Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Amalie Materna

Amalie Materna

Ca. 1880

Quelle: Wikipedia

 

Impressum

Geb. 10. Juli 1844 (laut anderen Quellen: 1845 oder 1847) in St. Georgen an der Stiefing (Steiermark), gest. 18. Jänner 1918 in Wien.
Sängerin.

Amalie Materna wurde als Tochter des Schullehrers Wenzeslaus Materna (gest. 1859) und der Josefa Hoik geboren.

Schon früh fiel die Stimme des jungen Mädchens beim Kirchengesang auf. Materna erhielt Gesangsunterricht an der Musikschule in Graz und beherrschte bereits im Alter von 13 Jahren die Ortrud im ersten Akt des "Lohengrin". Am 3. April 1864 debütierte sie als Anton in Franz von Suppés (1819–1895) Einakter "Flotte Bursche" [!] am Grazer Thalia-Theater. Im darauffolgenden Jahr heiratete sie den Volksschauspieler und Operettensänger Karl Friedrich und ging mit ihm ans Wiener Carltheater, wo sie ab 1866 verpflichtet war. Kurze Zeit setzte sie ihr Studium bei den Hofkapellmeistern Heinrich Joseph Esser (1818–1872) und Heinrich Proch (1809–1878) fort. Bis 1869 trat sie nur in Soubrettenrollen auf; am 1. Mai 1869 wurde sie schließlich von Franz von Dingelstedt (1814–1881) an die Wiener Hofoper engagiert, wo sie als Selica in "L'Africaine" von Giacomo Meyerbeer (1791–1864) äußerst erfolgreich debütierte und Marie Louise Dustmann-Meyer (1831–1899) als erste dramatische Sopranistin ablöste. 25 Jahre später, am 21. Dezember 1894, sollte sie als Elisabeth im Thannhäuser ihren letzten Auftritt an der Hofoper haben.

1874 lernte Materna Richard Wagner (1813–1883) kennen, der sie so schätzte, dass er sie anlässlich der Einweihung seiner Villa Wahnfried in Bayreuth als Sängerin engagierte. In den folgenden Jahren interpretierte sie verschiedene Wagner-Rollen. Als künstlerischer Höhepunkt ihrer Karriere gilt ihre Tätigkeit bei den Bayreuther Festspielen, wo sie 1876 erstmals die Brünnhilde in der "Walküre" sowie später bei den Uraufführungen von "Siegfried" und "Götterdämmerung" gab und 1882 bei der Uraufführung bis 1891 die Kundry ("Parsifal") sang. 1877 begleitete sie Wagner nach London, wo sie vielbejubelt in seinen Konzerten auftrat. Auch in Wien feierte sie große Erfolge, u.a. 1875 als Titelheldin bei der Uraufführung von Karl Goldmarks (1830–1915) "Königin von Saba". 1874 war sie die erste Wiener Amneris in Giuseppe Verdis (1813–1901) "Aida", 1877 folgte ebendort die Brünhilde, 1883 die Isolde.

1882 verpflichtete Theodore Thomas (1835–1905) sie für eine Wagner-Konzerttournee nach Amerika, wo sie 1884 und 1885 an der Metropolitan Opera sang. 1894/95 gehörte sie der Opera Company Walter Damroschs (1862–1959) an.

Materna, die zu den bedeutendsten Wagner-Sängerinnen ihrer Zeit zählte, trat nach ihrem Abschied von der Bühne 1894 bis 1913 in Konzerten auf und war bis zu ihrem Tod 1918 als gefragte Gesangspädagogin tätig. Die als k.k. Kammersängerin Ausgezeichnete ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

oeml Bd. 3, S. 1379f.
MGG Bd. 8, S. 1787.
NDB Bd. 16, S. 367f.
ÖBL Bd. 6, S. 139.
AEIOU.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, Juni 2011

 
Zum Bereich Musik   Zu den Projekten von LiTheS
  Hintergrundbild:
© DNY59 bei iStockphoto, 2005