Literatur- und kulturgeschichtliches Handbuch der Steiermark im 19. Jahrhundert online
Lexikon Jakob Franz Dirnböck

Gedenktafel für Jakob Franz Dirnböck

Ausschnitt aus der Gedenktafel für Jakob Franz Dirnböck,
Graz, Paradeisgasse 1

© Birgit Scholz, 2011

Impressum

Geb. 17. Dezember 1809 in Graz (Steiermark), gest. 9. August 1861 in Graz.
Buchhändler, Verleger; Schriftsteller.

Der als Sohn eines Bäckers geborene Dirnböck absolvierte das Gymnasium in Graz und trat anschließend in die Müller'sche Buchhandlung seiner Heimatstadt ein. 1831 kam er als Buchhändler nach Wien und Prag, später nach Breslau, Augsburg und Luzern. 1844 eröffnete er selbst in Graz eine Buchhandlung.

Ebenfalls 1844 feierte die von Erzherzog Johann (1782–1859) 1819 gegründete steiermärkische Landwirtschaftsgesellschaft ihr 25-jähriges Bestehen. Zu dieser Gelegenheit dichtete Dirnböck das zehnstrophige Lied "Der Steirer Land. Hoch vom Dachstein", wie es zunächst hieß. Der Grazer Domorganist Ludwig Seydler (1810–1888) komponierte die Melodie dazu und so erklang das Lied erstmals beim Festakt der Landwirtschaftsgesellschaft. Nach den ersten Vorführungen geriet es beinahe in Vergessenheit, verbreitete sich wenige Jahre später jedoch immer mehr und wurde bald bei jeder patriotischen Feier gesungen. So wurde das Lied immer populärer und schließlich wurden am 3. Juli 1929 vom Steiermärkischen Landtag Melodie und Text (die ersten drei sowie die letzte der ursprünglich zehn Strophen) zur steirischen Landeshymne erhoben. Seit einigen Jahren gibt es immer wieder Diskussionen über den Text der Hymne, da dieser eine geografische Ausdehnung der Steiermark ins heutige Slowenien hinein beschreibt, wie sie zu Dirnböcks Zeiten zwar noch zutraf, inzwischen aber längst Geschichte ist.

 

Werke (Auswahl):

Der Steirer Land. Hoch vom Dachstein (Ged.) [Text der steirischen Landeshymne] (1844); Erlebnisse und Abenteuer des Hans Michel aus Obersteier auf seiner ersten Eisenbahnfahrt durch das Mürz- und Murthal nach Gratz (1845); Hans Michels Brief über die zehnte Versammlung deutscher (echter und unechter) Land- und Forstwirthe zu Gratz, vom 14. bis 18. September 1846 (1846); Briefe des Hans Michel aus Obersteier an seinen Göd, den Sensenschmid in der Oed, aus Steiermark und Gratz (1845–56); Erinnerung an Steiermark. Für Gesang mit Pianoforte-Begleitung. Musik von Ludwig Carl Seydler (ca. 1850); als Verleger: Der innerösterreichische Hausfreund (1847) [heimatkundlich wertvoller Kalender]; Der Steirische Landbote (1848–49); Blätter der Freiheit und des Fortschritts (1848) – später unter dem Titel Volks-Zeitung für demokratische Interessen (1848–1861; existierte bis 1898); Dirnböck's Provinz-Adressbuch für das Kaiserthum Österreich (1863).

 

Abkürzungsverzeichnis

Literatur:

Kosch Bd. 3, Sp. 312.
ÖBL Bd. 1, S. 187.
GdSG Bd. 4, S. 81.
Schlossar, Anton: Hundert Jahre deutsche Dichtung in Steiermark. 1775–1875. Wien: Graeser 1893. (= Österreichische Bibliothek. 2.) S. 116–119.
Schlossar, Anton: Der Dichter des Dachsteinliedes. In: Ders.: Cultur- und Sittenbilder aus Steiermark. Skizzen, Studien und Beiträge zur Volkskunde. Graz: Goll 1885, S. 190–192.

 

Autorin des Artikels:

Birgit Scholz, April 2011

 
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Dank von Carla Gräfin Attems im Auftrag von Erzherzogin Maria Josepha an Katharina Prato für das 200.000 Exemplar der "Süddeutschen Küche", 1899