 1820, Heirat 1813), hatte er drei Kinder; mit der zweiten, Maria Cajetana geb. Haas (gest. 1833), ebenfalls drei, mit der dritten, Juliana geb. Röckenzaun (Heirat 1838) abermals drei. Der älteste Sohn aus dieser letzten Ehe war Georg Hauberrisser der Jüngere (1841–1922), der Architekt der neugotischen Herz-Jesu-Kirche in Graz und des Rathauses in München.
Werke (Auswahl):
Zahlreiche Erweiterungen und Umbauten von Grazer Bürgerhäusern, aber auch viele Neubauten, wie das Haus Leonhardstraße 2/ Glacisstraße 45 (1834); Färbergasse 2, 1843.
Präsentationsbauten in Graz, zusammen mit Georg Lindner: Lambrechter Hof, Freiheitsplatz 4 (1838); Palais Meran, Leonhardstraße 15 (1841–1844); Palais Kees, Glacisstraße 39/41 (1843).
Brückenkopf-Kettenhäuser der Ferdinandskettenbrücke in Graz, zum Teil bewohnbar (1833–1836, Brückeneinweihung am 19. April 1836, Brücke nicht erhalten, heute an deren Stelle: Keplerbrücke).
Sakralbau in Graz:
Karmelitinnenkloster am Graben und Kirche zum hl. Josef, Grabenstraße 114–118 (1835–1836).
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