Geb. 10. Februar 1868 in Eisenerz (Steiermark), gest. 30. Oktober 1929 in Graz (Steiermark).
Theologe; Lehrer; Erfinder.
Musger kam als Sohn des Lehrers Augustin Musger (geb. 1843) und dessen Frau Maria geb. Lintner (geb. 1840) zur Welt.
Musger absolvierte das Gymnasium und studierte 1887–1891 katholische Theologie an der Universität Graz. 1890 wurde er zum Priester geweiht, allerdings übte er diesen Beruf nur kurz aus: 1890–1892 war er als Kaplan im weststeirischen Preding tätig. 1892 wurde er als Präfekt an das gerade im Aufbau befindliche Fürstbischöfliche Knabenseminar (heute: Bischöfliches Gymnasium) in Graz berufen. 1892–1894 studierte er in Graz, 1894–1898 in Wien Mathematik und Physik (Lehramtsprüfung 1898), außerdem erwarb er an der Landeszeichenakademie in Graz sowie an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Gewerbe in Wien eine solide Ausbildung im Zeichnen – mit dem Ziel, den ihm als Lehrer zugedachten Aufgaben gerecht werden zu können. 1899 wurde er als Professor in den Lehrkörper des Fürstbischöflichen Knabenseminars aufgenommen, dem er bis zu seinem Tod 1929 angehörte.
Musgers Vorliebe galt physikalischen Problemen und ganz besonders der sich damals neu entwickelnden Disziplin der Kinematografie. Er arbeitete an der Verbesserung der Vorführtechnik mit dem Ziel, das störende Flimmern der Kinobilder zu beseitigen. Ursache dieses Flimmerns war die ruckweise Filmbewegung, durch die während des Weitertransports des Films immer wieder eine Verdunkelung entstand. Durch eine extrafokale Anordnung der Spiegeltrommel zwischen Objektiv und Projektionsschirm konnte er eine bedeutende Verbesserung der Filmwiedergabe-Qualität erreichen. Allerdings konnte er seine Erfindung nur in einem Versuchsmodell, von ihm "Kinetoskop" genannt, bauen. 1904 reichte er für seine Erfindung "Serienapparat mit Spiegelrad" ein Patent ein, für dessen Auswertung in Berlin und Ulm Gesellschaften gegründet wurden. Am 19. Juli 1907 fand die erste Vorführung mit einem vom Grazer Kinobesitzer K. Löffler gebauten Projektionsapparat statt. Kommerzieller Erfolg war dem "Kinetoskop" jedoch nicht beschieden, da die finanziellen Mittel zur Weiterentwicklung und Verfeinerung fehlten. Die "Prof. Musger Kinetoskop GmbH" musste ihre Tätigkeit bald wieder einstellen. Zu Bedeutung gelangte Musgers "Kinetoskop" erst rund zehn Jahre später durch seine Weiterentwicklung durch den Filmtechniker Hans Lehmann (1875–1917), der es in einen Apparat der Dresdener Firma Ernemann einbaute. Lehmann hatte das Patent zunächst ohne Wissen Musgers aufgegriffen und prägte für das neue Verfahren den Ausdruck "Zeitmikroskop", später "Zeitlupe". In einem Schreiben an Musger vom 14. April 1916 erkannte er nachträglich dessen Prioritätsrechte an.
Trotz des persönlichen materiellen Misserfolges entwickelte Musger seine Ideen weiter und meldete 1916 einen "Kinematographen mit Spiegelausgleich" zum Patent an – eine theoretisch interessante, technisch aber zu aufwändige Lösung. Dazu kommt, dass die wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg eine Auswertung unmöglich machte. Musger zog keinerlei finanziellen Gewinn aus seinen Erfindungen und veröffentlichte sie auch nicht.
Musger ist vielfach als "Erfinder der Zeitlupe" bezeichnet worden, was nicht ganz zutreffend ist, da zwar wesentliche Vorarbeiten von ihm stammen, der erste technisch brauchbare kinematografische Zeitdehner jedoch von Hans Lehmann entwickelt wurde. Das Attribut "Pionier der Zeitlupentechnik" hat sich Musger jedenfalls redlich verdient. An ihn erinnert eine Büste aus dem Jahr 1959 im Skulpturengarten der Grazer Burg.
Werke (Auswahl):
Österreichische Patente 2609 und 87843; DRP 180944 und 372087.
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