Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Anna Wittula
geborene Unger

 

 

Impressum

Geb. 22. April 1861 in Marburg an der Drau (Maribor/Slowenien), gest. 3. März 1918 in Graz (Steiermark).
Schriftstellerin.

Anna Unger wurde als Tochter des Südbahninspektors Julius Unger und dessen Frau Anna geb. Landwehr geboren.

Die Volksschule besuchte sie in Wien. 1877 erhielt ihr Vater eine Stellung in Steinbrück (Zidani most/Slowenien), wodurch ein neuerlicher Umzug der Familie nötig wurde. Nach einer kurzen Zeit an der örtlichen Schule von Steinbrück besuchte Anna die Konventschule der Ursulinen in Laibach (Ljubljana/Slowenien).

In Laibach war sie häufig zu Gast im Haus ihres Großonkels Karl Grünewald, dessen Tochter unter dem Pseudonym "Harriet" Novellen und Dramen verfasste und auch ihr Interesse an der Literatur weckte.

Wittula gehört dem Kreis der um die Jahrhundertwende und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts literarisch aktiven Untersteirer an. Sie schrieb historische Erzählungen und Romane, die alle in der Steiermark sowie in der Untersteiermark spielen und erlebte wahrscheinlich nur die Veröffentlichung eines einzigen ihrer Bücher: Die sich über die Jahre 1814–1842 erstreckende Geschichte des Gerbermeisters Wundsam und seiner Kinder "Das Gerberhaus. Familienroman aus der südsteirischen Biedermeierzeit" erschien als Bd. 19 der Reihe "Philipps Bücherei" des Wiener Verlages Jakob Philipp, ohne Jahr, von der Deutschen Nationalbibliothek plausibel auf 1918 datiert. (Üblicherweise wird in Bibliografien auf die Ausgabe der Deutschen Vereinsdruckerei, Graz 1926 verwiesen.) Ebenfalls unsicher zu datieren ist die in Eisenerz angesiedelte Erzählung "Das Gruberdirndl. Aus der Familiengeschichte eines steirischen Hammerhauses", die als Bd. 40 der Reihe "Philipps Bücherei" veröffentlicht wurde. Ein Vorabdruck erschien in der "Österreichischen Illustrierten Zeitung" (Wien 1917). Der in Pettau (Ptuj/Slowenien) spielende Roman "Die Jungfer Nanett vom 'Goldenen Straußen'. Roman aus dem untersteirischen Vormärz" (1922) sowie der 1924 posthum erschienene Text "Veit Billerbecks Erben. Roman aus der Franzosenzeit in Graz" schildern beide Geschichten aus der Biedermeierzeit.

Ein bibliografischer Nachweis der von Friedrich Pock (1891–1945), Literarhistoriker und späterer 'Beauftragter für Schrifttumsfragen in der Gauleitung Steiermark der NSDAP', in Nagl-Zeidler-Castle erwähnten novellistischen Skizzen "Brüder Grimm" und "Die süße Schäferin" ist nicht geglückt. Wittula starb zu einem Zeitpunkt, als sie gerade anfing, Erfolg zu haben. Sie ist auf dem Grazer St. Leonhard-Friedhof begraben.

 

Werke (Auswahl):

Das Gerberhaus. Familienroman aus der südsteirischen Biedermeierzeit (1918); Das Gruberdirndl. Aus der Familiengeschichte eines steirischen Hammerhauses (o.J.); Die Venus vom Candussihof. Roman aus der Steiermark um 1830 (1921); Die Jungfer Nanett vom "Goldenen Straußen". Roman aus dem untersteirischen Vormärz (1922); Sonnenuntergang. Erzählung aus der obersteirischen Gewerkenzeit (1922); Veit Billerbecks Erben. Roman aus der Franzosenzeit in Graz (1924).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

Nagl-Zeidler-Castle Bd. 4, S. 1233f.
GdSG Bd. 4, S. 534.
Löschnigg, Hanns: Anna Wittula. Eine steirische Erzählerin. In: Südsteiermark. Ein Gedenkbuch. Hrsg. von Franz Hausmann. Graz: Moser 1925.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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  Hintergrundbild:
Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato
für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899