Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon

Wilhelm von Tegetthoff

Wilhelm von Tegetthoff

Lithografie von Joseph Kriehuber, 1866

Sammlung Peter Geymayer

Impressum

Geb. 23. Dezember 1827 in Marburg an der Drau/Untersteiermark (Maribor/Slowenien), gest. 7. April 1871 in Wien.
Admiral der österreichischen Kriegsmarine, Sieger der Seeschlacht von Lissa.

Wilhelm wurde als Sohn des k.k. Oberstleutnants Karl von Tegetthoff (gest. 1858) und dessen Ehefrau Leopoldine geb. Czermak geboren. 1840–1845 besuchte er die See-Kadettenschule (Marinekollegium) in Venedig. Anschließend trat er seinen Dienst als Marine-Kadett auf der "Montecucculi" an und diente danach auf der "Adria". Im Jänner 1848 wurde er Linienschiffs-Fähnrich und im April desselben Jahres Fregatten-Fähnrich. Die Revolutions- und Kriegsjahre verbrachte er auf mehreren Kriegsschiffen – er war u.a. an der Blockade Venedigs beteiligt –, was dazu beitrug, seine Karriere voranzutreiben. 1851 erfolgte die Beförderung zum Fregatten-, 1852 zum Linienschiffs-Leutnant. Nachdem er auf verschienen Schiffen als erster Leutnant und Wachoffizier gedient hatte, erhielt er 1854 mit der "Elisabeth" sein erstes selbständiges Kommando; 1864 wurde er Linienschiffskapitän. Im Deutsch-Dänischen Krieg (= Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg, 1864) kämpfte er auf der Seite der österreichisch-preußischen Allianz gegen Dänemark. Tegetthoff kommandierte die österreichische Eskader während des Seegefechts bei Helgoland (9. Mai 1864), das trotz erheblicher Verluste von den Österreichern als Sieg betrachtet wurde, was zu Tegetthoffs nächster Beförderung führte: Mit nur 37 Jahren wurde er Konteradmiral und neuer Oberbefehlshaber der österreichischen Flotte.

Seinen bedeutendsten Sieg errang Tegetthoff am 20. Juli 1866 im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg bei der Seeschlacht von Lissa (Vis/kroatische Insel in der Adria): Durch Rammtaktik gelang es ihm, mit der technisch weit unterlegenen österreichischen Flotte der italienischen Kriegsmarine eine schwere Niederlage zuzufügen. Dafür wurde der 'Seeheld' mit dem Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet und zum Vizeadmiral befördert.

Nach seiner Rückkehr von mehreren Studienreisen, die ihn 1866/67 nach Frankreich, Großbritannien und in die USA geführt hatten, wurde Tegetthoff damit beauftragt, den Leichnam Kaiser Maximilians I. (1832–1867) von Mexiko nach Triest zu bringen.

Ab 1868 leitete Tegetthoff die Marinesektion im Wiener Kriegsministerium und setzte in dieser Zeit gegen schwere Widerstände die Modernisierung der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine durch. Seine Neuorganisation blieb bis zum Ersten Weltkrieg in dieser Form bestehen.

1871 erkrankte Tegetthoff an einer Lungenentzündung, an der er im Alter von nur 43 Jahren in Wien verstarb. Sein Grab befindet sich in Graz, wo seine Eltern gelebt hatten, auf dem St. Leonhard-Friedhof. An ihn erinnern zahlreiche Denkmäler u.a. in Wien, Pula (Pola/Kroatien), Marburg an der Drau (Maribor/Slowenien) und Graz.

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

ADB Bd. 37, S. 530–535. [Tegetthof (sic)]
Wurzbach Bd. 43, S. 188–209.
GdSG Bd. 4, S. 481.
AEIOU.
DBE.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Ausschnitt: Lettau: Erzherzog Johann vor Landschaftshintergrund, 1844